See-Gemeinden fürchten sich vor Grossandrang
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Gefragte Sandstrände im Sommer:See-Gemeinden fürchten sich vor Grossandrang

Weil Schweizer wegen Corona nicht ans Meer gehen
See-Gemeinden fürchten sich vor Grossandrang

Diesen Sommer fallen für viele Badeferien in Italien ins Wasser. So rücken Sandstrände in der Schweiz, denn die gibt es tatsächlich, ins Visier der Feriengäste. Die Schweizer See-Gemeinden erwarten einen Ansturm.
Publiziert: 17.05.2020 um 23:02 Uhr
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Aktualisiert: 23.11.2020 um 17:27 Uhr
Der Sandstrand Gäsi im Kanton Glarus: Der Strand liegt direkt vor einem Campingplatz. Das türkisblaue Wasser im Walensee und das Bergpanorama vor der Nase bringt Glücksgefühle wie Ferien am Meer.
Foto: Franziska Scheven
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Franziska Scheven

Noch sind Frei- und Flussbäder und die Sandstrände Schweizer Seen teilweise gesperrt. Oder nur beschränkt geöffnet. Doch wenn die Temperaturen im Juni und Juli steigen, wächst der Druck zur breiten Lockerung der Corona-Beschränkungen.

Und weil viele Schweizerinnen und Schweizer sich zumindest gedanklich bereits von Badeferien am Atlantik oder Mittelmeer verabschiedet haben und im eigenen Land bleiben, rechnen Seegemeinden mit grossem Andrang auf ihre Badestrände.

Ansturm vorprogrammiert

Liege an Liege, Handtuch an Handtuch: Italienische Mittelmeer-Verhältnisse an Schweizer Seen? «Unsere Strände sind klein und schon so bei schönem Wetter sehr voll», sagt Gemeinderat Nicolas Savoy (60) von der Kommune Gletterens FR am Neuenburger See. Hier gibt es einen der beliebtesten Sandstrände der Schweiz.

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Gefragte Sandstrände im Sommer:See-Gemeinden fürchten sich vor Grossandrang

Savoy macht sich Sorgen. Bei hohem Andrang und schönem Wetter werde man die Regeln des Social Distancing kaum durchsetzen können. Wie viele hat er noch die Schlagzeilen aus den USA und Australien im Kopf. Sommerliche Temperaturen lockten zahlreiche Strandbesucher an – trotz Corona. Bilder in den Medien zeugen vom Chaos, die Strände waren überfüllt. Social Distancing wurde ignoriert.

Was, wenn es auch bei uns soweit kommt? Nicht nur Gletterens rechnet im Sommer mit einem Ausnahmezustand, sondern auch andere Gemeindeverantwortliche schauen mit Bangen auf die nächsten Monate.

Mehr Bussen als sonst verteilt

Denis Schneider (53), verantwortlich für die Gemeinde Cheseaux-Noréaz VD, hofft, dass sich die Öffnung der Strände nicht zu einem noch grösseren Problem entwickelt. In seiner Gemeinde befindet sich der berühmte Sandstrand Yvonand mit kleinen Buchten, feinem Sand und türkisfarbenem Wasser. «Schon jetzt haben wir mehr Bussen verteilen müssen als sonst», klagt Schneider. Als Beispiel nennt er Badegäste, die Müll liegen lassen.

Der Sandbadestrand Gäsi im Kanton Glarus wirbt auf seiner Webseite mit einer grossen Fläche, die sich «zum Beachvolleyball» spielen eignet. Genug Platz soll es auch haben, um in Zeiten von Corona den nötigen Abstand zu halten. Der Eintritt ist frei, aber das lockt natürlich eine breite Masse an. Der Gästekollaps ist programmiert. «Wir hoffen auf die Vernunft der Gäste und dass sie den Abstand einhalten», so der Geschäftsführer von Glarusnord Tourismus, Hannes Hochuli (53). Er sieht es pragmatisch: «Wenn es zu voll wird, müssen wir die Badestellen halt wieder sperren.»

Stichtag 8. Juni für Öffnung

In öffentlichen Badestellen muss jeder selber auf die Hygienevorschriften des Bundes achten. Hier gilt weiterhin: Zwei Meter Abstand halten und nicht mehr als fünf Personen in einer Gruppe sein. «Die Einhaltung dieser Regeln kontrolliert die Polizei», sagt Markus Berger, Sprecher der Vermarktungsorganisation Schweiz Tourismus. «Aber weiterhin empfiehlt der Bund: Bleiben Sie besser zu Hause.»

Freibäder an Stränden, die Eintritt kosten, bleiben nach wie vor geschlossen. «Viele Betreiber kritisieren, dass sie keine Informationen vom Bund erhalten, wann und unter welchen Bedingungen sie öffnen dürfen», sagt Berger. Die Hoffnung bestehe, dass es am 8. Juni soweit sein könne. Ab dann dürfen auch andere Freizeit-Betriebe wie die Bergbahnen wieder öffnen, so Berger.

Den Gemeinden an den Badestränden bleibt nur das Abwarten. Luca Grand-Guillaume-Perrenoud (29), Touristik-Verantwortlicher der Region Yverdon-les-Bains VD, gibt sich geduldig: «Es gibt viele Fragen, die man sich jetzt stellen kann, aber wir warten erstmal ab, was der Bund sagt».

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