Extremisten bezahlt
LafargeHolcim räumt schwere Fehler in Syrien ein

LafargeHolcim wird beschuldigt, in Syrien Extremisten bezahlt zu haben, um ein Werk weiterbetreiben zu können. Zudem soll der Schweizer Zementkonzern gegen das Öl-Embargo verstossen haben. VR-Präsident Beat Hess gibt «inaktzeptable Fehler» zu. Französische Behörden ermitteln.
Publiziert: 04.12.2017 um 02:01 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 15:45 Uhr

Der Schweizer Zementkonzern LafargeHolcim hat «inakzeptable Fehler» in der Affäre um Schutzgeldzahlungen im syrischen Bürgerkrieg eingeräumt. Man habe sich zu spät aus Syrien zurückgezogen, sagte Verwaltungsratspräsident Beat Hess in einem Interview mit der französischen Zeitung «Le Figaro». Man wolle nun mit den französischen Behörden zusammenarbeiten.

Im Mittelpunkt der französischen Ermittlungen gegen die Firma mit Sitz in Rapperswil-Jona SG steht der Vorwurf der «Finanzierung von terroristischen Vorhaben». Hess wurde auch gefragt, ob man über einen Namenswechsel nachdenke, um die Reputationsschäden zu minimieren. Dies verneinte Hess: «Ein Namenswechsel löst unsere Probleme nicht.»

Hat LafargeHolcim Extremisten bezahlt?

Die Zementgruppe Lafarge, die 2015 mit dem Schweizer Baustoffkonzern Holcim fusionierte, soll in Syrien Extremisten bezahlt haben, damit ein Werk im Norden des Landes in Betrieb bleiben konnte (BLICK berichtete).

VR-Präsident Beat Hess räumt schwere Fehler in Syrien ein
Foto: Gian Ehrenzeller/Keystone via AP

Das Werk befindet sich in Dschalabija rund 150 Kilometer nordöstlich von Aleppo. Die Gelder sollen in den Jahren 2013 und 2014 unter anderem an Extremisten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geflossen sein. Menschenrechtsorganisationen hatten dem Unternehmen vorgeworfen, die Terroristen bezahlt zu haben, um weiterarbeiten zu können.

Drei Manager vor dem Richter

Lafarge wird zudem vorgeworfen, dem IS in Syrien Öl abgekauft zu haben. Damit habe die Gruppe gegen das EU-Ölembargo gegen Syrien verstossen, das seit dem Herbst 2011 galt. Die IS-Miliz hatte sich seit 2013 zahlreicher Erdölquellen des Landes bemächtigt.

Wegen des Verdachts der Finanzierung von Extremisten und des Verstosses gegen EU-Sanktionen wurden gegen drei Verantwortliche der Zementgruppe in Frankreich ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Die Manager wurden am Freitag nach 48 Stunden in Gewahrsam einem Haftrichter vorgeführt.

Konzernchef musste gehen

Bei den Beschuldigten handelt es sich um den Ex-Chef eines Zementwerks in Syrien, Bruno Pescheux, seinen Nachfolger Frédéric Jolibois und den für die Sicherheit bei Lafarge zuständige Manager Jean-Claude Veillard. Sie kamen unter Auflagen auf freien Fuss. Die Staatsanwaltschaft von Paris hatte für Pescheux Untersuchungshaft beantragt.

Über die Affäre war Konzernchef Eric Olsen gestolpert und hatte das Unternehmen Mitte Juli verlassen. Eine interne Untersuchung hatte ergeben, dass die Massnahmen zur Weiterführung des Betriebs in einem nordsyrischen Werk 2013 und 2014 nicht akzeptabel gewesen seien. (SDA)

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