Die meisten kennen die Zürcher Zünfte vom Sechseläuten. Traditionell marschieren sie in einem Umzug vor dem Böögg-Verbrennen durch die Zürcher Innenstadt. Frauen laufen nur am Rande mit, denn zu den Zünften sind nur Männer zugelassen.
Vorerst läuft bis Ende Januar bei der grössten Zunft, der Zunft zur Meisen, eine Vernehmlassung, ob Frauen in die Gruppe aufgenommen werden sollen. Das berichtete zuerst «SRF», später bestätigte der Bericht der «Neuen Zürcher Zeitung».
«Behutsame Öffnung»
Eine interne Arbeitsgruppe hat ein Konzept dazu erarbeitet. Die Zünfter können derzeit Stellung beziehen. Das Konzept sieht eine Übergangsphase von fünf Jahren vor. Töchter von Zünftern und weibliche Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur sollen zunächst als Gäste an den Anlässen der Zunft teilnehmen dürfen. Danach könnten die Statuten angepasst werden, damit sie auch für Frauen offen steht. Ob die Zunft zur Meisen ihre Geschlechter-Regel ändert, wird sich an der Generalversammlung zeigen, einen Tag vor dem Sechseläuten 2022.
Frauenzunft darf nur Gast sein
In einer Zunft würden sich liberal denkende, interessante Menschen austauschen und um spannende Gesprächen bereichert nach Hause gehen, begründen die Verantwortlichen in der «NZZ» den Anstoss, die Frauenfrage diskutieren zu wollen. Ohne Frauen sei die Hälfte der interessanten Menschen ausgeschlossen.
Die Zürcher Zünfte sind heute reine Männervereinigungen. 1989 wurde – als eine Art Ergänzung zur den Männerzünften – die Gesellschaft zur Fraumünster gegründet. Die oft als «Frauenzunft» bezeichnete Gruppe nimmt seit 2014 auch regelmässig beim Sechseläutenumzug teil – offiziell allerdings nur als Gäste der aus Männer bestehenden Gesellschaft zur Constaffel. (SDA/gif)