Zoff in Reichen-Destination eskaliert
Ex-Kurdirektor klagt gegen St. Moritz-Tourismus

Der Ex-Tourismus-Chef von St. Moritz, der Österreicher Gerhard Walter, hat Anzeige gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber eingereicht. Der Streit nach seinem Abgang steuert damit einen neuen Höhepunkt an.
Publiziert: 28.03.2020 um 11:34 Uhr
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Aktualisiert: 16.12.2020 um 10:14 Uhr
Patrik Berger

Zoff im Engadin: Jetzt ist Gerhard Walter (56), dem ehemaligen Tourismus-Chef von St. Moritz GR, der Kragen geplatzt. Der Österreicher zieht seinen früheren Arbeitgeber, die Engadin St. Moritz Tourismus AG, und deren Präsidenten Marcus Gschwend (51) vor Gericht. «Über vier Monate lang habe ich mich bemüht, eine aussergerichtliche Einigung zu erzielen. Nun habe ich Klage beim Regionalgericht Maloja eingereicht», sagt Walter zu BLICK.

In der Klage geht es um Geld und um Walters Ruf. «Ich mache finanzielle Ansprüche aus meinem Arbeitsvertrag geltend», sagt Walter. Es geht um einen fünfstelligen Frankenbetrag. Man habe den Arbeitsvertrag einvernehmlich aufgelöst und eine gemeinsame Vereinbarung unterzeichnet. «Die Gegenseite hat sich nicht daran gehalten», so Walter. Darum die Klage.

«Mangelnde Führung»

Konkret geht es um eine Medienmitteilung vom Dezember 2019. Die Vorwürfe sind happig: Walter soll als Tourismusdirektor mehr Geld ausgegeben haben als vorgesehen. Er soll das Budget um 600'000 Franken überzogen haben. «Die Engadin St. Moritz Tourismus AG wird deshalb die Marketingausgaben im nächsten Jahr reduzieren müssen», hiess es.

Der Tiroler Gerhard Walter klagt gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber.
Foto: swiss-image.ch
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Das «überraschende Defizit» werde nach Rücksprache mit der Revisionsstelle über das Budget 2020 aufgefangen. Verwaltungsratspräsident Marcus Gschwend spricht dennoch von einer «unschönen und ärgerlichen Situation», die Mitte September zur Trennung «vom bisherigen CEO» geführt hat.

Und: «Die massive Budgetüberschreitung ist in erster Linie auf mangelnde Führung durch den CEO zurückzuführen.» Die Abklärungen hätten zudem gezeigt, dass Kompetenzen überschritten und Reglemente nicht eingehalten wurden.

«Es geht mir um meinen Ruf»

Gegen diese Beschuldigungen wehrt sich Walter nun juristisch. Es geht ihm nicht ums Geld, wie er sagt. «In erster Linie geht es mir um meinen Ruf. Es ist das wichtigste Gut, das ein Manager verlieren kann», sagt er. Sein Image sei öffentlich in ein falsches und schlechtes Licht gerückt worden. «Das muss nun richtiggestellt werden», so der Österreicher.

Marcus Gschwend wollte sich auf Anfrage nicht zum laufenden Verfahren äussern.

Abgang nach nicht einmal drei Jahren

Mitte September kam es zum grossen Knall: Walter trat ab. Nach nur zweieinhalb Jahren. Der Tourismusprofi war mit grossen Visionen angetreten. Deshalb überraschte sein Abgang. Nun treffen sich die Streithähne vor Gericht. Der erste Verhandlungstermin war auf den 25. März angesetzt. Er wurde wegen der Corona-Krise aber verschoben.

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