In Österreich gibts sechs Kategorien, in der Schweiz nur zwei
Kennst du diese Geschlechter?

In Österreich können neben «weiblich» und «männlich» als Geschlecht in Dokumenten auch «divers», «inter», «offen» sowie «keine Angabe» angegeben werden. Hierzulande denkt der Bundesrat darüber nach, ein drittes Geschlecht zuzulassen.
Publiziert: 16.06.2022 um 16:43 Uhr

In vielen Ländern der Welt gibt es auf amtlichen Dokumenten bereits eine dritte Geschlechtsoption für Menschen, die sich weder als weiblich noch männlich identifizieren. Diese wird im Reisepass oft mit einem X eingetragen. Was in der Schweiz bisher nicht möglich ist, gibt es bereits in Argentinien, Bangladesch, Dänemark und in Österreich.

Der österreichische Ministerrat hat nun entschieden, die Geschlechtseintragungen noch mal weiter zu spezifizieren. So soll in behördlichen Dokumenten neben «männlich» und «weiblich» auch «divers», «inter», «offen» sowie «keine Angabe» wählbar sein.

Schweiz kennt nur Mann und Frau

Schon 2018 hat der österreichische Verfassungsgerichtshof entschieden, dass Menschen, deren Geschlecht nicht eindeutig männlich oder weiblich ist, ein Recht auf eine entsprechende Eintragung in Registern und in Urkunden haben. Mit der nun vorliegenden Änderung kommt die Regierung diesem Entscheid nach.

Männlich, weiblich, divers: In vielen Ländern gibt es mehrere Optionen beim Geschlechtereintrag. Nicht so in der Schweiz.
Foto: Frank Duenzl
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Die Schweiz dagegen kennt nach wie vor nur zwei Geschlechter: Seit 1. Januar kann man hierzulande in Urkunden aber einfacher vom Mann zur Frau oder von der Frau zum Mann zu werden. Möglich ist dies dank einer Änderung des Zivilgesetzbuchs, das das Parlament gutgeheissen hat. So entscheiden heute grundsätzlich nicht nur biologische Merkmale, ob man amtlich gesehen ein Mann oder eine Frau ist. Sondern die innere Überzeugung.

Pro Jahr kommen aber auch in der Schweiz rund 40 Kinder zur Welt, bei denen nicht klar gesagt werden kann, ob es ein Mädchen oder ein Junge ist, heisst es beim Bundesamt für Gesundheit. Daneben gibt es weitere Kinder, deren spätere geschlechtliche Entwicklung zu dieser Unklarheit führt.

Bundesrat trödelt

Bereits 2018 entschied das Parlament deshalb, dass der Bundesrat darlegen soll, was auf die Schweiz zukäme, wenn sie ebenfalls das dritte Geschlecht zuliesse. 2019 hatte der Bundesrat mitgeteilt, er setze «sich gegenwärtig mit der Frage nach der Einführung eines dritten Geschlechts auseinander». Bis heute wurde der Bericht zur Enttäuschung der grünen Nationalrätin Sibel Arslan (41) nicht publiziert. Sie hatte den Bericht in einem Vorstoss verlangt.

Derweil gehen Experten davon aus, dass der Widerstand gegen die Zulassung des dritten Geschlechts in der Schweiz bescheiden sein wird. (sie)

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