Todesmutige Nonnen stoppen brutale Polizei
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Nach Militärputsch in Myanmar:Todesmutige Nonnen stoppen brutale Polizei

Mit Gebeten schützen sie nach dem Militärputsch in Myanmar verfolgte Demonstranten
Todesmutige Nonnen stoppen brutale Polizei

Der Widerstand gegen die Militärregierung in Myanmar hat eine neue Heldin: Die katholische Schwester Ann Nu Thawng stellt sich kniend und betend gegen die Polizei.
Publiziert: 09.03.2021 um 15:16 Uhr

Sie fällt auf die Knie, faltet die Hände und beginnt zu beten. Ihr gegenüber: Eine Reihe schwer bewaffneter Polizisten mit Schutzschilden. Und oh Wunder: Der eine oder andere der Polizisten sinkt ebenfalls auf die Knie, beginnt ebenfalls zu beten. Der brutale Polizeieinsatz ist gestoppt, wenigstens vorübergehend.

Bei der katholischen Schwester des Ordens St. Francis Xavier, die den Kampfeinheiten der myanmarischen Militärregierung in Myitkyina todesmutig die Stirn bietet, handelt es sich um Ann Nu Thawng (45). Mit ihrem Kniefall schützte sie gegen hundert Demonstranten, die sich in ihrem Kloster versteckt halten. Den Polizisten rief sie zu: «Erschiesst mich zuerst!»

Andere Schwestern tun es ihr gleich

In einem Video sagt die Schwester: «Es gibt niemanden, der das myanmarische Volk schützen kann. Die Menschen müssen sich selber verteidigen und gegenseitig helfen, denn wir können niemandem vertrauen.» Bilder zeigen, dass es ihr inzwischen andere Schwester gleichtun und ebenfalls vor den Polizisten betend auf die Knie fallen.

Schwester Ann Roza Nu Thawng und Kolleginnen stellen sich mutig den Polizisten entgegen.
Foto: AFP
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Myitkyina ist die Hauptstadt des überwiegend von Christen bewohnten Bundesstaates Kachin im Norden des Landes.

Über 60 Menschen getötet

Das asiatische Land Myanmar, das früher Burma hiess, versinkt nach dem Militärputsch vom 1. Februar im Chaos. Regierungschefin Aung San Suu Kyi (75) wurde unter Hausarrest gestellt. Als Grund für den Putsch nannten die Generäle Unregelmässigkeiten bei der Parlamentswahl im November 2020, welche die Friedensnobelpreisträgerin mit klarem Vorsprung gewonnen hatte.

Täglich gehen trotz Ausgangssperre Hunderttausende auf die Strasse, um die Wiedereinsetzung der beliebten Regierungschefin zu fordern. Die Schergen der Militärregierung reagieren mit brutaler Gewalt, bisher sind über 60 Menschen getötet worden. Rund 1850 Personen sind, zumindest vorübergehend, festgenommen worden.

Am Montag kam es in der grössten Stadt Yangon, früher Rangun, zu Strassenschlachten, nachdem die Polizei Hunderte Demonstranten eingekesselt hatte. Die Vereinten Nationen fordern eine «sofortige Deeskalation».

Schwester Ann Nu Thawng leistet weiter betend Widerstand. Über Nacht ist sie zur Heldin des demokratischen Widerstands in ihrem Land geworden. (gf)

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