Haubitzen, Panzer, Flugabwehr
Wer liefert jetzt eigentlich was an die Ukraine?

Am Freitag trafen sich rund 50 Länder auf der Ramstein-Airbase im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz und berieten über militärische Hilfen für die Ukraine. Zahlreiche Länder wollen jetzt weitere Waffen liefern. Ein Überblick.
Publiziert: 21.01.2023 um 22:01 Uhr
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Marian NadlerRedaktor News

Seit nun schon fast einem Jahr unterstützt der Westen die Ukraine mit verschiedensten Waffen, ziviler Hilfe und Ausbildungsprogrammen für die ukrainischen Soldatinnen und Soldaten. Doch der russische Angriffskrieg in dem osteuropäischen Land nimmt kein Ende. «Die Ukraine wird alle Hilfe bekommen, die sie braucht», versprach US-Präsident Joe Biden (80) deshalb am Samstag.

Schon länger fordert die Ukraine von ihren westlichen Partnern die Lieferung von Kampfpanzern. Während Grossbritannien bereits angekündigt hat, Challenger-2-Panzer abgeben zu wollen, ziert sich Deutschland noch, was die Lieferung von Leopard-2-Panzern anbelangt.

Bei der Ramstein-Konferenz im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz am Freitag konnte sich Deutschland nicht zu einer Zusage entschliessen. Die Verbündeten der Ukraine wollen indessen dennoch einiges an Kampfgerät schicken. Was genau will der Westen jetzt an die Ukraine liefern?

Die USA wollen der Ukraine 90 gepanzerte Stryker-Fahrzeuge liefern.
Foto: keystone-sda.ch
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USA

Die USA kündigten weitere Waffenlieferungen in Höhe von 2,5 Milliarden Dollar, umgerechnet 2,3 Milliarden Franken, an. Kampfpanzer senden die Amerikaner keine, dafür aber 59 Panzer vom Typ Bradley, 90 gepanzerte Stryker-Fahrzeuge, Luftabwehrsysteme des Typs Avenger und Tausende Schuss Munition. 26,7 Milliarden Dollar – so viel haben die Vereinigten Staaten insgesamt seit Beginn der russischen Invasion für Militärhilfen für die Ukraine ausgegeben.

Grossbritannien

Vor wenigen Tagen erklärten sich die Briten dazu bereit, der Ukraine schwere Challenger 2-Kampfpanzer zu liefern. Am Freitag legte London direkt nach: Verteidigungsminister Ben Wallace verkündete die Lieferung von 600 Luft-Boden-Raketen vom Typ Brimstone an die Ukraine. Die Raketen sind zum Einsatz gegen gepanzerte Fahrzeuge und Panzer vorgesehen. Im Vergleich zu den Amerikanern gaben die Briten insgesamt sogar noch etwas mehr aus. Militärisches Material im Wert von 2,3 Milliarden Pfund, umgerechnet 2,6 Milliarden Franken, wanderten in die Hände der ukrainischen Armee.

Deutschland

Eine Patriot-Flugabwehrraketenbatterie und 40 Marder-Schützenpanzer hat die Bundesregierung der Ukraine Anfang Januar zugesagt. Bis Februar sollen laut Verteidigungsminister Boris Pistorius (62) sieben Flak-Panzer des Typs Gepard den Weg an die Front finden. Die Ukraine verfügt dann insgesamt über 37 der Gepard-Panzer. In den kommenden Wochen überlässt Deutschland der Ukraine zudem Iris-T-SLM-Lenkflugkörper, ausserdem bis zum Frühjahr ein gesamtes Iris-T-SLM-Luftverteidigungssystem. Deutschland wäre dann mit 3,3 Milliarden Euro Gesamtunterstützung für die Ukraine dabei. Unklar ist weiterhin, ob Deutschland zusätzlich Leopard-2-Panzer liefern wird.

Frankreich

Die Franzosen haben der Ukraine rund 30 Spähpanzer vom Typ AMX-10 RC versprochen. Wann diese aber tatsächlich in dem von Putin bedrohten Land ankommen werden, ist noch unklar.

