Marokkanische Zeitung berichtet
Schweizer Islamist wollte Fedpol-Beamte töten

Zwei Schweizer wurden im Zusammenhang mit der Ermordung zweier skandinavischer Touristinnen in Marokko festgenommen. Nun berichtet ein marokkanisches Medium, dass einer der beiden Verhafteten Anschläge auf die Schweiz plante.
Publiziert: 15.01.2019 um 03:15 Uhr
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Aktualisiert: 15.01.2019 um 07:48 Uhr
Der Schweizer Nicholas P. wurde in Marokko verhaftet. Grund: Die Ermordung zweier Touristinnen in Marokko. P. soll Kontakt zum IS haben und unter anderem für Anschläge in der Schweiz ausgesucht worden sein, berichtet ein marokkanisches Medium.
Foto: Screenshot
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Am 17. Dezember 2018 wurden Maren Ueland (†28) aus Norwegen und Louisa Vesterager Jespersen (†24) aus Dänemark in Marokko die Kehlen durchgeschnitten. Ihre Leichen fand man am Fuss des Berges Toubkal, einem beliebten Ziel für Wanderer. Grausam: Die Täter nahmen die Tat auf Video auf, prahlten damit, dass sie aus «Rache für unsere Brüder in Hajine in Syrien» geschehe (BLICK berichtete).

Knapp zwei Wochen darauf nahm die Polizei den schweizerisch-spanischen Doppelbürger Kevin Z.* (25) fest. Er soll die Täter unter anderem im Umgang mit Schusswaffen ausgebildet haben. (BLICK berichtete). Vor wenigen Tagen wurde in der marokkanischen Stadt Témara ein weiterer Schweizer im Zusammenhang mit der Tat verhaftet: Nicholas P., Spitzname «Abdelkrim», soll Kontakt zu den Mördern der beiden Frauen aus Skandinavien gehabt haben.

P. soll Fedpol-Beamte zum Ziel gehabt haben

Wie sich nun herausstellt, könnte sich die Verhaftung von Nicholas P. als Glücksfall für die Schweiz erweisen. Tamedia-Medien zitieren die marokkanische Tageszeitung «Assabah», die berichtet, dass Nicholas P. im Jahr 2016 den Auftrag erhalten habe, Terroranschläge gegen Ziele in der Schweiz auszuführen. Dazu sollen unter anderem Beamte des Bundesamts für Polizei (Fedpol) und Finanzinstitutionen gehört haben. 

Fedpol sagte auf Anfrage von Tamedia, bisher nichts von geplanten Anschlägen erfahren zu haben. Man sei aber im Kontakt mit marokkanischen Polizeistellen. Der marokkanische Bericht wiederum soll keine weiteren Details zu den geplanten Anschlägen in der Schweiz genannt haben. «Assabah» habe lediglich berichtet, dass sich Nicholas P. auch mit dem Aufbau von Terrorzellen in Südostasien beschäftigt habe, nachdem sich die Anschlagspläne in der Schweiz zerschlagen hätten. Laut dem marokkanischen Zeitungsbericht handelte es sich bei Nicholas P. um einen Extremisten ersten Ranges, der die Ideologie des Islamischen Staats schon vor längerem übernommen hat.

Der gefährlichste Schweizer im IS

Auftraggeber von P. soll Daniel D. gewesen sein, der von Interpol gesucht wird und laut Terrorismus-Experten der gefährlichste Schweizer IS-Terrorist sein soll. Möglicherweise haben sich Daniel D. und Nicholas P. in Genf kennengelernt. Letzterer besuchte laut Tamedia die grosse Moschee von Petit-Saconnex, bevor er sich vor zwei Jahren in Marokko niederliess. In dieselbe Moschee soll auch Daniel D. gegangen sein, bevor er im Frühling 2015 nach Syrien ausreiste, wo D. angeblich unter anderem in einer Abteilung aktiv gewesen sein soll, die Terroranschläge im Ausland plante. 

Auch der andere involvierte Schweizer, Kevin Z.*, besuchte die grosse Moschee von Petit-Saconnex, wo er laut Tamedia Nicholas P. kennenlernte. Gemeinsam mit Nicholas P. sitzt er wegen Terrorverdachts in Untersuchungshaft in Marokko. Beiden wird allerdings nur Kontakt zum IS und nicht eine Mittäterschaft an der Ermordung der beiden jungen Skandinavierinnen vorgeworfen. 

Z. erhält IV-Hilfe

Z. fiel in Genf durch Kleinkriminalität und Drogenprobleme auf. Zwar lebt er mittlerweile mit Frau und Kindern in Marokko, soll aber immer wieder die Schweiz besucht haben. Sein Leben in Nordafrika finanziert sich Z. auch dank einer IV-Hilfe aus der Schweiz, die er wegen psychischer Probleme erhält. 

Wo sich der dritte Schweizer aufhält, ist nicht bekannt. Interpol warnt ausdrücklich vor der Gefährlichkeit des Jihadisten Daniel D. alias Abu Ilias as-Swissri aus Genf. Laut Tamedia-Bericht wurde Daniel D. das letzte Mal vor rund einem Jahr nahe der syrisch-irakischen Grenze gesehen. (vof)

*Name der Redaktion bekannt

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