«Wir wurden nie kontrolliert»
So locker nehmen es Zöllner mit Corona-Kontrollen

Hunderttausende Schweizerinnen und Schweizer sind während der Sommerferien ins Ausland gereist. Sie erzählen von ihren Erfahrungen.
Publiziert: 29.07.2021 um 12:47 Uhr
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Aktualisiert: 29.07.2021 um 15:39 Uhr
Levin Stamm und Lea Blum

Während der Corona-Krise sind die Zeiten vorbei, in denen Reisende durchgewinkt werden. Seit mit vielen Touristen und Geschäftsreisenden auch das Virus mitreist, wird schärfer kontrolliert.

Zumindest in Theorie. Denn eine Blick-Umfrage bei Leserinnen und Lesern zeigt: Kontrollen werden vielerorts vernachlässigt. Viele Reisende sind darüber verärgert, denn die komplizierten Einreisevorbereitungen kosten viel Geld, Schweiss und Nerven.

«Ein grauenvolles Theater»

Blick-Leser Gabriel* ist mit seiner Frau letzte Woche durch Österreich ins Südtirol gefahren. «Keine Kontrolle an der Grenze zu Österreich, der Posten war wie ausgestorben. Kein Personal, nichts!» erzählt er. Beim Zwischenhalt in einem österreichischen Hotel muss er das einzige Mal während der ganzen Reise sein Covid-Zertifikat vorweisen. Denn auch beim Grenzübergang zwischen Österreich und Italien interessiert sich niemand für seinen Testnachweis. «Keine Kontrolle am Brennerpass, kein Personal am Zoll.»

Seit Ausbruch der Corona-Krise wird an den Grenzen zum Ausland sollte kontrolliert werden. Eigentlich.
Foto: Keystone
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Gabriel und seine Frau sind verärgert: «Entweder werden verpflichtende Massnahmen ergriffen, die dann auch kontrolliert werden, oder man lässt es sein.» Sollen sie für die Rückreise in die Schweiz die teuren Tests berappen? «Wir sind verunsichert und finden das langsam ein grauenvolles Theater!»

Rolf Meier sieht das ähnlich: «Wir wurden am Grenzübergang Au nach Österreich weder bei der Ausreise von der Schweiz nach Österreich, noch bei der Einreise von Österreich in die Schweiz kontrolliert. Was soll eigentlich der ganze Papieraufwand?»

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«So muss man sich nicht wundern»

Laut den Berichten der Blick-Leserinnen und -Leser nimmt es der ganze Schengenraum mit Test-Kontrollen nicht so genau. Blick-Leser Daniel Neuhaus erzählt: «Ich bin am Montag mit der Fähre von Livorno nach Korsika übergesetzt.» Bei der Buchung sei er angewiesen worden, einen gültigen PCR-Test oder Impfnachweis vorzulegen. Doch: «Weder vor, während oder nach dem Verladen führte die Fährbetreiberin Kontrollen durch.» Auch an die Maskenpflicht an Bord habe sich niemand gehalten. «So muss man sich nicht wundern», meint Neuhaus.

Auch Blick-Leser Thomas ist frustriert von den fehlenden Kontrollen: «Ich bin seit Anfang Mai mit dem Camper von der Schweiz bis nach Norwegen unterwegs. Ganze fünfmal hat er sich auf der Reise testen lassen, nur in Norwegen wurde er auch wirklich kontrolliert. Er sagt: «Schade, wenn man sich ja an die Regeln halten will, es aber keinen interessiert!»

Jenny erlebte zum Beispiel Folgendes: «Ich bin mit dem Auto nach Spanien gefahren und habe wie vorgeschrieben einen Schnelltest gemacht. Doch weder am Zoll in Frankreich noch in Spanien hat man ihn verlangt.»

«Ich wurde viermal überprüft»

Nichts mit laschen Kontrollen ist es ausserhalb des Schengenraumes. Dort nehmen es Grenzbeamte in der Regel ganz genau, wie Blick-Leser Walter Brun von seiner Reise aus China zu berichten weiss: «Am Flughafen Schanghai wurde ich viermal überprüft und musste mir die Temperatur messen lassen.»

Verkehrte Welt dagegen am Zürcher Flughafen: «Kein Messen der Temperatur, keine Überprüfung des Covid-Zertifikates.» Mit den Corona-Erfahrungen in China im Hinterkopf glaubt Brun: «Das ist nicht nur fahrlässig, das grenzt an ein Verbrechen.»

Blick-Leser Jürg* hat von seiner Reise nach Russland Verrücktes zu erzählen. «Um nach Russland zu reisen, braucht man einen negativen PCR-Test. Da spielt es keine Rolle, ob du in der Schweiz geimpft wurdest oder nicht.» Sein Papier sei vor dem Abflug genauestens kontrolliert worden.

In Russland habe sich dann aber keiner dafür interessiert. Viel strenger kontrolliert der russische Zoll bei den eigenen Bürgern. «Die müssen das Testresultat auf eine Online-Plattform hochladen. Eine Bekannte, die das vergass bekam plötzlich Besuch von Männern in Schutzausrüstung!»

* Namen bekannt


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