Familiendrama erschüttert das italienischen Grenzgebiet Varese
Vater (40) ersticht Sohn (†7) und versteckt Leiche in Kleiderschrank

Der kleine Mirko soll Neujahr bei seinem Vater verbringen, obwohl dieser wegen Verdacht auf versuchten Mordes im Hausarrest sitzt. An Neujahr ist der Bub tot.
Publiziert: 04.01.2022 um 16:04 Uhr
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Aktualisiert: 04.01.2022 um 17:58 Uhr
Myrte Müller

Der kleine Mirko P.* (7) will nicht zum Papa. Er lebt seit der Trennung seiner Eltern mit der Mutter bei den Grosseltern in Gazzada Schianno, im Grenzgebiet Varese. Weihnachten haben sie zusammen gefeiert. Neujahr soll der Erstklässler allein zum Vater.

Doch Riccardo P.* (40) ist gewalttätig. Er nimmt Drogen, tobt immer wieder, weil Mirkos Mama ihn verlassen hat. Zudem wird gegen den Italiener wegen versuchten Mordes ermittelt.

Ende November 2021 hat er einem Kollegen ein Teppichmesser in den Rücken gerammt und ihn schwer verletzt. Seither steht Riccardo P. unter Hausarrest. Seinen Sohn aber soll der Verkäufer dennoch sehen dürfen, sagt der Familienrichter und pocht aufs Besuchsrecht. Das berichten italienischen Medien.

Riccardo P. (40) und sein Sohn Mirko (7) beim Badeurlaub am Meer. An Neujahr 2022 schneidet der Vater seinem Kind die Kehle durch. Dann fuhr er zur Noch-Ehefrau und versuchte auch sie zu töten.
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«Ich habe meinem Sohn Schlimmes angetan»

Mirko hat Angst vor seinem Vater. Dennoch: Der Bub muss ins Nachbardorf Morazzone, wo Riccardo P. im Hauses seines Vaters lebt. Was zu dem Zeitpunkt die Familie nicht ahnt: Mirko wird nie wieder zu seiner Mutter zurückkehren. Denn am Nachmittag des ersten Januars schneidet Riccardo P. dem Kind die Kehle durch.

Er verstaut die Leiche im Kleiderschrank, legt auf dem leblosen Körper einen Zettel. Er habe sich rächen wollen und werde sich nun auch das Leben nehmen, schreibt er auf ein Stück Papier. Dann schickt er seinem Vater (72) eine Sprachnachricht auf WhatsApp: «Ich habe meinem Sohn Schlimmes angetan. Schau nicht in den Schrank!».

In einer verlassenen Jagdhütte verschanzt

Riccardo P. setzt sich in seinen grauen Golf und fährt nach Gazzada Schianno. Er will nicht sich töten, sondern seine Ex. «Ich bringe Mirko zurück», lügt er sie an. Sabrina F.* (36) öffnet die Tür. Da versucht ihr Ex, auch sie zu erstechen. Mirkos Mutter kann aber fliehen. Und Riccardo P. rast mit seinem VW davon.

Die Carabinieri sind alarmiert. Sie finden Mirkos Leiche. In einem Grossaufgebot beginnt die Jagd auf den Kinder-Killer. Mit einem Dutzend Einsatzwagen und einem Helikopter suchen die Beamten das gesamte Gebiet ab. Am frühen Morgen wird in Viggiù (Varese), nur zehn Kilometer vor der Tessiner Grenze entfernt, das verlassene Fahrzeug gefunden. Riccardo P. hatte sich in einer verlassenen Jagdhütte verschanzt. Die Vermutung der Polizei: Er wollte sich in die Schweiz absetzen.

Kokain in der Tasche des Kindsmörders

Riccardo P. widersetzt sich der Verhaftung. Er fuchtelt mit dem Messer herum, droht sich zu töten, versetzt sich aber nur einige oberflächliche Schnitte in den Arm. Schliesslich, gegen 8.35 Uhr, kann er verhaftet und in Handschellen abgeführt werden. In der Tasche seiner Jacke finden die Beamten Kokain.

In den Dörfern Morazzone und Gazzada Schianno herrscht Entsetzen. Seit drei Jahren terrorisierte Riccardo P. seine Familie und wurde bereits wegen häuslicher Gewalt angezeigt. Selbst das Strafverfahren wegen des Messerangriffs auf den Kollegen konnte den kleinen Mirko nicht schützen. «Ich finde keine Worte», stammelt Mirkos Grossvater mütterlicherseits gegenüber Reportern, «wir sind am Boden zerstört».

* Namen geändert

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