Nawalny muss mehrere Jahre ins Straflager
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Berufung abgelehnt:Nawalny muss mehrere Jahre ins Straflager

Ehefrau besucht Nawalny im Straflager
«Jetzt mache ich mir noch mehr Sorgen um ihn»

Der russische Opositionelle Alexej Nawalny (44) muss seine Haft im Straflager absitzen. Nun hat ihn erstmals seine Frau besucht.
Publiziert: 13.04.2021 um 19:20 Uhr
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Aktualisiert: 13.04.2021 um 22:48 Uhr
Der Kreml-Kritiker befindet sich im Hungerstreik gegen die Bedingungen im Lager.
Foto: Facebook / Alexej Nawalny
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Die Ehefrau Julia des russischen Kremlgegners Alexej Nawalny besuchte ihn diese Woche erstmals im Straflager. Auf Instagram veröffentlicht sie am Dienstag ein Foto von sich, im Hintergrund das Lager – Mauern und Stacheldraht. Dazu schreibt sie: «Nachdem ich Alexej getroffen habe, mache ich mir noch mehr Sorgen um ihn.»

Ihr 1,90 Meter grosser Ehemann wiege nur noch 76 Kilo und spreche kaum vor Erschöpfung. Bei dem Treffen, getrennt durch eine Glasscheibe, habe er immer wieder den Hörer auf den Tisch gelegt, um sich auszuruhen, berichtet Julia.

Zudem habe er noch immer keinen Zugang zu einem Arzt bekommen. Dabei gelte auch für Häftlinge: «Jeder Mensch hat das Recht, einen Arzt aufzusuchen.»

Lähmung, Fieber, Husten

Alexej Nawalny gilt als prominentester Kritiker von Präsident Wladimir Putin. Er hat im August 2020 einen Giftanschlag überlebt, für den er den Kreml verantwortlich macht. Nach der medizinischen Behandlung in Deutschland flog er zurück in Russland – und wurde sogleich festgenommen. Das Gericht verurteilte ihn zu zweieinhalb Jahren Haft in einem Straflager.

Aus Protest gegen die Zustände dort befindet sich Nawalny im Hungerstreik. Er beklagt, er erhalte trotz eines Rückenleidens, Lähmungserscheinungen in den Gliedmassen, Fiebers und Hustens keine angemessene ärztliche Hilfe.

Er reichte zudem Klage gegen die Gefängnisverwaltung ein, weil er noch keine Bücher bekommen habe, hiess es auf Nawalnys Instagram-Seite. Insbesondere sei ihm ein mitgebrachter Koran vorenthalten worden. Begründung: Das in Russland erlaubte Buch müsse auf extremistische Inhalte überprüft werden. Das sei ein Gesetzesverstoss.

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Zwangsernährung droht

Nawalny droht nun eine Zwangsernährung, sollte er den Hungerstreik nicht abbrechen. «Ich weiss, dass er nicht vorhat aufzugeben», meinte seine Frau. «Er ist immer noch fröhlich und glücklich.»

Das bis dato letzte Mal hatte Nawalny seine Frau im Januar in einem Gerichtssaal in Moskau gesehen – ebenfalls hinter einer Glasscheibe.

Julia überschrieb ihren Beitrag bei Instagram mit «Ein Post über die Liebe». Darin schwärmt sie nach ihrem «Date» mit Nawalny in dem Straflager, er sei einfach der Beste. «Er kommt wieder in Ordnung.» (SDA/hah)

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