Vor Entscheid des Bundesrats über Corona-Verschärfung
So setzen andere Länder die Homeoffice-Pflicht durch

Sogar die Rekrutenschule startet nicht im Feld, sondern im Homeoffice. Etliche Arbeitgeber nehmen es nicht so ernst mit der Homeoffice-Empfehlung des Bundesrats. Dieser entscheidet am Mitwoch über eine Pficht. Andere Länder machen vor, wie sich diese durchsetzen lässt.
Publiziert: 12.01.2021 um 14:26 Uhr
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Aktualisiert: 13.01.2021 um 14:54 Uhr
Claudia Gnehm

Die Empfehlung aus Bern, die Mitarbeitenden «falls möglich» im Homeoffice arbeiten zu lassen, hat bisher bedingt gefruchtet. In den Dienstleistungsberufen lag der Anteil der Mitarbeitenden im Homeoffice im Dezember bei 43 Prozent, wie eine aktuelle Umfrage des Branchenverbandes Procure.ch und der Credit Suisse zeigt.

Das ist zwar deutlich mehr als im September (29 Prozent), aber immer noch zehn Prozentpunkte weniger als während des Lockdowns im Frühling. Am Mittwoch entscheidet der Bundesrat über eine Homeoffice-Pflicht.

Das spricht für oder gegen die Homeoffice-Pflicht
15:10
Der Fokus auf Blick TV:Das spricht für oder gegen die Homeoffice-Pflicht
Der Anteil der Angestellten im Homeoffice hat zwar im Dezember wieder zugenommen, ...
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Kontrolleure und hohe Bussen

Wie sich eine solche Pflicht durchsetzen lässt, machen die Belgier und Franzosen vor. Da die Corona-Ansteckungszahlen weiter explodieren, will die belgische Regierung nun 1000 Kontrolleure in Unternehmen schicken. Sie gehen auch anonymen Hinweisen nach. Bei Verstössen dürfen sie Bussen bis zu 48'000 Euro verhängen. Auch in Frankreich besteht «Télétravail»-Pflicht. Für Ausnahmen braucht es eine Bewilligung.

Hierzulande befürworten Arbeitnehmerverbände eine Verschärfung beim Homeoffice. Der Verband Angestellte Schweiz fordert etwa eine Homeoffice-Pflicht, um Firmen, die sich nicht bemühen, zum Umdenken zu bringen.

Arbeitgeberverband gegen Homeoffice-Pflicht

Der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) glaube, dass eine Homeoffice-Pflicht wenig bringt, erklärt SAV-Sprecher Fredy Greuter auf Anfrage. «Zum einen ist Homeoffice lediglich für einen Teil der Aktivitäten überhaupt möglich», betont er. Der SAV schätze, dass sich nur etwa 30 Prozent der Jobs für Homeoffice eigneten. Zum andern sei Homeoffice nur eine von mehreren Möglichkeiten, mit denen Unternehmen Kontakte und Ansteckungen unter ihren Angestellten reduzieren könnten.

Andere organisatorische wie die Versetzung von Schichten und technische Massnahmen wie Wände hätten sich auch gemäss dem Bundesamt für Gesundheit in der Praxis bewährt und die Ansteckungsgefahr minimiert. Der SAV unterstütze aber den Appell, Homeoffice überall dort zu gewähren, wo es betrieblich möglich ist.

Auf dem politischen Parkett befürworten SP und Grüne eine Homeoffice-Pflicht. Bürgerliche Parteien wollen nichts davon wissen. Rechtlich müssen die Arbeitgeber bei Homeoffice-Pflicht die vollen Kosten tragen, die im Homeoffice entstehen.

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