Zwischenfälle nehmen in der Schweiz zu
Polizei musste wegen Pöbel-Passagieren 200 Mal ausrücken

In der Schweiz nehmen die Vorfälle mit renitenten Passagieren an Bord zu. Vor allem selbst mitgebrachter Alkohol bereitet den Airlines zunehmend Sorgen. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt reagiert mit härteren Bussen.
Publiziert: 29.01.2024 um 11:25 Uhr
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Lisa AeschlimannReporterin & Blattmacherin

Eigentlich sollte der Swiss-Flug LX1418 nach Belgrad Anfang Dezember mit zweistündiger Verspätung abfliegen. Doch ein renitenter Gast verhinderte das Take-off im letzten Moment. Eine betrunkene Frau hatte sich gemäss «20 Minuten» den Anweisungen der Crew widersetzt, war auf Polizisten losgegangen und musste schliesslich noch auf dem Rollfeld von mehreren Beamten abgeholt und in einen Kastenwagen verfrachtet werden. Der Flieger selbst musste zum Gate zurückrollen, alle 146 Passagiere wurden umgebucht.

Passagiere, die randalieren, pöbeln, trotz Verbot heimlich rauchen oder sich partout nicht an Anweisungen halten, sind für die Airlines seit längerem ein Ärgernis. 1347 Vorfälle meldeten die Schweizer Airlines dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) im letzten Jahr. Das sind fast vier Vorfälle mit den sogenannten Unruly Passengers pro Tag.

In jedem fünften Fall ging es um Rauchen an Bord (286), gefolgt von verbalen Ausrastern (285) und der Missachtung von Anweisungen des Flugpersonals (255) – zum Beispiel, weil sich Passagiere weigerten, den Sitzgurt anzuschnallen. In 137 Fällen spielte Alkohol- oder Drogenmissbrauch eine Rolle.

Dicke Luft an Bord: Rund vier Vorfälle mit renitenten Passagieren meldeten Schweizer Airlines dem Bund – pro Tag.
Foto: Keystone
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Zunehmend bereite den Airlines auch der Konsum von selbst mitgebrachtem Alkohol Sorge, sagt Bazl-Sprecher Christian Schubert. 111 Fälle wurden 2023 gemeldet. Aus Sicherheitsgründen ist es nicht erlaubt, solchen im Flugzeug zu konsumieren – dies, weil der Crew dann die Übersicht über die von den Passagieren konsumierte Menge fehlen würde.

15 Vorfälle sexueller Belästigung

Hinzu kommen Verstösse beim Tiertransport und körperliche Übergriffe unter den Passagieren oder gegen die Crew. Zudem wurden 15 Vorfälle von sexueller Belästigung gemeldet.

2023 haben die Airlines dem Bazl erstmals mitgeteilt, wie häufig die Polizei eingeschaltet werden musste: Rund 200 Mal musste diese ausrücken, um für Ordnung zu sorgen. Dies sei auffällig, sagt Schubert.

Bussen zwischen 400 und 1000 Franken

Das Bazl hat 2023 insgesamt 112 Verfahren eröffnet, mehr als in den Vorjahren – bei Rauchen an Bord, Konsumation von selbst mitgebrachtem Alkohol, Nichtbefolgen der Crew-Anweisungen und Verstössen gegen die Transportpflicht. Die Betroffenen müssen mit Bussen zwischen 400 und 1000 Franken rechnen. 2022 jedoch wurde der Bussenkatalog angepasst, wie Schubert schreibt. «Bei gewissen Straftatbeständen wurden die Bussen verdoppelt bis vervierfacht.»

Deutlich tiefer waren die Zahlen in den Jahren 2021 und 2020 mit 748 und 425 gemeldeten Zwischenfällen. Grund: die Corona-Pandemie. 2022 hatten die meisten Anzeigen mit dem Widersetzen gegen die Covid-Regeln zu tun. Auf vielen Flügen galt in den ersten Monaten noch die Maskenpflicht.

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