Widerstand gegen Preiserhöhung
Fahrgäste wehren sich gegen teurere ÖV-Tickets

Die Branchenorganisation Alliance Swisspass hat eine Erhöhung der ÖV-Billette angekündigt. Dagegen regt sich nun Widerstand.
Publiziert: 20.04.2023 um 10:30 Uhr
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Aktualisiert: 18.01.2024 um 10:23 Uhr
Sarah Serafini, «Beobachter»
Beobachter

Kurz vor Ostern liess Alliance Swisspass eine Bombe platzen: Ab Mitte Dezember 2023 soll der ÖV teurer werden. Der Branchenverband kündigte an, die Billettpreise durchschnittlich um 4,3 Prozent zu erhöhen. Insbesondere die Ticketpreise in der zweiten Klasse sollen steigen. Insgesamt um 4,8 Prozent.

Gleichzeitig blieben die Preise der ersten Klasse mit einem Preisanstieg um 1,9 Prozent relativ stabil.

Kein Wunder, verdarb diese Ankündigung so manchen Fahrgästen das Familienfest. Und entsprechend schnell regte sich Widerstand. Zwei Tage nach der Mitteilung von Alliance Swisspass lancierte die Kampagnenorganisation Campax eine Petition. Ihren Aufruf «ÖV-Preiserhöhung stoppen!» unterschrieben bereits über 21'000 Personen (Stand: Donnerstag).

Ab Dezember 2023 sollen die ÖV-Tickets teurer werden.
Foto: Keystone
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Belastet vor allem die Mittelschicht

«Als Nutzerinnen und Konsumenten des Bahnverkehrs lehnen wir die Erhöhung der ÖV-Preise ab und fordern die Mitglieder der Alliance Swisspass auf, dies auch zu tun. Wenn die Preise schon erhöht werden müssen, soll die 1. Klasse solidarisch einen Hauptteil der Mehrkosten mittragen», schreiben die Petenten. Deren Mediensprecherin Mona Niklaus argumentiert, die Preiserhöhung von 4,8 Prozent für die Tickets der zweiten Klasse belaste vor allem die Mittelschicht. Also diejenigen, die ohnehin mit steigenden Preisen für Krankenkassenprämien und Mieten zu kämpfen haben.

«Soeben hat der Bund Milliarden für eine Bankenrettung ausgegeben. Vor diesem Hintergrund finde ich es besonders empörend, dass jene, die sowieso schon unter der Inflation leiden, nun Mehrkosten für den öffentlichen Verkehr schultern sollen.» Ihr sei schleierhaft, weshalb der Bund den ÖV nicht stärker subventioniere.

Diese Frage müsse die Politik beantworten, kontert Reto Hügli, Sprecher von Alliance Swisspass. Es sei aber nicht so, dass man solche Möglichkeiten nicht geprüft habe. «Wir stehen im engen Austausch mit dem Bundesamt für Verkehr und haben klare Signale bekommen, dass die ÖV-Branche den Grad der Eigenwirtschaftlichkeit halten muss.» Es sei schliesslich das erste Mal seit sieben Jahren, dass die Tarife angepasst werden. Ausserdem sei die Erhöhung gut begründet.

Neues Angebot für Junge

So hätten die Transportunternehmen ihr ÖV-Angebot seit 2016, gemessen in Angebotskilometern, um rund zehn Prozent gesteigert und Geld in moderne Fahrzeuge investiert. Mit der Teuerung seien zudem die Ausgaben signifikant gestiegen, beispielsweise für Löhne, Unterhalt und Energie. «Diese finanziellen Herausforderungen können nur solidarisch gemeistert werden. Durch Sparanstrengungen der ÖV-Branche, aber auch gemeinsam mit den ÖV-Nutzenden via Billettpreise», so Hügli.

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Artikel aus dem «Beobachter»

Dieser Artikel wurde aus dem «Beobachter» übernommen. Weitere spannende Artikel findest du auf www.beobachter.ch.

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Die Grundhaltung sei weiterhin, dass der öffentliche Verkehr für alle erschwinglich bleiben müsse. Nicht erhöht würden deswegen die Preise für das Halbtaxabonnement Jugend, die Spartageskarte sowie die Junior- und Kindermitfahrkarte. Neu eingeführt werde ausserdem im Juni das «GA Night» für 99 Franken. Damit können unter 25-Jährige ab 19 Uhr das gesamte GA-Streckennetz benutzen.

Diese Argumente verfangen bei Campax-Mediensprecherin Niklaus nicht. «Ich finde es seltsam, von Solidarität zu sprechen, wenn man vor allem die zweite Klasse zahlen lässt.»

Sie hofft, dass durch die Petition nun Bewegung in die Diskussion kommt. Denn definitiv ist die Preiserhöhung noch nicht. Die Entscheidung muss von sämtlichen Mitgliedern der Alliance Swisspass und vom Preisüberwacher genehmigt werden. Die Abstimmung läuft noch bis Anfang Juni. «Wir rufen die Mitglieder dazu auf, diese Preiserhöhung abzulehnen und eine neue Lösung zu finden», so Niklaus.

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