Experte nennt drei Gründe
Deshalb kann die Ukraine Putins Truppen nicht vertreiben

Die Frontlinien sind derzeit verhärtet. Im Frühling werden Grossoffensiven erwartet. Der russische Historiker Nikolai Mitrochin zweifelt daran, dass die Ukrainer die russische Armee bald aus dem Land vertreiben können. Dafür nennt er drei Gründe.
Publiziert: 05.02.2023 um 22:14 Uhr
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Aktualisiert: 06.02.2023 um 07:47 Uhr

Kommenden Frühling bahnen sich Grossoffensiven im Ukraine-Krieg an. Sowohl Russland als auch die Ukraine möchten Erfolge an der Front verbuchen. Seit der Gegenoffensive der Ukrainer im Herbst 2022 herrscht auf dem Schlachtfeld eine Pattsituation – die Frontlinien sind verhärtet.

Welche Seite wird nun im Vorteil sein? Während immer mehr Experten einen russischen Sieg für unwahrscheinlich halten, gelingt es den ukrainischen Truppen weiterhin nicht, Putins Streitkräfte aus dem Land zu vertreiben.

Dieser Meinung ist auch der russische Historiker Nikolai Mitrochin von der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen. Im Gespräch mit N-TV erklärt er, warum die Ukrainer ihr Kriegsziel – die vollständige Verdrängung von Putins Truppen aus dem ukrainischen Staatsgebiet – nicht erreichen können.

Nach den erfolgreichen ukrainischen Gegenoffensiven im vergangenen Herbst herrscht nun an den Frontlinien eine Pattsituation.
Foto: keystone-sda.ch
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Abwehr von Raketenangriffen

Immer wieder nutzen die russischen Truppen Raketen. Unter anderem greifen sie gezielt zivile Infrastruktur wie etwa das Stromnetz an. Die Abwehr solcher Raketen ist eines der zentralen Probleme der Ukrainer.

Mitrochin sieht aber eine Lösung: «Hier kann die Nato der Ukraine helfen, denn die neuen russischen Raketen können nur von modernen Systemen abgefangen werden, etwa vom deutschen Iris-T-System oder dem amerikanischen Luftabwehrsystem Patriot.»

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Zu wenig Munition für Sowjet-Systeme

Das zweite Defizit: «Die ukrainische Armee hat nicht genug Munition für ihre sowjetischen Artilleriesysteme», sagt Mitrochin. «In Rumänien und Bulgarien stehen zwar noch Anlagen, die solche Granaten herstellen, aber die Mengen reichen nicht aus.»

Der staatliche Rüstungskonzern Ukroboronprom sei bemüht, das Problem mit dem Bau einer Munitionsfabrik ausserhalb der Ukraine zu lösen. Dort soll Munition für die Sowjet-Systeme hergestellt werden. Dies sei laut Mitrochin die richtige Taktik: «Leider gibt es nicht viele solcher Initiativen.»

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Zu wenig Ausrüstung und Erfahrung für Donbass-Rückeroberung

Die Befreiung des Donbass im Osten des Landes wird schwierig: «Für die Offensiven, die dafür nötig wären, fehlt nicht nur die Munition, sondern auch Panzer, Kampfflugzeuge und Hubschrauber», sagt Mitrochin.

Zudem habe die ukrainische Armee eine offensive Operation dieser Grössenordnung noch nicht durchgeführt. «Schwierig würde es besonders im Osten, wo es viele Städte gibt», sagt Mitrochin. Deshalb sieht er vorerst anderswo bessere Chancen für die ukrainische Armee: «Der Süden der Ukraine ist eher ein Steppengebiet, da gibt es auch weniger Siedlungen. Dort sehe ich bessere Möglichkeiten für eine ukrainische Offensive als im Donbass.» (bab)

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