Portugiesische Polizei sucht erneut in Stausee nach Maddie
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Vor einem Jahr:Portugiesische Polizei sucht erneut in Stausee nach Maddie

Maddie-Verdächtiger beteuert in Briefen Unschuld
«Die ganze Welt glaubt, dass ich ein Kindermörder bin»

Christian B., der Hauptverdächtige im Fall Maddie, sitzt eine lange Haftstrafe ab. Jetzt tauchen Briefe auf, in denen er Einblicke in seine Gedankenwelt gibt. Und er beteuert seine Unschuld
Publiziert: 28.05.2023 um 00:07 Uhr
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Aktualisiert: 28.05.2023 um 08:09 Uhr
2007 wurde die kleine Maddie McCann aus einem Zimmer in einer Ferienwohnung an der portugiesischen Algarve entführt.
Foto: keystone-sda.ch
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Christian B.* (45) ist ein verurteilter Vergewaltiger, sitzt seit Oktober 2020 in Oldenburg in Haft. Sieben Jahre hat er abzusitzen, unter anderem wegen der Vergewaltigung einer 72-jährigen Amerikanerin. Und er ist der Hauptverdächtige im Fall Maddie. Das kleine Mädchen verschwand vor 16 Jahren in Portugal spurlos. Diese Woche nahm die Polizei einen neuen Anlauf und ging einer Spur an einem Stausee nach.

Wenige Tage zuvor schickte Christian B. einen vierseitigen mit Bleistift geschriebenen Brief, wie die «Daily Mail» berichtet. Die Schrift ist akkurat, sein Englisch praktisch fehlerlos. Es ist offenbar nicht der einzige Brief, den die Zeitung von ihm erhalten hat.

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«Es wird nie einen Prozess geben.»
Christian B.
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Christian B. beklagt sich darin: «Sie können sich nicht vorstellen, wie es ist, wenn die ganze Welt glaubt, dass Sie ein Kindermörder sind, und Sie sind es nicht». Und obwohl die Ermittler von seiner Schuld überzeugt sind, glaubt B., dass er nie vor Gericht stehen wird: «Mir wurde vor langer Zeit gesagt, dass die Staatsanwaltschaft den Fall Maddie einstellt, weil es nicht den geringsten Beweis gibt. Es wird nie einen Prozess geben.»

Christian B. spricht in dem Brief zunächst über Fussball, wettert über die deutsche Nationalmannschaft, die unfassbar schlecht sei, schimpft über «Millionäre, die einem Ball nachrennen». Dass er den Fussballer Robert Lewandowski möge. Danach kommt er auf seinen Fall zu sprechen.

«Wir sind hier in Deutschland, nicht in Pakistan»

Die Polizei und die Staatsanwälte versuchten, «ein Monster zu erschaffen». Er werde «verfolgt» und die Ermittler wollten «die Leute glauben lassen, dass ich der Richtige bin». Er mache einen psychologischen Kampf durch, schreibt von «Folter, die ich durchmache». Er hätte nie geglaubt, dass das möglich sei. «Wir sind hier in Deutschland, nicht in Pakistan».

Überraschende Anschuldigungen macht der Häftling an Mitglieder des Ermittlerteams, die von der «Daily Mail» aus juristischen Gründen nicht wiedergegeben werden können. Im Brief schreibt er dazu: «Ich meine einen schwulen Ermittler, der in einen Schwerverbrecher verliebt ist. Ungeheuerlich.»

«Sie versuchen, mich anderer seltsamer Dinge zu beschuldigen»

Christian B. versucht im Brief, Zweifel an den Ermittlern zu streuen. «Die Verantwortlichen sind nicht stark genug, um die Fehler zuzugeben, die sie im Fall Maddie gemacht haben. Also versuchen sie verzweifelt, mich anderer seltsamer Dinge zu beschuldigen. Es spielt keine Rolle, dass ich ein völlig anderes Aussehen habe, als die Opfer behaupten. Ich würde wirklich gerne wissen, was sie ihnen erzählen, um sie davon zu überzeugen, dass ich es trotzdem war.»

Der vierseitige Brief endet mit der Zeichnung eines Gänseblümchens, dessen Blütenblätter gepflückt werden, um das die Worte «nicht schuldig» und «schuldig» kreisen. Dazu schreibt er: «Der Frühling kommt…» (neo)

*Name bekannt

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