Vom Feind zum Freund
Plötzlich ist Blut-Diktator Assad wieder willkommen

Nach einem Jahrzehnt der Isolation hat der syrische Präsident Baschar al-Assad mit dem Gipfel der Arabischen Liga erstmals wieder an einem grossen internationalen Treffen teilgenommen. Für den Machthaber ist die Teilnahme ein grosser symbolischer Erfolg.
Publiziert: 19.05.2023 um 08:44 Uhr
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Aktualisiert: 19.05.2023 um 10:22 Uhr

Zehn Jahre lang war der syrische Präsident Baschar al-Assad isoliert. Damit ist jetzt Schluss. Am Freitag hat Assad mit dem Gipfel der Arabischen Liga zum ersten Mal wieder an einem internationalen Treffen teilgenommen.

Der syrische Machthaber Baschar al-Assad ist am Donnerstagabend zu seiner ersten Teilnahme an einem Treffen der Arabischen Liga in Dschiddah in Saudi-Arabien eingetroffen.

Das saudiarabische Staatsfernsehen übertrug am Donnerstag Bilder von der Begrüssung Assads am Flughafen durch den Vizegouverneur der Region Mekka, Prinz Badr bin Sultan. Die Emirate treiben die Annäherung zum syrischen Präsidenten Baschar al-Assad schon länger voran. Die Teilnahme am Gipfel markiert die Rückkehr Assads auf die grosse diplomatische Bühne nach Jahren weitgehender Isolation infolge des syrischen Bürgerkriegs.

Der syrische Präsident Baschar al-Assad (r.) hat nach zehn Jahren wieder einem grossen internationalen Treffen beigewohnt.
Foto: Keystone
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Bis heute über 500'000 Menschen getötet

Der letzte arabische Gipfel, an dem Assad teilgenommen hatte, war der im Jahr 2010 in Libyen. Der Arabischen Liga gehören derzeit 22 Staaten an. Syrien war im November 2011 nach dem gewaltsamen Vorgehen der Assad-Regierung gegen Demokratie-Proteste ausgeschlossen worden.

In dem nach der Niederschlagung der Proteste ausgebrochenen Konflikt wurden bis heute mehr als 500'000 Menschen getötet, Millionen Syrer vertrieben und Infrastruktur und Industrie des Landes stark beschädigt.

Saudi-Arabien hatte die Beziehungen zu Assads Regierung im Jahr 2012 abgebrochen. Danach setzte Riad sich lange offen für den Sturz des Machthabers ein und unterstützte im syrischen Bürgerkrieg Rebellengruppen. Nun ist es der Regionalmacht – auch angesichts der militärischen Erfolge des von Russland und dem Iran unterstützten Assad – offenbar wichtiger, sich als Vermittlerin in der Region zu präsentieren.

Begünstigt wird die Wiederannäherung auch durch die von China vermittelte Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen den lange rivalisierenden Regionalmächten Saudi-Arabien und Iran.

Keine Fortschritte bei der Beendigung des Kriegs

Anfang Mai nahm die Arabische Liga Syrien wieder auf, Saudi-Arabien lud Assad nach Dschiddah ein. Bereits zuvor hatten mehrere Staaten in der Region Syrien Entgegenkommen signalisiert. 2018 hatten die Vereinigten Arabischen Emirate ihre Beziehungen zu Damaskus wieder aufgenommen, später lud der Golfstaat Assad zur UN-Klimakonferenz ein, die im November in Dubai stattfinden soll.

Zu den Gegnern der Wiederannäherung an Syrien zählt indes Katar. Das Golfemirat will seine Beziehungen zu Damaskus zunächst nicht normalisieren, stellt sich aber der Wiederaufnahme in die Arabische Liga nicht entgegen.

Assads Anwesenheit beim Gipfel in Dschiddah garantiert unterdessen keine Fortschritte bei der Beendigung des Krieges in Syrien. Im Nordwesten des Landes, der weiter unter Kontrolle von Rebellen steht, gab es wiederholt Massenproteste gegen Assads Rückkehr in die Arabische Liga. Auch ist unklar, ob die Organisation dem syrischen Machthaber Zugeständnisse bei Themen wie der Zukunft syrischer Flüchtlinge oder dem zunehmenden Handel mit dem Aufputschmittel Captagon abringen kann.

Neben der Wiederannäherung an Assads Regierung dürfte sich der Gipfel mit zwei Konflikten beschäftigen: Dem Machtkampf zwischen zwei rivalisierenden Generälen im Sudan und dem seit Jahren andauernden Bürgerkrieg im Jemen, bei dem Gastgeber Saudi-Arabien selbst Konfliktpartei ist. (AFP/SDA)

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