«Völlig unbrauchbar», «Schrott», «Rückschritt»
Neue Postfinance-App erntet vernichtende Kritik

Die neue Postfinance-App fällt bei den Nutzern durch. Die Postfinance sitzt den Shitstorm aus, verspricht aber auch leichte Nachbesserungen bis zum Herbst. Derweil stehen über 10'000 User vor einem neuen Problem.
Publiziert: 19.04.2021 um 00:51 Uhr
Marc Iseli

Seit knapp über einem Monat kämpft die Postfinance gegen einen Sturm der Entrüstung. Grund ist die neue App. Die Nutzer beschweren sich über fehlende Funktionen, über das Design, eigentlich über alles. «Völlig unbrauchbar», urteilt ein Postfinance-Kunde. «Die App ist Schrott», lautet sein Fazit. Hunderte teilen seine Meinung.

Die Bewertung im App Store von Google und Apple ist vernichtend. Bei Google gibt es 1,6 von 5 Punkten – bei über 18'000 Bewertungen. Knapp über zwei von fünf Sternen sind es bei Apple. Zum Vergleich: Die Credit Suisse, die in den letzten Wochen wegen anderer Verfehlungen stark in der Kritik stand, hat zumindest mit dem neuen CSX-Konto einen guten Wurf gelandet. Die Bewertung: über 4 Sterne – in beiden Stores.

Die Postfinance-User machten ihrem Ärger gleich nach dem Launch Anfang März Luft. Der April brachte keine Besserung, nur noch mehr Wut. «Ein enormer Rückschritt» sei die App, heisst es. «Zum Glück habe ich letztes Jahr die privaten Konten zur UBS verschoben», schreibt ein anderer. «Kein Wunder, entlädt sich der Zorn der Nutzer», schreibt ein weiterer. «Man lässt ein halb fertiges Produkt auf die Kundschaft los – und bessert dann aufgrund des Feedbacks nach.»

Hansruedi Köng: Postfinance-Chef seit Januar 2012.
Foto: keystone-sda.ch
1/8

Alte Apple-Geräte ohne Support

700'000 aktive App-Nutzer hat Postfinance laut eigenen Angaben. Viele wünschen sich die vorherige App zurück. Diese wird aber im Mai abgeschaltet. Daran ändert auch der Shitstorm nichts. Rund 10'000 Kunden müssen sich nun ein neues Handy besorgen, wenn sie die Rechnung weiterhin mit dem Smartphone begleichen wollen. Die Postfinance setzt bei Geräten von Apple das Betriebssystem iOS 13.3 voraus. Wer ein iPhone 6, ein iPhone 6 Plus oder ein älteres Modell besitzt, schaut in die Röhre.

Postfinance verspricht zumindest, die Reaktionen «sehr ernst» zu nehmen. «Wir entwickeln unsere App laufend weiter und beziehen dabei die Rückmeldungen mit ein. Eine Vielzahl der aktuell noch fehlenden Funktionen werden wir mit mehreren Updates bis voraussichtlich im Herbst 2021 einführen», sagt Sprecherin Tatjana Guggisberg.

Postfinance hofft ausserdem darauf, dass die Nutzer mit dem neuen Design noch warm werden. «Wie bei allen Veränderungen braucht es zu Beginn Zeit, um sich an das neue Erscheinungsbild zu gewöhnen», sagt Guggisberg. Man sei überzeugt, dass die neue App die Abwicklung der eigenen Finanzgeschäfte schneller und einfacher mache.

Schamlose Android-Nutzer

Die Kritiker in den App Stores sehen das anders. «Alles langsam und träge», lautet ihr Urteil. «Da schläft dir das Gesicht ein», heisst es. «Selbst nach zwei Wochen gewöhnt man sich nicht an die App.» Und wieder die Drohung: «Eigentlich müsste ich mit meinem Geld zu einer anderen Bank.»

Nutzer des Google-Betriebssystems Android zeigen sich besonders hemmungslos. Guggisberg erklärt das Verdikt damit, dass Android-Nutzer «generell aktiver und kritischer bewerten. So erhalten wir im Google Play Store fast doppelt so viele Rezensionen wie im Apple App Store. Möglicherweise hängt dies mit dem stärkeren Community-Gedanken der Open-Source-Lösung Android oder der User-Struktur entsprechender Betriebssysteme zusammen.»

Immerhin: Die Drohung der User, das Geld abzuziehen, bleibt oft Geschwätz. Das App-Fiasko zieht keinen Exodus nach sich, obwohl praktisch zeitgleich auch noch die Gebühren geändert wurden. 60 Franken zahlen Postfinance-Kunden in Zukunft extra, wenn sie eine Papierrechnung haben wollen. Zusätzlich zu den 60 Franken Kontoführungsgebühren.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.