«Jetzt bin ich auch eine Mutter»
Vater ändert wegen Sorgerechtsstreit sein Geschlecht

Kurioser Fall aus Ecuador: Ein Mann hat dort sein Geschlecht geändert. Aber nicht, weil er sich als Frau sieht, sondern weil er den Sorgerechtsstreit gewinnen will.
Publiziert: 10.01.2023 um 14:16 Uhr
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Aktualisiert: 10.01.2023 um 15:02 Uhr

Dieser Sorgerechtsstreit hat es in sich. Wie «Vice» berichtet, änderte René Salinas Ramos (47) aus Ecuador offiziell sein Geschlecht, um die Obhut für seine beiden Mädchen zu erhalten. Statt männlich, steht in seinem Pass nun also weiblich.

Und das, obwohl er nicht im Sinne hat, sich einer Geschlechtsumwandlung zu unterziehen. Einzig und allein die Überzeugung, dass in Sorgerechts-Belangen in der Regel Mütter bevorzugt werden, bewog ihn dazu, künftig offiziell als Frau durchs Leben zu gehen.

«In diesem Land, wird das Vatersein bestraft, und ich werde nur als Versorger gesehen», sagte Ramos gegenüber lokalen Medien.

René Salinas Ramos aus Ecuador ist jetzt offiziell eine Frau.
Foto: Jam Press
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«Von diesem Moment an bin ich eine Frau»

Der Vater will endlich wieder seine kleinen Töchter in die Arme schliessen. Aktuell würden sie bei ihrer Mutter leben, wo sie angeblich einer missbräuchlichen Umgebung ausgesetzt seien. Seit über fünf Monaten habe er seine Mädchen inzwischen nicht mehr gesehen. «Die Gesetze besagen, dass die Frau das Recht dazu hat. Von diesem Moment an bin ich eine Frau. Jetzt bin ich auch eine Mutter, so betrachte ich mich», so Ramos im Dezember vor dem Standesamt der Stadt Cuenca im Süden des Landes.

Die plötzliche Wandlung zur Frau und die Beweggründe sorgen für Wirbel in der LGBTQ-Bewegung. Die englische Abkürzung LGBTQ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und queer.

Jahrelang hätten sie sich dafür eingesetzt, dass für echte Transbürger ein solches Gesetz besteht. Und nun komme einer und nutze das schamlos aus. Der ecuadorianische Verband der LGBTQ-Organisationen bezeichnete Ramos' Vorgehen als «haarsträubend».

«Jetzt haben wir Angst»

«Die Privatangelegenheit dieses Mannes, das Sorgerecht für seine Töchter zu erhalten, entspricht nicht dem Geist des Gesetzes», sagt die Trans-Aktivistin Diane Rodríguez (40) zur «Vice». Zuerst habe sie gedacht, dass es sich um Fake News handle. «Jetzt haben wir Angst, dass wir einen Rückschritt machen und sie anfangen, Gesetze gegen uns zu erlassen», so die Aktivistin weiter.

Wie «Vice» weiter schreibt, handelt es sich bei Ramos um einen Einzelfall. Er sei der erste Mann, der von der Gesetzeslage Gebrauch mache, nur um sich in einem Sorgerechtsstreit einen Vorteil zu verschaffen. Ob Ramos' Plan aufgeht, wird sich zeigen. Wie der Vater gegenüber «Jam Press» sagte, werden seine Töchter bei deren Mutter bleiben, bis die ganze Sache geklärt sei. (dzc)

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