Jetzt beginnt das Feilschen um XXL-Frachter Ever Given
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1 Milliarde Lösegeld gefordert:Jetzt beginnt das Feilschen um XXL-Frachter Ever Given

Die Kanalbehörde fordert 1 Milliarde Dollar Lösegeld für den Schaden und die Bergungsarbeiten
Jetzt beginnt das Feilschen um XXL-Frachter Ever Given

Die Blockade des Suezkanals durch das Containerschiff Ever Given hat massiven Schaden verursacht. Deshalb lassen die Kanalbehörden den gigantischen Frachter nicht weiterziehen. Es bahnt sich ein Rechtsstreit an.
Publiziert: 07.04.2021 um 14:42 Uhr
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Aktualisiert: 09.04.2021 um 15:07 Uhr

Und wieder kommt die gigantische Ever Given nicht vom Fleck. Nachdem eines der grössten Containerschiffe der Welt sechs Tage lang den Suezkanal versperrt hatte, liegt es nun im Grossen Bittersee zwischen dem nördlichen und dem südlichen Teil des Suezkanals.

Ein Weiterkommen gibt es vorderhand nicht. Die Kanalbehörde behält den 400 Meter langen Meeresriesen als Pfand zurück und verlangt eine Milliarde Dollar «Lösegeld», was 930 Millionen Franken entspricht.

Es droht ein gigantischer Rechtsstreit, in dem es um Milliarden-Forderungen gehen und der sich über Jahre dahinziehen könnte. Usama Rabi, der Vorsitzende der Kanalbehörde sagte: «Wir haben viel Mühe und Arbeit in die Rettung des Schiffes gesteckt. Wir haben täglich Einnahmen verloren. Uns steht eine Entschädigung zu.»

Hoffen auf Einigung

Die Behörden gehen während der Blockade von einem täglichen Verlust von 14 bis 15 Millionen Dollar aus. Zudem gingen die Arbeiten mit Baggern und Schleppern ebenfalls in die Millionen. An Bord befindet sich Fracht im Wert von 3,5 Milliarden Dollar. «Wir haben das Schiff und die Fracht gerettet», sagt Rabi.

Zwar sagte Rabi nun, dass er auf eine Einigung mit dem Besitzer des Schiffes, der japanischen Shoei Kisen Kaisha Ltd., hoffe. «Wir diskutieren eine einvernehmliche Lösung der Angelegenheit, ohne auf die Justiz zurückgreifen zu müssen.» Ein Gang vor Gericht würde dem Besitzer nämlich enorm schaden.

Doch das ist wohl eher ein Druckversuch auf die Eigner, schnell zu zahlen. So sagt Rabi weiter: «Wenn sie beschliessen, vor Gericht zu gehen, sollte das Schiff festgehalten werden.» Doch niemand glaubt wirklich an eine einvernehmliche Lösung.

Für verspätet ankommende Fracht trage die taiwanesische Reederei Evergreen Marine, die das Schiff gechartert hat, nach Worten ihres Präsidenten Eric Hsieh keine Verantwortung. Mögliche Schäden würden durch Versicherungen gedeckt, sagte Hsieh dem Finanznachrichtendienst Bloomberg zufolge. Sie könnte aber für Verspätungen anderer Schiffe, die zu Hunderten tagelang auf Durchfahrt am Kanal warten mussten, haften.

Seeleute leben an Bord

Mehrere Ermittlungen sollen klären, wie es zu dem Unfall kam. Inzwischen ist die Black Box analysiert worden. Eine Auswertung liegt aber noch nicht vor. Auch die 25 Besatzungsmitglieder, die auf dem Schiff ausharren, werden befragt. Evergreen Marine nannte unerwartet starke Winde als Grund des Auflaufens.

Auch die Seefahrtsbehörde Panamas, unter dessen Flagge das Schiff fährt, und das für die technische Leitung verantwortliche Unternehmen Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) haben eigene Ermittlungen angekündigt.

Die Ever Given war am 23. März auf dem Weg von Yangshan bei Shanghai nach Rotterdam im Suezkanal zwischen der Kanaleinfahrt bei Suez und den Bitterseen unterwegs, als sie um 7.40 Uhr auf Grund lief, sich zur Seite drehte und den Kanal blockierte.

In der Folge bildete sich auf beiden Seiten des Kanals ein Stau von 422 Meeresschiffen, was weltweit zu Lieferengpässen führte. (gf)

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