Qatar Airways zählt zu den besten Fluggesellschaften der Welt – und möchte um jeden Preis, dass es so bleibt. Negative Rezensionen haben an Bord keinen Platz. Das bekam der Travel-Influencer und Journalist John Cahill (37) zu spüren. Nachdem er Qatar Airways für die unmotivierte Crew, dreckige Toiletten, und altmodische Flugzeuge kritisierte, setzte die Fluggesellschaft ihn auf die No-Fly-Liste – und liess ihn in Doha auf dem Weg nach Bangkok einfach sitzen.
Das Video, in dem er die Airline kritisierte, erschien im September. «Qatar Airways scheint Mühe damit zu haben, zu ihrem alten Ruhm zurückzufinden», sagte er darin und nahm seine 650'000 Abonnenten auf seinen Flug von Sri Lanka nach Grossbritannien mit Zwischenstopp in Katar. Cahill ist bekannt dafür, Airlines zu testen. Seiner Meinung nach haben andere Fluggesellschaften seit Corona ihr Angebot deutlich verbessert – während Qatar Airways überholt sei.
Daraufhin versuchte die Fluggesellschaft, Cahill zu bestechen. Ihm wurde laut eigenen Angaben ein Gratisflug seiner Wahl angeboten, wenn er das Video lösche. Aus dem Umfeld des Unternehmens heisst es, das sei keine Bestechung, sondern man wolle einem unzufriedenen Kunden «entgegenkommen». Cahill entschied sich dagegen. «Das geht gegen meinen Ehrenkodex als unabhängiger Airline-Kritiker. Ich bezahle meine Flüge selbst», erklärt er.
Passagier erhält Flugverbot
Stattdessen teilt er der Airline mit, dass er weitere Flüge mit Qatar Airways gebucht habe und die Fluggesellschaft es nächstes Mal einfach besser machen solle. Und: «Natürlich könnt ihr unter meinem Video kommentieren und eure Sicht der Dinge schildern – ich pinne den Kommentar dann gerne oben an», bot er Qatar Airwys an.
Die Fluggesellschaft ging einen drastischeren Schritt – und erteilte Cahill Flugverbot für alle Qatar-Airways-Flüge. Per Mail wurde er darüber informiert, dass er die gebuchten und bezahlten Flüge nicht antreten dürfe, teilte er auf seinem Kanal mit. «Es war ja nicht einmal ein schlechtes Video, ich habe einfach auf den Dreck und den Service hingewiesen. Der war für eine Airline, die tut, als sei sie die Beste, schlecht», so Cahill in einem Video. Er habe zuvor auch oft positiv über Qatar Airways berichtet.
Mitarbeiter sollten lügen
Qatar Airways versuchte auf anderem Weg, die Löschung zu bewirken. Cahill hatte von den gefilmten Crew-Mitgliedern die Erlaubnis, sie zu filmen. «Ich weiss, ich habe dir mein Einverständnis gegeben, aber ich muss dich bitten, das Video zu löschen», hat eines der Crew-Mitglieder an Cahill direkt geschrieben. Sie sei unter Druck gesetzt worden, in einem Statement zu sagen, dass sie keine Filmerlaubnis erteilt haben.
Indem anderen Mitgliedern mit der Kündigung gedroht wurde, entstanden mehrere Statements von Mitarbeitern, die die Airline dann an Youtube geschickt hat – in der Hoffnung, dass das Video gelöscht wird. Cahill wurde allerdings lediglich gebeten, die Mitarbeiter zu pixeln.
«Meinungsfreiheit ist nicht wirklich ein Ding in Katar», so Cahill. «Wenn sie deine Meinung nicht mögen, schliessen sie dich aus.» Cahill macht der Vorfall völlig fassungslos. Er musste um vier Uhr morgens einen alternativen Flug aus Abu Dhabi mit Emirates nach Bangkok organisieren. Der Youtuber sagt: «Dort wurde ich nicht ausgeschlossen, obwohl ich schlimmere Sachen über Emirates gesagt habe.»