Von Gericht veröffentlicht
Chat-Protokolle bringen Musk in die Bredouille

Elon Musk will Twitter nun doch kaufen. Doch das Unternehmen hat ihn nach seinem Rückzieher verklagt. Sollte es zur Verhandlung kommen, hätte Musk wohl schlechte Karten: Seine Chat-Protokolle bringen ihn laut Einschätzung von Experten in eine schwierige Ausgangslage.
Publiziert: 05.10.2022 um 20:44 Uhr

Tesla-Gründer Elon Musks (51) Twitter-Kauf verkommt zur Komödie. Erst wollte er das Kurznachrichtenportal kaufen. Dann doch wieder nicht. Und nun will er wieder kaufen.

Musks Chat-Protokolle geben dem Stück zusätzliche Würze. Twitter hatte Musk nach dessen Rückzieher verklagt. Die Verhandlung steht noch an. Doch das Gericht hat im Vorfeld bereits Unterlagen zum Fall veröffentlicht – darunter auch private Nachrichten des reichsten Mannes der Welt.

Sie zeigen, wie sich Musk kurzzeitig mit dem Twitter-CEO anfreundete und dann wieder zerstritt und wie sich Reiche und Mächtige bei ihm anbiederten, um von der möglichen Twitter-Übernahme zu profitieren.

Im Gerichtsstreit mit Twitter musste Elon Musk seine Nachrichtenverläufe offenlegen.
Foto: AFP
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Chat-Protokolle als Bürde vor Gericht

Einer davon war der Twitter-Mitbegründer Jack Dorsey (45), der sich aufgrund von Differenzen Ende 2021 aus der Geschäftsleitung von Twitter zurückgezogen hat. Dorsey schrieb Musk am 26. März, dass Twitter als Chat-Protokoll gestartet habe. Es hätte nie zu einem Konzern werden dürfen. Dies sei ein grosser Fehler gewesen.

Experten rechnen Musk in der für Oktober angesetzten Gerichtsverhandlung gerade aufgrund der Chat-Verläufe schlechte Chancen aus. So schwärmt Dorsey Musk unter anderem vom Aufbau einer neuen, unabhängigen Plattform vor, ohne Werbung und Einflussnahme der Werbeindustrie. Musks Antwort: «Ich würde gerne helfen, falls ich dazu in der Lage bin.»

«Kaufen und löschen, bitte»

Noch kritischer als Dorsey sah Musks Ex-Frau, die Schauspielerin Talulah Riley (37), die Entwicklung des Nachrichtenportals. «Kannst du Twitter kaufen und dann löschen, bitte?» schrieb sie ihm am 23. März. Riley war die angebliche Vereinnahmung Twitters durch «woke» Linke ein Dorn im Auge.

Nachdem Musk am 4. April 2022 9,2 Prozent der Twitter-Aktien gekauft hat, meldet sich auch der US-Unternehmer Jason Calacanis (51) bei ihm. Calacanis rechnet Musk das enorme wirtschaftliche Potenzial von Twitter vor. Vergleiche man die aktuellen Umsätze pro Mitarbeiter mit jenen von Google oder Apple bestünde noch gewaltig Luft nach oben.

Gerichtsprozess oder Kauf?

Ab dem 3. April startet auch Twitter-CEO Parag Agrawal (38) einen privaten Austausch mit Musk, in dem er freudvoll auf die künftige Zusammenarbeit blickt. Der Austausch nimmt aber schon am 9. April eine abrupte Wendung. Der Auslöser ist ein Tweet von Musk: «Stirbt Twitter?», fragt der reichste Mann der Welt und spielt damit darauf an, dass einige der Profile mit den weltweit meisten Followern kaum aktiv seien. Es folgt ein kurzer Schlagabtausch zwischen Agrawal und Musk. Musks Tweet sei wenig hilfreich, um Twitter besser zu machen und weiterzuentwickeln, schreibt Agrawal.

Am 25. April einigen sich Twitter und Musk auf einen Verkauf. Musk willigt ein, pro Aktie 54,20 Dollar zu bezahlen. Doch bereits am 8. Juli zieht er die Notbremse. Er kritisiert, dass Twitter unzureichende Angaben zur Zahl von Fake-Accounts gemacht habe.

Der Konzern zieht Musk daraufhin vor Gericht. Der Prozess soll eigentlich noch im Oktober beginnen. Musk hat seine Meinung am Dienstag aber erneut geändert und will Twitter nun doch zum vereinbarten Preis kaufen. (smt)

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