Interview mit Peter Spuhler
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Stadler Rail geht an die Börse:Interview mit Peter Spuhler

Wie der Patron Stadler Rail auf die Erfolgsschiene brachte
König Spuhler

Als Peter Spuhler Stadler Rail kaufte, standen 18 Angestellte auf der Lohnliste. Heute sind es weltweit über 8500 Arbeiter. BLICK zeigt die wichtigsten Eckpunkte dieser steilen Karriere.
Publiziert: 20.03.2019 um 00:33 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2019 um 20:18 Uhr
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Sven ZauggRedaktor SonntagsBlick

Peter Spuhler (60) ist der Mann für die ganz grossen Schlagzeilen – und Geschäfte: Im Januar spurte er, der einflussreiche Vize-Präsident des ZSC, die Rückkehr seines alten Weggefährten Arno Del Curto (62) ins Hallenstadion vor. Ein Hockey-Coup erster Güte! Drei Monate später krönt sich der Verwaltungsratspräsident von Stadler Rail nun zum unangefochtenen König der Schweizer Bahnbranche.

Spuhler, der SVP-alt-Nationalrat, der Fast-Bundesrat, welcher der Politik den Rücken kehrte, will «seine» Eisenbahnfirma an die Börse bringen. «Ich habe einen inneren Kampf ausgefochten. Doch ich war immer zuerst Unternehmer und dann Politiker», sagt er im Gespräch mit BLICK.

Spuhler will Stadler Rail weiter kontrollieren

Im Zuge des geplanten Börsengangs wird Spuhler, dessen Vermögen auf 2,5 Milliarden Franken geschätzt wird, einen Teil der Aktien an Investoren abgeben, die er als Privatmann und über seine Beteiligungsgesellschaft PCS Holding hält. Im Anschluss an den Börsengang werde sein Anteil von aktuell 80 Prozent noch bei mindestens 40 Prozent liegen, so Spuhler.

Peter Spuhler kann auf eine lange und erfolgreiche Karriere zurückblicken. Egal ob in der Armee, im Eishockey, in der Politik oder im Familienbetrieb seiner ersten Frau – der Stadler Fahrzeuge AG.
Foto: zVg
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Der Patron macht klar: «Ich werde die Stadler Rail weiterhin kontrollieren.» Angst vor einer feindlichen Übernahme habe er nicht.

Vom Kleinunternehmen zum Krösus

Wann genau der Gang an die Börse erfolgen soll, behält Spuhler für sich. «Sie können aber sicher sein, lange wird es nicht mehr dauern. Wenn die Märkte nicht verrückt spielen, ziehen wir das durch.»

Es ist die Krönung einer langen und beharrlichen Karriere. 1989 kaufte Spuhler die kleine Thurgauer Firma mit achtzehn Angestellten und viereinhalb Millionen Franken Umsatz – mit einem Fünf-Millionen-Kredit der Thurgauer Kantonalbank! Der Rest gehört zu einer der beeindruckendsten Erfolgs-Storys der jüngeren Schweizer Industriegeschichte.

Innerhalb von dreissig Jahren baute er den Kleinbetrieb zum internationalen Unternehmen mit 8500 Angestellten aus. Allein in Berlin beschäftigt Stadler Rail 1300 Mitarbeitende, womit der Ostschweizer Schienenfahrzeughersteller dort zu einem der grössten industriellen Arbeitgeber zählt.

Inzwischen kann Spuhler mit seinem Unternehmen, das 2018 zwei Milliarden Franken Umsatz generierte, sogar den Schwergewichten der Branche – der kanadischen Bombardier, der deutschen Siemens oder der französischen Alstom – Paroli bieten.

Mit dem geplanten Börsengang zündet Spuhler nun die nächste Wachstumsstufe. Er erhält finanzielles Pulver für Zukäufe und Übernahmen, zudem gilt eine Börsenkotierung als Qualitätslabel. Denn nur so erhält die Öffentlichkeit vollen Einblick in die Bücher des Konzerns.

Während in Europa der Krieg tobt, gründet Ernst Stadler 1942 in Zürich ein Ingenieurbüro und legt den Grundstein der Stadler Rail. Züge beweisen im Zweiten Weltkrieg ihren wirtschaftlichen und strategischen Wert. Stadler beginnt in dieser zukunftsträchtigen Branche zu arbeiten – mit dem Umbau von Diesel- zu Akku-Lokomotiven. 1959 wird im spanischen Sevilla Peter Spuhler geboren, der aus dem Kleinbetrieb Jahrzehnte später einen internationalen Konzern machen wird.
Foto: Stadler Rail
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«Unsere Auftragsbücher sind voll»

Experten schätzen den Wert der Firmengruppe auf zwischen drei und fünf Milliarden Franken. Spuhler selbst grinst: «Dazu habe ich nichts zu sagen.» Stimmen die Schätzungen würde sich Stadler Rail im Bereich der Industrieunternehmen Sulzer mit 3,3 Milliarden oder Georg Fischer mit 3,8 Milliarden Franken bewegen.

Mit der Börsengang ist sein Kind nun flügge geworden: «Das schmerzt einerseits, doch es ist der logische Schritt.» Innerhalb der nächsten vier Jahre werde der Umsatz auf vier Milliarden steigen. «Unsere Auftragsbücher sind voll.»

Die Zeit sei nun gekommen, dass sich Stadler Rail den Investoren öffne und damit ein neues Kapitel aufschlage. Mit König Spuhler als Präsident des Verwaltungsrats an der Spitze.

Der Giruno ist als erster Hochgeschwindigkeitszug der Hoffnungsträger von Peter Spuhler. Stadler Rail stellt vorerst 29 Züge im Werk von Bussnang TG her. Es besteht eine Option über 92 weitere Giruno.
Foto: Keystone
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