Zweite Corona-Welle verschärft die finanzielle Lage
Jeder dritte Kleinunternehmer hat Existenzängste

Gemäss einer Studie der Universität Lausanne und der KOF der ETH Zürich steht ein Grossteil der Selbständigen heute nicht besser da, sondern im Gegenteil schlechter als bei der ersten Corona-Welle.
Publiziert: 29.11.2020 um 12:15 Uhr
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Aktualisiert: 30.11.2020 um 15:39 Uhr

Sie sind das schwächste Glied in der Corona-Krise: die vielen selbständigen Unternehmen in der Schweiz. Eine Studie des Zentrums Enterprise for Society zeigt jetzt laut der «NZZ am Sonntag», dass es vielen KMU in der zweiten Welle finanziell schlechter geht als während des Lockdowns im Frühling.

Die Firmen rechnen für das ganze Jahr 2020 mit einem massiven Umsatzeinbruch von durchschnittlich 19 Prozent. Jeder dritte Unternehmer, entsprechend 200'000 KMU, hat Angst um die wirtschaftliche Existenz. Am grössten ist die Sorge bei den kleinen Betrieben, die weniger als 25'000 Franken Vermögen besitzen: In dieser Gruppe hat gar jeder zweite Unternehmer Angst, dass seine Firma pleitegeht.

Hinter der Studie stehen die Universität Lausanne und die Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich. Die Studie basiert auf einer Befragung von knapp 800 selbständigen Unternehmen und Firmeninhabern aus allen Branchen und Landesteilen.

Die zweite Corona-Welle bringt mehr Kleingewerbler und Gastronomen an den Rand der Existenz als die erste im Frühjahr 2020. Das besagt eine Studie der Universität Lausanne.
Foto: imago images/Jan Huebner
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Überrascht über «düstere Lage beim Gewerbe»

«Wir haben im August vor dieser Entwicklung gewarnt und wirtschaftliche Stützmassnahmen empfohlen. Wir sind aber überrascht, wie düster die Lage beim Gewerbe effektiv ist», sagt der Lausanner Ökonomieprofessor Rafael Lalive, der auch der nationalen Covid-19-Task-Force angehört, gegenüber der Zeitung. «Obwohl wir keinen Lockdown mehr haben wie im April, steht ein Grossteil der Selbständigen heute nicht besser da, sondern im Gegenteil schlechter.»

Der Bundesrat hat diese Woche allerdings ein neues Hilfspaket verabschiedet. Firmen, deren Umsatz um über 40 Prozent eingebrochen ist, können zusätzliche Kredite und A-fonds-perdu-Beiträge beantragen. Ist das Abhilfe genug?

«Dieses Programm reicht bei weitem nicht, um den immensen Flurschaden zu beheben», sagt Peter Kurath vom Verband der Schweizer Kreativwirtschaft zur «NZZ am Sonntag». Zudem seien Kredite die falsche Form der Unterstützung: «Angesichts der riesigen Unsicherheit ergibt es keinen Sinn, wenn die KMU jetzt noch mehr Schulden aufnehmen.»

Auf Kritik stösst ebenso der geplante Mindestumsatz von 100'000 Franken, der für ein Gesuch nötig ist. Kleinbetriebe werden damit ausgeschlossen. (uro)

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