Militär-Experte wettert gegen Europas Politiker
«Wir haben es mit Hosenscheissern zu tun»

Der Militärexperte Gustav Gressel lässt kein gutes Haar an den Politikern in Europa. Für ihn hat die Politik in Bezug auf die Ukraine versagt. Statt die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, müsse die USA den grossen Bruder spielen.
Publiziert: 28.12.2022 um 11:23 Uhr
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Aktualisiert: 01.01.2023 um 15:40 Uhr

Milliarden-Beträge, Sanktionspakete, Telefonate – seit Wladimir Putins (70) Einmarsch in die Ukraine, steht Europa der Ukraine bei. Doch setzt Europa wirklich alles daran, um den Aggressor zu Russland stoppen? Keineswegs, findet der Militärexperte Gustav Gressel (43), der sich insbesondere mit militärstrategische Fragen zu Osteuropa und Russland beschäftigt.

In seinem Urteil zerreisst er die EU-Politiker und das Bundeskanzleramt regelrecht in der Luft, wie der «Stern» berichtet. Deren Haltung sei zögerlich – und sie würden die Dinge nicht selbst in die Hand nehmen. Stattdessen müssten die USA dies übernehmen. «Da muss der Amerikaner hergehen und sie eskortieren, so wie das bei kleinen Kindern der Fall ist.»

Gressel setzt aber noch einen obendrauf. «Wir haben es in Europa weitestgehend mit Hosenscheissern in politischen Führungsriegen zu tun, die sich nicht trauen, über die geringste Hürde alleine zu springen», sagt der Politikwissenschaftler weiter. Grund dafür sei die nukleare Ungleichheit zwischen den Weltmächten.

Der Militärexperte Gustav Gressel wettert gegen Europas Politik in Bezug auf die Ukraine.
Foto: ecfr.eu
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Putin wird wieder versuchen, Kiew zu erobern

Dementsprechend düster fällt Gressels Prognose in Bezug auf den weiteren Kriegsverlauf aus: Im Frühling 2023 sei eine weitere, massive Offensive von Putins Truppen zu erwarten. Auch ein erneuter Einmarsch in Kiew sei nicht auszuschliessen. Dass es den russischen Streitkräften aber gelingt, die ukrainische Hauptstadt einzunehmen, hält der Experte dennoch für unwahrscheinlich.

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Ihm zufolge dürften die möglichen Gefechte im Frühling die Kampfmoral der Ukrainer weiterhin stärken. Und: Ein Sieg für die ukrainischen Truppen sei nicht nur begrüssenswert, sondern nach wie vor ein mögliches Szenario. Dafür sei die verstärkte Unterstützung mit westlichen Waffen aber unabdingbar.

«Siegfrieden» der Ukraine ist wichtig

Europa müsse aufwachen und die militärische Unterstützung für die Ukraine hochfahren. Gressel befürchtet, ansonsten könnte es fatale Folgen für Europa haben: «Die Alternative zur militärischen Unterstützung der Ukraine ist in zehn Jahren selbst Krieg führen zu müssen, gegen ein Russland, das bei uns einmarschiert.»

Nur durch einen «Siegfrieden» der Ukraine – sprich einen Friedensvertrag, dessen Bedingungen einseitig festgelegt werden – könnte dies verhindert werden. Der dauerhafte Frieden in Europa wäre dann wieder hergestellt. (dzc)

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