Freund beschuldigt Notruf – weil der kein Englisch verstand
Rätselhafter Tod von deutscher Touristin (†25) in Italien

Der Ire Michael D. (34) erhebt Vorwürfe gegen den italienischen Notruf. Seine Freundin Janna G. (†25) habe das Bewusstsein verloren. Als er um Hilfe bat, habe niemand Englisch gesprochen. Jetzt wehren sich die Retter – und rücken den Freund in ein schlechtes Licht.
Publiziert: 05.04.2022 um 21:56 Uhr
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Aktualisiert: 06.04.2022 um 10:00 Uhr

Michael D.* (34) macht Verständigungsprobleme dafür verantwortlich, dass seine Freundin Janna G.* (†25) nicht mehr am Leben ist. Der Ire und die Deutsche lernten sich während der Pandemiezeit kennen und waren bereits seit einiger Zeit mit einem selbst umgebauten Van auf Europareise. Am 20. Januar kam es am Strand von Focene in der Nähe von Rom zum Unglück.

Nach Angaben von Michael D. verlor Janna G. plötzlich das Bewusstsein. «Sie hat sich kurz gebeugt, um etwas aus dem Kühlschrank zu holen», sagt D. zu «la Repubblica». Dann habe sie nur noch gesagt, sie werde ohnmächtig. «Ich habe keine Sekunde gezögert und die Notrufnummer 118 gewählt», sagt D. Doch: «Beim Notrufdienst sprach niemand Englisch. Janna könnte noch leben.»

Janna G. wurde von einem Notarzt und den Rettungskräften erstversorgt und nach Ostia ins Spital gebracht. Kurz nach der Einlieferung starb sie.

Michael D. und Janna G. waren in einem umgebauten Bus auf Europareise.
Foto: Instagram
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Beunruhigender Instagram-Post

Der Rettungsdienst weist die Vorwürfe von Michael D. zurück, dass Verständigungsprobleme zu Verzögerungen geführt hätten – und veröffentlichte als Beweis die Aufzeichnung des gesamten Telefonats. Der Notruf sei sofort korrekt und in englischer Sprache bearbeitet, der Einsatzort mit Längen- und Breitengradkoordinaten geolokalisiert worden. «Das Ambulanzfahrzeug traf 18 Minuten nach dem Anruf am Unglücksort ein», heisst es.

«Die Einsatzfahrzeuge wurden ordnungsgemäss dorthin geschickt, wo sich der Nutzer zum Zeitpunkt des Anrufs aufhielt. Da der Mann aber beschlossen hatte, seinen Standort zu verlassen, fanden die medizinischen Teams beim Eintreffen am Unglücksort niemanden vor», so der Rettungsdienst. Um den genauen Ablauf des Rettungseinsatzes in Erfahrung zu bringen, wurde von den zuständigen regionalen Gesundheitsbehörden eine Untersuchung eingeleitet.

Die Stellungnahme der Rettungskräfte lässt Michael D. in einem schlechten Licht erscheinen. Auch ein Post des Paares auf Instagram ist rätselhaft: «Ich kann es kaum erwarten, meine Angstzustände zu bekämpfen», heisst es in einem Beitrag vom 11. Januar auf dem gemeinsam betriebenen Profil. Wer den Satz geschrieben hat, ist unklar.

Staatsanwaltschaft prüft Anstiftung zum Selbstmord

Um den Unglückshergang rekonstruieren zu können, wurde Michael D. von den Carabinieri einvernommen. Der Freund der Verstorbenen behauptet, die vom Rettungsdienst veröffentlichte Aufzeichnung des Notrufs sei manipuliert. Zur Feststellung der genauen Todesursache verfügte die zuständige Staatsanwaltschaft von Civitavecchia eine Autopsie der Leiche.

Ob Janna G. wegen eines medizinischen Problems ums Leben kam, Opfer eines Unglücks wurde, Selbstmord beging oder Opfer eines Verbrechens wurde, ist offen. Genauso wie die Frage, ob der Rettungseinsatz termingerecht erfolgte, immer noch Gegenstand der Ermittlungen ist. Im Moment wird ein plötzlicher Kreislaufstillstand vermutet. (noo)

* Namen bekannt

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