Drogen, Juwelen, Raubkatzen
Dieser Clan führte die Berliner Polizei an der Nase herum

Skrupellos und brutal: Der Remmo-Clan sorgt in der deutschen Hauptstadt Berlin regelmässig für Aufruhr. Doch wie funktioniert die Familienbande wirklich?
Publiziert: 21.07.2023 um 13:50 Uhr

Macht, Kriminalität und ein Löwe als Statussymbol? Diese Woche hielt eine vermeintliche Löwin Berlin in Atem. Mittlerweile gehen die Behörden zwar davon aus, dass es sich um ein Wildschwein handelt. Dennoch sorgte der Remmo-Clan für Aufsehen. Einer der Söhne von Clan-Boss Issa Remmo schrieb auf Instagram: «Wenn jemand was weiss, bitte erst an mir Bescheid geben, dann führen wir die Löwin in ihr Gehege zurück, bevor irgendein Trottel die abknallt.» Firas Remmo implizierte damit, dass ihm der Löwe gehört – und führte so die Polizei an der Nase herum.

Doch wer ist diese gefährliche Gruppierung, die Deutschland regelmässig in Angst und Schrecken versetzt? Blick hat die wichtigsten Fakten über den Remmo-Clan zusammengetragen.

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Wer gehört zum Remmo-Clan?

Der Remmo-Clan gilt als eine der grössten Familienbanden Deutschlands. Er umfasst in seiner vollen Gänze fast 1000 Personen. Eine Dokumentation von «Spiegel TV» vom Juni zeigt auf, wie verflochten die verschiedensten Generationen der arabischen Grossfamilie Remmo sind.

Im Fall der ausgebüxten Berliner Löwin führt ein Spur zum arabischen Remmo-Clan. Hier auf dem Bild, von links: Wassim R., Rabir R. und Bachir R. – drei Täter des Dresdner Juwelenraubs.
Foto: Screenshot Spiegel TV
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Der Clan ist – ähnlich wie der Abou-Chaker-Clan – in Berlin ansässig und für seine schwere Kriminalität bekannt. Die Macht der Bande sichert die familiäre Hierarchie. Man steht füreinander ein, hält sich den Rücken frei.

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Wer sind die wichtigsten Figuren?

Die Anführer des Clans sind «Spiegel TV» zufolge Issa und Kamar Remmo. Issa hat acht Söhne. Seine Kernfamilie gilt als Hauptführungsglied des Clans. Sie umfasst circa 100 Personen. Zum erweiterten Kreis gehören die Cousins und deren Verwandte. Insgesamt umfasst der Clan laut «Spiegel TV» rund 1000 Personen.

Kriminell werden oft junge Männer um die 20, die keine Ausbildung vorweisen können. Anführer Issa Rammo tritt medial hingegen gern als Unternehmer auf und äussert sich im Gegensatz zu seinen Söhnen auch immer wieder mal vor der Kamera zu den Vorwürfen um seine Familie.

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Welche Delikte gehen auf das Konto des Clans?

Von Grosseinbrüchen in Banken oder Museen über Drogenhandel und Schutzgelderpressungen bis Geldwäscherei ist bei den Männern um die 20 alles dabei. Das erbeutete Geld wird reinvestiert – in den Immobilienkauf.

Im November 2019 drangen mehrere vermummte Täter ins Dresdner Residenzschloss ein und klauten mehrere Kunstobjekte und wertvolle Schmuckstücke mit insgesamt 4300 Diamanten. Der Wert ist kaum bezifferbar, wird aber auf mindestens 113,8 Millionen Euro geschätzt. Gesichert wurden bei der Ermittlungsarbeit DNA-Spuren, die sich vier Mitgliedern des Remmo-Clans zuordnen liessen. Das Verbrechen wird von zahlreichen Medien als «Jahrhundertcoup» bezeichnet.

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Verhältnis zur Justiz

Clans sind dafür bekannt, Gesetze und Vorschriften zu ignorieren. Immer wieder ist auch von einer Parallelwelt die Rede. Staatliche Gesetze werden nicht anerkannt, und Strafen scheinen den Clan nicht abzuschrecken.

Immer wieder werden die Anhänger wegen ihrer Grossdiebstähle zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt – kommen aber aufgrund von Vereinbarungen ihrer Anwälte mit der Staatsanwaltschaft regelmässig wieder auf freien Fuss. «Die Personen dieser Clans, die kriminell sind, lachen letzten Endes über Polizei und Justiz und nehmen sie nicht ernst», sagte Tom Schreiber, SPD-Innenexperte im Berliner Abgeordnetenhaus, im Februar zur ARD.

Ausschaffen kann man die Familie nicht. Einige jüngere Familienmitglieder sind in Deutschland geboren und besitzen die deutsche Staatsbürgerschaft. Andere sind staatenlos. Ursprünglich soll die Familie laut «Spiegel TV» aus dem Libanon stammen.

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Wie gefährlich ist die Familienbande?

Das Landeskriminalamt Berlin warnte bereits 2012 vor dem Clan. Laut «Bild» erstellte die Behörde eine 43 Seite lange Gefahrenanalyse, die sich mit der Remmo-Bande auseinandersetzt. Sie zeigt: Zwischen 2009 und 2011 tauchten 60 Prozent der Familienangehörigen in Strafverfahren auf. (ene)

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