Vor zehn Jahren gabs noch 3000
In der Schweiz sterben die Bankfilialen aus

Wenn Banken sparen, dann leidet ihr Filialnetz darunter. Für ihre Kunden bleibt der Weg in eine andere Filiale oder ins Onlinebanking. Die Prognose eines Beratungsunternehmens zeigt, dass der Schrumpfungsprozess weitergeht. 500 Bankfilialen sollen verschwinden.
Publiziert: 11.12.2019 um 15:59 Uhr
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Aktualisiert: 11.12.2019 um 16:08 Uhr

Wer sich in einer Bankfiliale beraten lassen will, muss immer weitere Wege gehen. In den letzten zehn Jahren machte jede sechste Filiale dicht. Von einst rund 3000 Geschäftsstellen bleiben noch 2500. Und der Abbautrend geht weiter. Das prognostiziert das Beratungsunternehmen Oliver Wyman. 2030 sollen die Standorte auf weniger als 2000 sinken.

Für betroffene Kunden mag der Serviceabbau störend sein. Doch es gibt gleich mehrere (gute) Gründe, warum Banken ihr Netz trotzdem verkleinern, erklärt Oliver-Wyman-Partner Robert Buess. So seien die Zahlen eine logische Konsequenz der zunehmenden Digitalisierung und dem steigenden Kostendruck.

Zudem seien Kunden immer mehr bereit, digitale Wege zu nutzen, sie wünschten das sogar. Über 66 Prozent der Schweizer Bankkunden verwenden bereits Online- und Mobile-Banking. Noch mehr sind es etwa in Grossbritannien oder Estland. Wenn immer weniger Kunden die Filialen aufsuchen, dann lohnen sich diese für die Banken nicht mehr.

Schweizer Banken verschlanken ihr Filialnetz. In den letzten zehn Jahren sind bereits rund 500 Filialen verschwunden.
Foto: Keystone
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Gegenbewegung chancenlos

Der Abbautrend scheint unaufhaltbar. «Ausbauambitionen einzelner Banken und neue Filialkonzepte führen zwar zu einer gewissen Gegenbewegung, können aber insgesamt die Geschwindigkeit des Schrumpfungsprozesses nicht verlangsamen», so Buess. Zu den Filialausbauern gehört etwa die Valiant. Die Regionalbank will expandieren und 14 neue Geschäftsstellen eröffnen.

Mit Innovation hat es zum Beispiel die UBS versucht. Vor rund zwei Jahren betrieb die Grossbank in Winterthur ZH testweise eine Hipsterfiliale. Während dreieinhalb Monaten konnten Studenten der nahegelegenen Hochschule die Filiale mit 30 Arbeitsplätzen zum Lernen nutzen. Dafür gabs Internet, einen Bildschirm und auch eine Lounge für Gruppenarbeiten. An zwei Abenden pro Woche fanden zudem kulturelle Veranstaltungen statt.

Besser aufs Bankgeschäft fokussieren

Laut Oliver Wyman dürften solche Filialformate aber nicht der Weg der Zukunft sein. Denn kostspielige Konzepte mit zahlreichen Dienstleistungen, die über das übliche Angebot einer Bankfiliale hinausgingen – etwa Paketshops, Abendveranstaltungen oder Cafés – würden aktuell nur bei einem Teil der Kunden Anklang finden, heisst es im Bericht. Bevorzugt werde eine Fokussierung auf Bank- und banknahe Services.

Richtig umgesetzt aber, so die Experten, werde die Bankfiliale in Zukunft unter Umständen wieder eine zentrale Rolle spielen. Ausgedient haben die Geschäfte nicht, ist das Beratungsunternehmen überzeugt.

Wenn Banken ihr Netz ausdünnen wollen, dann sollten sie das nicht in einer Hauruck-Aktion tun. Sondern erst die digitalen Ersatzdienste aufbauen, so Oliver Wyman. Andernfalls riskieren die Geldinstitute, ihre Kunden zu vergraulen. Und dieses Risiko ist beträchtlich, wie eine Umfrage in Deutschland zeigt. Über 40 Prozent erwägen demnach, ihre Bank zu wechseln, sollte ihre Stammfiliale schliessen. (jfr)

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