Hier versammeln sich Hunderte Qanon-Anhänger in Dallas
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Für JFK-Auferstehung:Hier versammeln sich Hunderte Qanon-Anhänger in Dallas

Irrer Kult in Dallas
QAnon-Anhänger warten auf Auferstehung von Kennedy-Sohn

Zahlreiche Menschen haben sich am Ort versammelt, wo der ehemalige US-Präsident John F. Kennedy 1963 ermordet wurde. Sie glauben, dessen verstorbener Sohn würde wieder zum Leben erweckt und mit Donald Trump in den nächsten Präsidentschaftswahlkampf steigen.
Publiziert: 16.11.2021 um 18:00 Uhr
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Aktualisiert: 16.12.2021 um 15:03 Uhr

Ein verwirrter Haufen hat sich Anfang November in Dallas im US-Bundesstaat Texas versammelt. Tagelang warten die QAnon-Anhänger aus aller Welt auf eine angebliche Auferstehung von John F. Kennedy Jr. (1960–1999), dem verstorbenen Sohn des ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy (1917–1963). Dieser solle wieder zum Leben erweckt werden, heisst es. Die Anhänger des bizarren Kults haben sich deshalb am Ort eingefunden, wo Vater Kennedy damals erschossen wurde.

Passiert ist bisher allerdings nichts. Doch die Menschen harren zum Teil weiterhin aus, verprassen ihr ganzes Geld. Angeführt werden sie von Michael Brian Protzman (58). Kennedy Jr. werde nach der Rückkehr ins Leben 2024 an der Seite von Donald Trump (75) als Vizepräsident kandidieren, behauptete Protzman. Ein Bluff, wie selbst einige Anhänger nach tagelangem Warten schliesslich realisieren.

Auch bei Rolling-Stones-Konzert passierte nichts

Eine der enttäuschten Anhängerinnen ist Maureen McNamara. «Es gab Kinder, die auf dem Boden schliefen. Es gab ältere Menschen, Menschen mit Gehhilfen, Menschen mit Stöcken, Menschen, die Schmerzen hatten, grosse Schmerzen.» Protzman führe sich auf, «als wäre er Jesus Christus», sagt McNamara zu «Vice». «Überall, wo er hinging, war diese kleine Gruppe um ihn herum und küsste seinen Ring.»

Beliebte Figur innerhalb der QAnon-Bewegung: John F. Kennedy Jr., hier mit Ehefrau Carolyn Bessette Kennedy.
Foto: AFP
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Weil Kennedy Jr. nicht auftaucht, erzählt Protzman der Gruppe, dass er bei einem Konzert der Rolling Stones auftreten werde. Obwohl McNamara kein Fan der Rock-Gruppe ist, beschliesst sie, weiteres Geld für teure Konzerttickets auszugeben. Aber auch dort erscheint der verstorbene Präsidentensohn natürlich nicht.

Am Schluss blieb nur ein Gratis-T-Shirt

McNamara sagt, die Reise habe sie insgesamt Tausende von Dollar gekostet. Am Ende bleibt ihr nur ein Gratis-T-Shirt von Protzman mit einem Aufdruck von dessen Internet-Alias. Der Rest: nur qualvolles Warten. Schliesslich geht McNamara das Geld aus – und sie muss nach Hause fahren.

Kennedy Jr. ist eine beliebte Figur innerhalb der QAnon-Bewegung. Einige Anhänger glauben sogar, dass er Q, der anonyme Anführer der Gruppe, ist. Kennedy Jr. war Schauspieler und Verleger. Er kam 1999 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.

Zwei Wochen sind seit dem Beginn der Versammlung inzwischen vergangen. Protzman und einige seiner treuen Anhänger sind immer noch in Dallas und warten auf die Rückkehr von Kennedy Jr., möglicherweise wollen sie den Ort sogar zu ihrem ständigen Hauptquartier machen. McNamara: «Ich weiss nicht, wie es enden wird, aber ich glaube nicht, dass es gut ausgehen wird. Ich bin froh, dass ich wieder in Florida bin, so weit weg davon, wie ich nur sein kann.» (noo)

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