Weniger schlimm als erwartet, aber ...
In diesen Ländern wird in der Ferienzeit noch gestreikt

Auch Streikende wollen mal in die Ferien. Nach den Arbeitsniederlegungen im Frühling scheint es in der Sommerferienzeit in Europa keine grösseren Streikwellen zu geben. Trotzdem gibt es aktuell noch einen grossen Unsicherheitsfaktor.
Publiziert: 14.07.2023 um 16:12 Uhr
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Aktualisiert: 16.07.2023 um 12:55 Uhr
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Eigentlich möchten wir ja die Wellen an den Mittelmeerstränden geniessen. Gefürchtet sind aber Hitze- und Streikwellen. Letztere, weil viele Arbeitnehmende unzufrieden sind, dass die Inflation nicht mit höheren Löhnen abgefedert wird. Schon wiederholt kam es zu Arbeitsniederlegungen, die zahlreiche Reisende betrafen. Zieht sich das auch durch die Sommerferienzeit?

Innerhalb Europas droht in der Hauptreisezeit der kommenden Wochen zwar nur noch wenig Streikgefahr. Trotzdem kann es noch arge Probleme geben. Blick zeigt, wo noch gestreikt wird – und wo nicht.

Frankreich

Seit Monaten kämpfen französische Gewerkschaften gegen die Anhebung des gesetzlichen Rentenalters von 62 auf 64 Jahre. Streiks und Proteste haben wiederholt den Verkehr landesweit lahmgelegt, zuletzt im Juni. Aktuell sind aber für die Sommerferienzeit keine weiteren Streiks angekündigt. Unsicherheitsfaktor: Unruhen in den Vororten französischer Grossstädte als Reaktion auf die Erschiessung eines Jugendlichen vor einigen Wochen.

Reisende am Flughafen Zürich: Mit Streiks ist im Juli/August in Europa nur noch vereinzelt zu rechnen.
Foto: Keystone
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Italien

Am Samstag, 15. Juli, steht der Flugverkehr in Italien weitgehend still, ausser am frühen Morgen und späten Abend. Es kommt zu Hunderten Flugausfällen. Beispiele: 20 Swiss-Flüge – je zehn Hin- und Rückflüge – wurden annulliert. Davon betroffen sind laut Swiss rund 2000 Passagiere. Ebenfalls tangieren die Streiks die italienische staatliche Fluggesellschaft ITA Airways. Bei dieser seien 133 Flüge betroffen. Darunter fallen auch der Hin- und Rückflug zwischen Zürich und Rom am Samstag.

Im Juli kommt es lokal und regional noch zu diversen weiteren Streiks in Italien, die Übersicht findet sich hier. Ab September ist ebenfalls wieder mit grösseren Streikbewegungen zu rechnen. Immerhin: Der August bleibt frei von Streiks.

Deutschland

Die Deutsche Bahn und die Gewerkschaft EVG haben einer Schlichtung zugestimmt, die am 17. Juli beginnt. Während dieser gilt die Friedenspflicht, Streiks sind nicht erlaubt. Da das Schlichtungsergebnis nicht vor Ende August vorliegen dürfte, müssen Bahnreisende bis dann nicht mit streikbedingten Störungen rechnen.

Allerdings könnte es bei der Lufthansa zu Streiks kommen. Diese vereinbarte mit der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit letztes Jahr einen Streikverzicht bis Ende Juni 2023. Auch nach Auslaufen der Vereinbarung ist eine Einigung im Tarifkonflikt nicht in Sicht.

Spanien

Der unbefristete Streik der spanischen Pilotengewerkschaft gegen Air Nostrum, die von Iberia betriebene regionale Fluggesellschaft, ist seit Ende Juni vorbei. Es droht aber Ungemach auf der beliebten Ferieninsel Mallorca: Die Firma Wings Handling Palma, die Flughafendienstleistungen für die Lufthansa-Tochter Eurowings erbringt, droht für Anfang und Mitte August mit Streik. Die Firma erbringt mit ihren 300 Mitarbeitern Assistenz- und Betriebsdienstleistungen für die Airline Eurowings. Konkret soll am 1., 3., 4., 8., 10. und 12. August gestreikt werden. Das dürfte auch bei anderen Verbindungen von und nach dem Flughafen von Palma zu Ausfällen und Verspätungen führen.

England

Die angedrohten Streiks am wichtigsten britischen Flughafen London-Heathrow sind abgewendet. Lediglich am Flughafen Birmingham droht ab Mitte Juli Streik. Am 20., 22. und 29. Juli wollen aber Bahnangestellte unter dem Dach der Gewerkschaft RMT Union streiken, was zu massiven Bahnverkehrsausfällen führen dürfte.

Belgien

Am Wochenende streiken die Piloten von Ryanair. Rund 120 Flüge dürften betroffen sein.

Portugal

In Portugal will das Easyjet-Personal vom 21. bis 24. Juli streiken. Über 350 Flüge von und nach Lissabon, Porto und Faro wurden vorsorglich annulliert.

Klingt also alles nicht so dramatisch, wie es im Frühjahr geheissen hat. Wäre da nicht eine Streikdrohung von Eurocontrol, der Europäischen Organisation zur Sicherung der Luftfahrt. Eine der Gewerkschaften, die Union Syndicale Bruxelles (USB), hat Arbeitskampfmassnahmen ohne konkretes Datum, aber mit kurzer Vorankündigungszeit angedroht. Die Mitarbeitenden arbeiten im Network Manager Operations Centre (NMOC) der Organisation, das jährlich über zehn Millionen Flüge abfertigt. In der Sommerzeit kontrolliert das NMOC bis zu 33'000 Flüge pro Tag. Nicht auszumalen, was ein dortiger Streik bedeuten würde.

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