Es fehlt die Infanterie
Ist die Wagner-Truppe ohne Häftlinge am Ende?

Prigoschin wird keine Häftlinge mehr für die Ukraine rekrutieren, teilt er am Donnerstag mit. Doch wer wird jetzt die brutalen Kämpfe an der Front fortführen? Laut dem ehemaligen General Igor Girkin ist die russische Armee zu schwach, um Erfolge zu erzielen.
Publiziert: 09.02.2023 um 20:48 Uhr
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Aktualisiert: 09.02.2023 um 22:52 Uhr
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Jenny WagnerRedaktorin News

Jewgeni Prigoschin (61) gab bekannt, dass für die Wagner-Gruppe keine Gefangenen mehr rekrutiert werden. Der ehemalige russische Geheimdienstoffizier und Hardliner Igor Girkin (52) sieht darin das Ende der berüchtigten Söldnertruppe, die in der Ukraine und weltweit für Kriegsverbrechen bekannt ist.

«Putins Koch» soll die Schlimmsten der Schlimmen rekrutiert haben, um im Ukraine-Krieg zu kämpfen. Er köderte Vergewaltiger und Serienmörder mit Freiheit und Geld. Die ersten Häftlinge sollen nach ihrem militärischen Dienst bereits ihre Freiheit geniessen können. Doch damit ist jetzt Schluss.

«Die Rekrutierung von Gefangenen im militärischen Wagnerverbund wurde vollständig eingestellt. Für diejenigen, die jetzt für uns arbeiten, sind alle Verpflichtungen erfüllt», sagte Progoschin am Donnerstag. Warum das plötzliche Ende verrät er nicht.

Solche Bilder sind passé: Jewgeni Prigoschin wird keine Häftlinge mehr rekrutieren, heisst es am Donnerstag.
Foto: Telegram/vchkogpu
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Ohne Häftlinge ist die Wagner-Gruppe schwach

Girkin ist überzeugt, dass es sich dabei um einen «Befehl von oben» handelte. Er sieht darin das Ende der Wagner-Ära. Angriffe wie auf Bachmut seien in Zukunft nicht mehr möglich. «Es mangelt an Nachschubquellen für grosse Verluste in der Infanterie», schreibt Girkin auf Telegram. Es fehlt folglich an Kanonenfutter – und eine zweite Mobilisierungswelle wird immer wahrscheinlicher. Aber: Laut Girkin ist die russische Armee nicht so gut wie Wagner-Kämpfer. Ihnen fehle es an Übung, Ausrüstung und Motivation.

Bereits Anfang der Woche berichtete die russische Exilzeitung Mediazona, dass Prigoschin Schwierigkeiten damit habe, Gefangene zu rekrutieren. Diese seien aufgrund der Todeszahlen misstrauisch geworden und glauben Prigoschins Versprechen nicht mehr.

Söldner seien tot, geflohen oder desertiert

«Wie viel Prozent unserer Leute, die gegangen sind, leben noch?», fragte ein Gefangener Prigoschin, als er nach neuen Kämpfern suchte. Laut Menschenrechtsorganisation «Rus Sidjatschaja» kämpfen von 50'000 Söldnern nur noch 10'000 an der Front – der Rest sei entweder geflohen, tot oder habe sich ergeben.

Wie viele von diesen Söldnern Häftlinge waren, ist unklar. Im November fand Mediazona aber heraus, dass im September und Oktober 2022 die Zahl der Inhaftierten um 23'000 Menschen zurückgegangen war. Mittlerweile soll die Zahl aber nicht so hoch sein.

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