Versteckte Reserven
Schweizer horten Milliarden an Altgold

Eine Studie zeigt: Schweizer Privathaushalte horten tonnenweise Goldschmuck. Das ist beinahe ein Drittel des Goldbestandes der Nationalbank. Wenn die Schmuckstücke verkauft werden, dann meist zu einem tiefen Preis.
Publiziert: 10.10.2023 um 15:49 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2023 um 16:01 Uhr
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Joschka SchaffnerRedaktor Politik

17,2 Milliarden Franken! So viel Altgold horten Herr und Frau Schweizer zu Hause. Das ist das Ergebnis einer Hochrechnung der Universität St. Gallen und dem Edelmetallhändler Philoro Schweiz. Das ist beinahe ein Drittel des Goldbestandes der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Und gemessen am Goldpreis ganze 319 Tonnen Schmuck – oder ungefähr ein voll beladener Airbus A350!

Basis für die Berechnungen ist eine Umfrage mit 2633 Schweizerinnen und Schweizern. Auch wenn die Befragten durchschnittlich sieben Schmuckstücke pro Kopf besitzen, ist das Altgold nicht gleichmässig verteilt. Insbesondere Menschen mit höheren Einkommen oder höherem Bildungsabschluss besitzen eher Goldschmuck. Und auch das Alter spielt eine Rolle. Je älter die Befragten, desto weniger Goldschmuck besitzen sie. Oft wurde der Schmuck wohl bereits verkauft oder vererbt.

Apropos verkaufen: Das haben über die Hälfte, also 51 Prozent, bei Goldschmuck bereits einmal getan. Wie etwas mehr als ein Drittel der Befragten angab, war der Hauptgrund dabei ganz einfach «schnelles Geld». Aber auch um neuen Schmuck zu kaufen (15 Prozent) oder für die Ferien zu sparen (12 Prozent), wird das Edelmetall oftmals zu Geld umgewandelt.

Schweizerinnen und Schweizer besitzen Milliarden an Goldschmuck.
Foto: Getty Images/EyeEm
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Unpräzise Schätzmethoden

Das Perfide daran: Verkauft werden die Schmuckstücke meist unter dem eigentlichen Wert. Denn die häufigsten Schätzmethoden sind zugleich auch die ungenausten. So gaben 41 Prozent der Befragten an, die Wertschätzung mittels Wägen durchgeführt zu haben. An zweiter Stelle folgt der Säuretest (26 Prozent).

Ganze 12 Prozent gaben gar an, dass Ankäufer das Edelmetall lediglich nach Bauchgefühl oder mit den Augen schätzten. Die sogenannte Röntgenfluoreszenzanalyse, die tatsächlich präzise Schätzungen zulässt, wurde bloss von 10 Prozent der Umfrageteilnehmer angegeben.

Dabei könnte damit deutlich mehr herausholen, wie Christian Brenner (44), CEO von Philoro Schweiz, erklärt: «Mit dieser präzisen Analyse werden alle Edelmetalle eines Schmuckstücks gemessen, also Gold, Silber, Platin und Palladium.» Denn neben dem Hauptedelmetall könnten weitere Bestandteile bis zu 10 Prozent des gesamten Ankaufspreises ausmachen.

Goldpreis steigt wieder

Ankäufer sind am häufigsten die lokalen Goldhändler (33 Prozent), gefolgt von Juwelieren (32 Prozent). Zweitere lassen dafür laut den Befragten jedoch die am wenigsten zufriedenstellenden Summen springen. Dennoch holen rund zwei Drittel der Kunden keine Zweitmeinung zur Schätzung ein.

Ausgerechnet jetzt würde sich diese jedoch lohnen. Denn erstmals seit sieben Monaten steigt der Goldpreis seit Montag wieder. Wenn auch aus unerfreulichem Grund: Die Angriffe auf Israel am Wochenende führen an den Märkten zu Unsicherheiten und veranlassen Investoren, wieder vermehrt auf Goldanleihen zu setzen.

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