Bald kommt die «Rasputiza»
Putins Bodentruppen bleibt nicht mehr viel Zeit

Der Vormarsch von Putins Bodentruppen in der Ukraine stockt schon länger. Jetzt macht auch noch das Tauwetter der russischen Armee zu schaffen. Sie bleiben im Schlamm stecken. Das Phänomen ist bekannt: Schon Napoleon und Hitler kämpften gegen die «Rasputiza».
Publiziert: 22.03.2022 um 12:17 Uhr
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Aktualisiert: 22.03.2022 um 14:58 Uhr

Putins Panzer stecken im Schlamm fest. Die Bilder von russischen Militärfahrzeugen, die in der Ukraine festsitzen, werden immer zahlreicher. Die Bodentruppen, die nicht auf einen längeren Angriffskrieg vorbereitet waren, kämpfen jetzt auch noch gegen ein Wetterphänomen, das den Namen «Rasputiza» trägt.

Der russische Begriff bedeutet «Zeit der Wegelosigkeit» und meint die Schlammperiode im Land, die unbefestigte Strassen und Böden jeweils im Frühling und Herbst unbefahrbar machen. Das gegenwärtige Tauwetter verwandelt die Erde in weiten Teilen der Ukraine in Matschlandschaften – und die grossen Regenfälle haben noch nicht einmal begonnen.

Schon Napoleon und Hitler führten Schlammschlachten

«Der Frühlingsanfang ist ein schlechter Zeitpunkt, um in die Ukraine einzumarschieren», hatte der Politikwissenschaftler Spencer Meredith (51) bereits wenige Tage vor Kriegsbeginn in einem Artikel für das Modern War Institute der US-Militärakademie West Point geschrieben, wie die AFP berichtet.

Zahlreiche russische Panzer haben in der Ukraine ihre Probleme mit dem Schlamm.
Foto: Twitter
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Nicht nur Putins Truppen könnte die Rasputiza zum Verhängnis werden. Das Wetterphänomen hat bereits in der Vergangenheit so manchen Krieg beeinflusst. Im Herbst 1812 hielt der Schlamm beispielsweise die Truppen von Napoleon Bonaparte (1769-1821) bei ihrem Rückzug aus Russland so lange auf, dass sie vom strengen Winter eingeholt wurden. Im Zweiten Weltkrieg bremste der Matsch mehrfach den Vormarsch der deutschen Wehrmacht, aber auch die sowjetische Gegenoffensive vom Herbst 1943.

Putins Truppen graben sich vor Kiew ein

Im Vergleich zu früheren Kriegen sind die Strassen in der Ukraine zwar inzwischen besser ausgebaut. Trotzdem stellt dies Putins Truppen vor Probleme: Weil sie nur noch die befestigten Strassen benutzen können, muss auch die Versorgung immer über den gleichen Weg laufen. «Das macht die Lieferungen anfällig für ukrainische Angriffe», sagt der norwegische Strategieexperte Palle Ydstebø (60) im «Dagbladet».

Angesichts des stockenden Vormarsches haben die russischen Truppen nun reagiert. Nach dem gescheiterten Plan A, dem schnellen Angriffskrieg, folgt offenbar nun Plan B. Wie mehrere internationale Medien berichten, haben russische Soldaten vor der Hauptstadt Kiew mit dem Bau von tiefen Schützengräben begonnen. Das deutet darauf hin, dass sich Putins Streitkräfte auf einen langen Krieg einstellen. Zudem sollen sie daran sein, Landstriche ausserhalb von Kiew zu verminen. (sst)

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