Land unter in Brasilien
Zahl der Hochwasseropfer steigt auf über 120

Nach aussergewöhnlich heftigen Regenfällen im Süden von Brasilien kämpfen die Menschen in der Region gegen die Wassermassen. Hunderttausende wurden evakuiert.
Publiziert: 10.05.2024 um 04:52 Uhr
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Aktualisiert: 11.05.2024 um 12:05 Uhr

Im Süden Brasiliens ist kein Ende der ungewöhnlich heftigen Hochwasser in Sicht. Auch für Samstag und Sonntag sagte der brasilianische Wetterdienst für den Bundesstaat Rio Grande do Sul heftige Regenfälle voraus. Die Zahl der Unwettertoten erhöhte sich nach Angaben des Zivilschutzes bis Freitagabend (Ortszeit) auf 126. Weitere 141 Menschen wurden vermisst und 756 verletzt. Fast 340'000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, mehr als 71'000 wurden in Notherbergen untergebracht. Grosse Landstriche standen unter Wasser, Strassen und Häuser wurden überschwemmt.

«Die Auswirkungen der Überschwemmungen und das Ausmass der Tragödie sind verheerend», schrieb der Gouverneur von Rio Grande do Sul, Eduardo Leite, auf der Online-Plattform X. Seine Regierung gehe davon aus, dass für den Wiederaufbau mindestens 19 Milliarden Reais (3,3 Milliarden Franken) benötigt werden.

Tausende Menschen betroffen

Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva sagte der Region ein Hilfspaket in Milliardenhöhe zu. «Wir dürfen nicht zulassen, dass die Bürokratie uns daran hindert, den Menschen in Rio Grande do Sul zu helfen», schrieb er auf X. Papst Franziskus sagte als Soforthilfe umgerechnet 97'000 Franken für die Opfer der Überschwemmungen zu, wie die brasilianische Bischofskonferenz mitteilte.

Drohnenaufnahmen zeigen die Verwüstung in Rio Grande do Sul.
Foto: keystone-sda.ch
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Zahlreiche Gemeinden im Katastrophengebiet waren von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten. Auch die Telefon- und Internetverbindungen wurden in vielen Ortschaften unterbrochen. Die Luftwaffe brachte Hilfsgüter in die Region, darunter Medizin, Wasseraufbereitungsanlagen und Lebensmittel.

Es soll weiter regnen

Die Überschwemmungen bringen auch Tausende Tiere in grosse Gefahr. Die Zeitung «O Globo» meldete unter Berufung auf die Regionalregierung, dass Militär, Polizei und Feuerwehr bisher fast 9000 Tiere in Sicherheit gebracht hätten. Am Donnerstag war ein Pferd vom Dach eines Hauses geborgen worden. Laut «O Globo» rettete der 26-jährige Tierarzt Enderson Barreto alleine mindestens 400 Tiere in sieben Tagen, darunter Hunde, Katzen, Schweine, Pferde, Hühner und andere Vögel. «Dies war einer der schlimmsten Augenblicke meines Lebens», sagte der Veterinär der Zeitung.

Rio Grande do Sul ist der südlichste der 26 brasilianischen Bundesstaaten. Er grenzt an Uruguay und Argentinien und ist vergleichsweise wohlhabend. Seine gut elf Millionen Einwohner nennt man in Brasilien Gaúchos, nicht zu verwechseln mit den Gauchos, den südamerikanischen Viehhirten. In diesem Jahr wird in dem Bundesstaat auch der 200. Jahrestag des Beginns der deutschen Einwanderung in Brasilien 1824 begangen.

Extremwetter in Brasilien

Der brasilianische Wetterdienst Inmet sagte von Freitag bis Sonntag weitere starke Regenfälle für die Region voraus. Der Zivilschutz von Rio Grande do Sul gab für einen grossen Teil des Bundesstaates eine Warnung vor heftigem Wind mit Geschwindigkeiten von mehr als 90 Kilometern pro Stunde heraus. Es bestand auch die Gefahr von Gewittern und Hagelschlag.

Brasilien litt zuletzt immer wieder unter extremen Witterungsbedingungen. Ende vergangenen Jahres beispielsweise ächzte das eigentlich feuchte Amazonasgebiet unter einer Jahrhundertdürre und extremer Hitze. Die Pegelstände vieler Flüsse sanken dramatisch, viele Tiere verendeten.

Extreme Wetterereignisse wie die Überschwemmungen im Süden von Brasilien kommen zwar von Natur aus immer mal wieder vor. Nach Einschätzung von Wissenschaftlern erhöht sich durch den Klimawandel allerdings sowohl die Häufigkeit als auch die Intensität. (SDA/mam/nad)

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