Vögele, PKZ und Globus haben schon verloren
Klamotten-Krieg im Internet

Der Kampf um die Online-Kunden ist lanciert. Am meisten kämpft dabei Charles Vögele, der einen Verlust von 36 Millionen Franken im ersten Halbjahr 2015 abschreiben musste. Dem möchte das Schweizer Traditionshaus jetzt mit einem neuen Online-Shop entgegenwirken.
Publiziert: 25.08.2015 um 18:34 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 02:32 Uhr
Von Ulrich Rotzinger und Philipp Albrecht

Wie keine andere Branche leiden die Kleiderläden unter dem Einkaufstourismus und der billigen Online-Konkurrenz. Am meisten zu beissen hat Charles Vögele. Im ersten Halbjahr 2015 hat sich der Verlust des Schweizer Traditionshauses auf 36 Millionen Franken verdreifacht!

«Noch nie kauften Schweizer so viel online im Ausland», sagte CEO Markus Voegeli gestern bei der Bekanntgabe der Geschäftszahlen. «Die Zahl der Importpakete stieg seit der Aufgabe des Euro-Mindestkurses erneut um rund zehn Prozent an.»

Voegeli gibt nach dem verpassten Turnaround nicht auf. Ein neues Ladenkonzept und ein neuer Online-Shop sollen die Wende bringen. «Wir sind nicht verstaubt!», bekräftigt er.

Spätzünder: Nach seinen Läden macht Charles Vögele erst jetzt seinen Shop im Internet schön.
Foto: Getty Images
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Doch die Verlagerung ins Internet hat die Kleiderkette völlig verschlafen. Heute gehen noch nicht einmal zehn Prozent ihrer Verkäufe über den Online-Shop. Vögele-Verkaufschef Matthias Wunderlin räumt ein: «Der Markt ist da schon einen Schritt weiter.»

Das gilt auch für Globus, PKZ und andere Kleiderläden. «Schweizer Modehäuser haben zu lange versucht, online ein bisschen mitzumischeln», sagt E-Commerce-Experte Thomas Lang. «Der Kunde hat sich viel schneller entwickelt und sich auch vom ausländischen Angebot verführen lassen.» Lang glaubt nicht, dass bei den aktuellen Umsätzen auch nur eines der Schweizer Modehäuser online profitabel wirtschaftet. Trotz Milliardenumsätzen, wie Zahlen der Marktforscher von GfK Schweiz zeigen.

Schweizer kauften letztes Jahr online Kleider und Schuhe für über 1,3 Milliarden Franken. Ein Plus von mehr als 30 Prozent innert fünf Jahren. Dabei nimmt das Shoppen im Internet über die Landesgrenzen hinweg rasant zu. «Im Onlinehandel kann sich niemand abschotten», heisst es bei GfK Schweiz.

Laut Statistik verfügt der Schweizer Modehandel derzeit über einen Online-Anteil von über zwölf Prozent. Sechs von zehn Schweizern haben bereits einmal Kleider und Schuhe online gekauft, besagt eine Studie von ECC Köln, eines deutschen Beratungsunternehmens für E-Commerce.

Während PKZ noch am Redesign seines Online-Shops bastelt und Globus mit seinem 2014 gestarteten Internet-Shop nicht in die Gänge kommt, stürmen Schweizer Kunden die Internet-Läden ausländischer Konzerne wie Zalando und H&M. Letzterer hat seinen Schweizer Online-Shop für den Herbst angekündigt. BLICK weiss: Im Oktober geht der H&M-Shop in der Schweiz ans Netz. «Sicher vor dem Weihnachtsgeschäft», bestätigt Internetexperte Lang.

Vögele versucht nun, mit seinem Online-Shop durchzustarten. Kunden sollen darin auch Kleider reservieren können, um sie in der nächsten Filiale abzuholen. Ob das als Wettbewerbsvorteil reicht?

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