Mit Ausreden blockt das Land Aufklärungen über das Virus ab
China verweigert Corona-Forschern kurzfristig die Einreise

Sie waren schon unterwegs, als sie wieder umkehren mussten: China hat zehn Experten der WHO in letzter Minute die Einreise verweigert. Bei der WHO in Genf herrscht Bestürzung. Was haben die Chinesen zu verbergen?
Publiziert: 06.01.2021 um 17:23 Uhr
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Aktualisiert: 11.01.2021 um 07:52 Uhr

Auch ein Jahr nach Ausbruch des neuen Coronavirus mauern die Chinesen: Einem Expertenteam der Weltgesundheitsorganisation WHO wurde am Dienstag die Einreise verweigert. Forscher, die bereits unterwegs waren, mussten umkehren.

Entgegen den Abmachungen habe Peking kurzfristig mitgeteilt, dass die nötigen Einreisepapiere doch noch nicht vorlägen, sagte WHO-Nothilfe-Koordinator Michael Ryan (55).

Das zehnköpfige Team unter der Leitung des dänischen Tierseuchen-Experten Peter Ben Embarek sollte im Auftrag der WHO die Ursprünge des Coronavirus erkunden. Geplant war, nach einer zweiwöchigen Quarantäne mit der Forschung in Wuhan zu beginnen und anschliessend durchs ganze Land zu reisen.

Hausbesuch für Corona-Tests in Wuhan: Man geht davon aus, dass das neue Virus in der chinesischen Millionenstadt ausgebrochen ist.
Foto: keystone-sda.ch
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«Eine komplizierte Sache»

Die ganze Reise war vorbereitet. Jetzt aber stoppen die Chinesen überraschend das Projekt. Die fadenscheinige Begründung der Aussenamtssprecherin Hua Chunying (50): «Wir müssen noch Schwierigkeiten überwinden, um unsere internen Vorbereitungen voranzubringen und gute Bedingungen für die Experten zu schaffen.» Die Suche nach dem Virus sei eine komplizierte Sache.

Weiter sagte Chunying: «Wir müssen notwendige Verfahren durchlaufen und besondere Absprachen treffen.» Es gehe nicht nur um Visa, sondern auch um «Termine und einige andere Details».

Enttäuschung in Genf

Bei der WHO in Genf herrscht grosse Enttäuschung. Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus (55) sagte an einer Medienkonferenz: «Ich habe Kontakte zu hochrangigen chinesischen Beamten aufgenommen und erneut deutlich gemacht, dass die Mission für die WHO und das internationale Team Vorrang habe.»

Notfallchef Michael Ryan ergänzte: «Wir vertrauen und hoffen, dass dies nur ein logistisches und bürokratisches Problem ist, das sehr schnell gelöst werden kann.»

Wieder lokale Ausbrüche

Man geht generell davon aus, dass das neue Coronavirus auf einem Wildtiermarkt in Wuhan ausgebrochen ist. Nach einer Phase der Entspannung kämpft China zurzeit wieder mit lokalen Ausbrüchen.

Chinesische Behörden streuen aber seit Monaten Zweifel daran, dass das Virus überhaupt aus China stammt. Staatsmedien verweisen auf unbestätigte Berichte, dass es mögliche Sars-CoV-2-Infektionen vor der Entdeckung der ersten Fälle Anfang Dezember 2019 in Wuhan schon in anderen Ländern gegeben haben soll. (gf)

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