War Bremse von Todes-Seilbahn seit Jahren manipuliert?
1:08
Beweise aus der Schweiz:War Bremse von Todes-Seilbahn seit Jahren manipuliert?

Ehrgeizige Projekte für die Todesseilbahn
Neue Anlage soll Stresa mit dem Orta-See verbinden

Zwei Monate nach dem tragischen Gondel-Unglück, das 14 Menschen das Leben kostete und einen schwerverletzten Fünfjährigen die Familie nahm, wagt Stresa den Blick in die Zukunft. Eine Seilbahn zum Mottarone soll es wieder geben.
Publiziert: 21.07.2021 um 17:17 Uhr
|
Aktualisiert: 22.07.2021 um 14:39 Uhr

Es ist gerade einmal zwei Monate her. Am Pfingstsonntag reisst das Zugseil der Gondel 3 kurz vor der Bergstation der Seilbahn Stresa-Alpino-Mottarone. Die Kabine schnellt zurück, rast talwärts, wird vom Tragseil katapultiert und stürzt in die Tiefe. 14 Menschen sterben. Einziger Überlebender ist ein Fünfjähriger, der beim Unglück seine Familie verliert (Blick berichtete).

Die Trauer ist noch gross. Die Ermittlungen laufen. Selbst die zerstörte Gondel steckt noch zwischen den Bäumen am Hang. Und doch wagt Stresa den Blick in Zukunft. Der Seilbahn-Betrieb vom See zum Hausberg, der seit der Tragödie stillsteht, soll bald wieder aufgenommen werden. Drei Projekt-Ideen liegen bei der Bürgermeisterin von Stresa (I), Marcella Severino (53) und ihrem Amtskollegen von Baveno (I), Alessandro Monti (36), auf dem Tisch.

Grosses Seilbahnprojekt will den Lago Maggiore und den Orta-See verbinden

Das erste Projekt sieht eine modernere Anlage vor. Es würde bei einer Seilbahn von der Basis-Station am Seeufer zum Mottarone hinauf bleiben. Die Investitionskosten würden bei 30 Millionen Euro liegen. Bei der zweiten Lösung würde eine Gondel die Passagiere zur Station von Alpino bringen. Von dort würde eine Bergbahn zum Mottarone führen. Das Projekt kostet 80 Millionen Euro.

Wie ein Mahnmal liegt das Gondel-Wrack noch immer am Hang. Weil das Zugseil riss und die Notbremse nicht griff, stürzte sie ab. 14 Menschen starben beim Unglück. Ein Bub (5) überlebte schwer verletzt.
Foto: keystone-sda.ch
1/7

Ein Wagnis wäre Projekt drei. Man würde nicht nur die Seilbahn von Stresa zum Mottarone ersetzen, sondern die Linie bis nach Omegna (I) erweitern. Mit dieser grossen Anlage würden der Lago Maggiore und der Orta-See verbunden. Das freilich würde teuer. Über Einzelheiten und Kosten wollen die Bürgermeister auf einer Pressekonferenz am Freitag informieren, schreibt La Stampa.

Zwölf Beschuldigte will die Staatsanwaltschaft auf die Anklagebank ziehen

Wer die neue Anlage leiten wird, wäre noch zu bestimmen. Ob der Direktor der Unglücksseilbahn im Amt bleiben wird, scheint eher unwahrscheinlich. Am Donnerstag beginnt die Beweissicherung in Verbania. In Anwesenheit der Untersuchungsrichterin wird die Staatsanwaltschaft zwölf Beschuldigte benennen, die sie unter anderem wegen schuldhaft verursachter Katastrophe, mehrfacher fahrlässiger Tötung und Körperverletzung anklagen will. Unter den Hauptverdächtigen sind neben den Verantwortlichen der «Ferrovie del Mottarone Srl» auch ranghöhere Angestellte der Südtiroler Firma Leitner, mit der das Seilbahn-Unternehmen einen Wartungsvertrag hat.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?