Polen

Flugabwehrkanonen und Munition bieten die Polen den Ukrainern im Rahmen eines neuen Waffen-Pakets an. Zuletzt hatte Präsident Andrzej Duda (50) angekündigt, dass Polen auch bereit ist, 14 seiner mehr als 200 Leopard-Panzer abzugeben. Man wolle damit bei anderen westlichen Staaten «bestimmte Verhaltensweisen» erzwingen, sagte Regierungssprecher Piotr Müller (33) – ein klarer Seitenhieb auf Deutschland. Premier Mateusz Morawiecki (54) machte Andeutungen, wonach Polen auch bei einem deutschen Nein Leopard-Panzer liefern wird.

Kanada

200 kanadische gepanzerte Mannschaftstransportwagen kommen bald in der Ukraine an. Sie sind Teil eines im November angekündigten Militärhilfspakets im Wert von umgerechnet rund 343 Millionen Franken. Weitere Zusagen umfassen gepanzerte Fahrzeuge, Haubitzen, Winterkleidung, Kameradrohnen und Munition. Insgesamt kommt Kanada auf Militärhilfen in Höhe von umgerechnet rund 920 Millionen Franken.

Schweden

Ein aus Schweden geliefertes Artilleriesystem Archer soll der Ukraine im Kampf gegen Russland zum Sieg verhelfen. Dabei handelt es sich um ein Haubitzensystem. In welcher Quantität die Lieferung ausfällt, ist noch unklar. Regierungschef Ulf Kristersson (59) gab zudem bekannt, dass Schweden die Übergabe von 50 Schützenpanzern vom Typ CV-90 und NLAW-Panzerabwehrwaffen plant. Damit rücken die Skandinavier von ihrer Haltung ab, keine Waffen an ein Land zu liefern, das sich im Krieg befindet.

Niederlande

In einem gemeinsamen «Kooperationsprojekt mit den USA und Deutschland» schicken die Niederlande Patriot-Flugabwehrsysteme in die Ukraine. Konkret bedeutet dies: Zwei Raketenwerfer und Raketen. Ausserdem übernehmen die Niederländer die Verantwortung für die Ausbildung ukrainischer Soldaten. Des Weiteren stellt das Land 100 aus Tschechien gekaufte Fahrzeuge bereit. Sie sind mit Flugabwehrkanonen ausgerüstet.

Dänemark

Die Dänen spenden 19 Caesar-Haubitzen an die Ukraine. Die Haubitzen stammen aus französischer Herstellung. Das Problem: Erst wenige der Kampfgeräte sind aus Frankreich nach Kopenhagen gewandert.

Finnland

Im Rahmen der Ramstein-Konferenz hat Finnland den Ukrainern weitere Militärhilfe im Wert von 400 Millionen Euro zugesagt. Inhalt des Pakets ist nach Angaben des finnischen Verteidigungsministers Mikko Savola (41) schwere Artillerie und Munition. Es ist die bisher grösste Lieferung aus Helsinki nach Kiew. Vorher hatte Finnland dem von Russland angegriffenen Land Waffen im Wert von 190 Millionen Franken zugesagt. Die Finnen erklärten, ebenso wie Polen, ihre Bereitschaft Leopard-Panzer zu liefern.

Estland, Lettland, Litauen

Rüstungsgüter im Wert von 113 Millionen Franken sollen schon bald aus Estland in die Ukraine wandern. Laut der estnischen Regierung handelt es sich dabei unter anderem um Panzerabwehrwaffen und Munition. «Etwas mehr als ein Prozent des Bruttoinlandsproduktes» oder 370 Millionen Franken haben die Esten damit insgesamt an Militärhilfen bereitgestellt.

Aus Lettland kommen Stinger-Flugabwehrraketen, zwei Hubschrauber und Drohnen dazu. Litauen versprach der Ukraine derweil Flugabwehrkanonen und zwei Hubschrauber.

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