HunderteMenschen an Corona-Demo in Konstanz (D)
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Weniger als erwartet:Hunderte Menschen an Corona-Demo in Konstanz (D)

Corona-Demo in Konstanz
Nur 1000 Teilnehmer am Bodensee

Corona-Skeptiker haben am Wochenende in Konstanz (D) viel vor. Tausende Teilnehmer werden erwartet. Auch BLICK ist vor Ort.
Publiziert: 02.10.2020 um 23:31 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2020 um 15:24 Uhr
Johannes Hillig

Sie haben Grosses vor. Corona-Skeptiker wollen am Wochenende in Konstanz (D) ein Zeichen setzen: gegen die Corona-Massnahmen. Erst eine Menschenkette durch zwei Länder am Samstag, dann eine Demo samt Marsch durch die Altstadt am Sonntag. Die kleine Stadt wird für zwei Tage zum Epizentrum der Querdenker.

Trotzen die Corona-Skeptiker dem Wetter? In der Süd- und Innerschweiz kommt es am Samstag zu Starkregen, bereits treten Bäche über die Ufer. Auch die Bodenseeregion bleibt vom Hudelwetter nicht verschont – den Voraussagen zufolge bleibt es mehrheitlich regnerisch.

Eigentlich sollte die Menschenkette einmal rund um den Bodensee verlaufen. Durch vier Länder. Als Symbol für «Frieden, Freiheit und die Liebe». Doch diese Idee wurde inzwischen verworfen.

Tausende Corona-Skeptiker gehen an diesem Wochenende ins beschauliche Konstanz (D).
Foto: Claudio Meier
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Jetzt ist eine Kette von Deutschland nach Österreich geplant. Von Konstanz über Bodmann und Lindau bis nach Lustenau in Österreich.

Thurgauer versucht die Kette zu sabotieren

Der See wurde dafür in 43 Abschnitte eingeteilt. Um den Abstand einhalten zu können, sollen die Teilnehmer einen Schal oder Tücher mitbringen. Ob die Kette aber tatsächlich zustande kommt, bleibt abzuwarten. Auf der Querdenker-Seite sind zwar alle Abschnitte besetzt. Allerdings in unterschiedlicher Verteilung. Manche sind zu hundert, andere nur zu zehn Prozent ausgelastet.

Wie verlässlich die Zahlen sind, ist aber fraglich. Denn: Ein Thurgauer versucht die Aktion zu sabotieren. Mit Freunden meldete er sich Dutzende Male für die Kette an. So sollen Lücken entstehen. Der Schweizer kann den Wirbel, den die Corona-Skeptiker machen, nicht verstehen. «Die Einschränkungen sind so marginal, dass sie aus meiner Sicht keine Demonstration in dieser Form rechtfertigen», sagt der Saboteur zum «Südkurier».

Die Schweizer Corona-Skeptiker machen übrigens ihr eigenes Ding. Sie organisieren selbständig eine Kette. Wie viele sich dafür schon angemeldet haben, ist unklar. Eine Anfrage von BLICK liessen die Verantwortlichen unbeantwortet.

Diskussionsrunden, Musik und Gottesdienst

Am Sonntag rufen die deutschen Corona-Skeptiker zur grossen Demo auf dem Platz Klein Venedig in Konstanz auf – unmittelbar an der Schweizer Grenze. Von 9 bis 22 Uhr soll die Veranstaltung dauern. Mit Diskussionsrunden, Musik, Gottesdienst und einem Zug durch die Altstadt.

Auftreten werden Bekannte der Szene. Darunter Pastor Christian Stockmann, das Musikerpaar Janin Devi und André Maris sowie Michael Ballweg, Kopf der Querdenker-Bewegung. Er organisierte auch die Mega-Demo vom August in Berlin. Damals schob ein wütender Mob Absperrungen zur Seite und stürmte auf die Treppen des Reichstages. Nur drei Polizisten hielten die Menge in Schach und verhinderten ein Eindringen in das Regierungsgebäude.

Stadt Konstanz rechnet mit mehr als 25'000 Menschen

Auch wenn die Querdenker gegen die Massnahmen demonstrieren, gelten während der Demo strenge Auflagen. Das bestätigt Stadtsprecher Walter Rügert auf Anfrage von BLICK.

Kann der Abstand nicht eingehalten werden, gilt Maskenpflicht. Wer beim Zug durch die Stadt mitmachen will, muss ebenfalls einen Mund- und Nasenschutz anziehen. Und wer aus einem Risikogebiet kommt, darf nicht teilnehmen. Ausserdem sind Reichskriegsflaggen, Kaiserreichsflaggen und Zeichen verboten, die auf die NS-Zeit schliessen lassen.

Allein für die zwei Veranstaltungen der Corona-Skeptiker rechnet die Stadtverwaltung Konstanz mit mehr als 25'000 Teilnehmern. Viele Menschen. Doch es dürften weitaus mehr werden an diesen Tagen. Denn: Für das Wochenende sind «27 Versammlungen und Demonstrationen angemeldet», so Walter Rügert.

Dazu gehören auch Gegendemonstrationen und Veranstaltungen, die gar nichts damit zu tun haben. Der Sprecher der Stadt Konstanz zu BLICK: «Die Stadt hat zahlreiche Gespräche mit den Anmeldern geführt, um das Geschehen zu koordinieren. Auch mit der Polizei findet eine intensive Abstimmung statt.»

Kantonspolizei Thurgau wappnet sich

Wie viele Beamte im Einsatz sind, dazu macht Rügert keine Angaben – aus taktischen Gründen. Klar ist dagegen: Auch die Schweizer Polizei rüstet sich für das Corona-Wochenende in Konstanz. Matthias Graf von der Kantonspolizei Thurgau zu BLICK: «Aufgrund der geografischen Lage, etwa auf dem Platz Klein Venedig, besteht die Möglichkeit, dass sich die Demonstrationen auf unser Kantonsgebiet verlagern. Deshalb wurde ein Einsatzdispositiv erstellt.»

Momentan verzeichnet der Landkreis Konstanz 31 Infizierte, Stand Donnerstag. Ob das Demo-Wochenende etwas daran ändert, wird sich zeigen.

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