«Kann so nicht weitermachen»
Millionär verkauft Privatjet – aus schlechtem Gewissen

Stephen Prince ist schwerreich und reist für gewöhnlich nur mit dem Privatjet. Jetzt hat er mit Entsetzen festgestellt, wie klimaschädlich sein Flugzeug ist. Und zieht Konsequenzen.
Publiziert: 12.07.2023 um 02:55 Uhr
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Aktualisiert: 12.07.2023 um 16:05 Uhr

US-Multimilllionär Stephen Prince ist Vize-Vorsitzender der Patriotic Millionaires. Das ist eine Gruppe schwerreicher US-Amerikaner, die sich dafür einsetzt, die Steuern für Vermögende zu erhöhen. Prince will aber noch mehr für die Allgemeinheit tun – und sich von seinem umweltschädlichen Privatjet trennen.

«Durch meine Vernarrtheit in den privaten Flugverkehr ignorierte ich, was ich damit der Umwelt und den zukünftigen Generationen antue», sagt er gegenüber CNN. «Ich muss mich ändern. Ich kann so einfach nicht weitermachen.»

Seine Cessna 650 Citation III, ein Langstrecken-Flugzeug mit Platz für neun Passagiere. Gemäss Greenpeace sind Flüge mit Privatjets pro Passagier 5- bis 14-mal umweltschädlicher als normale Linienflugzeuge.

Millionär Stephen Prince hat genug vom privaten Fliegen.
Foto: Screenshot
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Stephen Prince besass bis zuletzt ein halbes Dutzend Privatjets, die Cessna Citation III ist dabei das grösste und teuerste Flugzeug. Die Maschine kostet gut mehrere Millionen, die Betriebskosten belaufen sich auf rund 300’000 Dollar pro Jahr.

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«Ich gebe es auf»

Der Millionär selbst sagt, er sei süchtig gewesen, im Privatjet um die Welt zu fliegen. «Es ist einfach die beste Art zu fliegen. Aber ich gebe es auf. Ich werde nur noch Linienflüge nehmen.»

Er hasse nun mal alles, was das Fliegen im normalen Verkehr mit sich bringe. «Verlorenes Gepäck, lange Warteschlangen, Sicherheitskontrollen – ich mag es einfach nicht.»

Will nun Jet von Kollegen leihen

Doch so sehr sich Prince jetzt als Wohltäter verkauft – ganz aufgeben will er das Jetten mit dem Privatflugzeug nicht: «Ich habe einen Freund, der mich sein kleines Flugzeug leasen lässt. Es stösst etwa ein Viertel der Emissionen meiner Cessna aus und ich werde es zwei- bis dreimal pro Jahr brauchen.»

Seine Millionärskollegen werde er aber nicht bekehren, sagt Prince im CNN-Interview. Er halte zwar mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg, habe das aber nicht als seine Mission auserwählt.

Letztes Jahr starteten in der Schweiz über 35'000 Privatjets, ein Plus von 62,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Sie verursachten damit 166'000 Tonnen CO₂. Das entspricht den durchschnittlichen CO₂-Emissionen sämtlicher Einwohner der Stadt Freiburg pro Jahr. (neo)

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