Vermögen russischer Oligarchen ist schwer zu greifen
Meister im Verstecken von Milliarden

Superyachten, Mega-Villen, Top-Fussballvereine: Russische Eliten und Oligarchen trugen in der Vergangenheit ihren Reichtum gerne zur Schau. Jetzt versuchen sich vor allem eines: Diesen Reichtum in jeder Hinsicht zu verstecken, wie ein Hintergrundbericht zeigt.
Publiziert: 17.06.2022 um 13:19 Uhr
Die Superyacht Clio wurde zuletzt am 18. April im Schwarzen Meer geortet.
Foto: imago images/Peter Seyfferth
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Superyachten waren bei russischen Milliardären lange die beliebteste Art, ihren Reichtum zur Schau zu stellen. Nicht jeder konnte sich schliesslich einen Spitzen-Fussballverein kaufen, wie es Roman Abramowitsch mit Chelsea machte.

Und bei den schwimmenden Statussymbolen, oft in deutschen Werften gebaut, konnten sich die Superreichen in Grösse, Luxus und Protz messen. Ein Boot hat sechs Decks und einen Pool? Nichts, was man nicht mit acht Decks, zwei Hubschrauberlandeplätzen statt einem oder der Ästhetik eines Panzerkreuzers toppen könnte.

Augenscheinlich leichtes Ziel

Doch mit den westlichen Sanktionen gegen die russische Elite nach Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine wurden die zum Teil hunderte Millionen Euro teuren Schiffe ein augenscheinlich leichtes Ziel. Denn sie verbringen viel Zeit in Häfen oder zur Wartung in Werften. Und so wurden unter anderem in Spanien und Italien schnell mehrere Luxusyachten festgesetzt, andere traten die Flucht in Häfen unter anderem in der Türkei an, wo ihre Besitzer sie zunächst vor Sanktionen sicher wähnen.

Doch selbst auf Fidschi beschlagnahmten US-Behörden nach einem juristischen Tauziehen die zuvor in Mexiko gesehene 150 Meter lange Amadea, die dem Gold-Milliardär Suleiman Kerimow zugeordnet wird. Das Schiff ist inzwischen unter US-Flagge unterwegs in Richtung Hawaii, wie der Finanzdienst Bloomberg berichtete.

«Zugeordnet» ist hier allerdings ein Schlüsselwort, denn die Besitzverhältnisse bei russischem Milliardärsvermögen sind so gut wie nie offenkundig. So ist als Eigentümer der über 300 Millionen Euro teuren Amadea die Firma Millemarin Investment Ltd. eingetragen und es gibt unterschiedliche Angaben dazu, wer sich dahinter verbirgt. So sagen Millemarin-Anwälte, das Schiff gehöre dem russischen Milliardär Eduard Chudainatow, der nicht von Sanktionen betroffen sei.

Beispiel Tui

Beispiel Tui: Hauptaktionär des deutschen Reiseriesen war lange der russische Stahlmagnat Alexej Mordaschow. Die EU nahm den als kremltreu geltenden Milliardär Ende Februar auf ihre Sanktionsliste. Doch kurz davor hatte er formell den weitgehenden Rückzug aus dem Kreis der Tui-Eigentümer eingeleitet. Sein Anteil an der Firma Unifirm, die 27,16 Prozent an TUI hält, wurde an die Beteiligungsgesellschaft Ondero verkauft.

Als «kontrollierende Gesellschafterin» von Ondero wird Marina Mordaschowa genannt - seine Ehefrau. Allerdings kam auch sie später auf die Sanktionsliste. Und die Übertragung der Anteile ist «schwebend unwirksam», da das Bundeswirtschaftsministerium den Verkauf von Unifirm untersucht. So haben im Moment weder Mordaschow, der noch 3,75 Prozent über seine Firma Severgroup hält, noch seine Ehefrau Zugriff auf die Anteile, wie Tui betont.

Ein Anteil von rund 30 Prozent wird jetzt von einer Beteiligungsfirma mit dem Namen Ondero verwaltet, mit einer Marina Mordaschowa als «kontrollierende Gesellschafterin». Es ist die Ehefrau des Ex-Grosseigners. Er selbst bezeichnete die Sanktionen gegen ihn als unverständlich.

Meister im Verbergen von Reichtum

Solche Fälle sind bezeichnend für viele Versuche, bei Milliardären aus Russland durchzugreifen. «Russische Eliten und Oligarchen sind vermutlich unter den besten auf der Welt darin, ihren Reichtum zu verbergen», sagte der «Washington Post» ein ranghoher Beamter des US-Finanzministeriums, der eine führende Rolle bei der Umsetzung der Sanktionen spielt. Die exponierten Luxusyachten, Villen und Privatjets seien relativ einfach zu greifen. Schwierig sei es aber, durch Firmenverschachtelungen durchzusteigen, hinter denen das eigentliche Vermögen versteckt sei.

In der Europäischen Union wurde nach Zahlen von Ende Mai seit Kriegsbeginn am 24. Februar Vermögen russischer Oligarchen im Wert von knapp 10 Milliarden Euro eingefroren. In der Schweiz sollen derweil rund 6,5 Milliarden Franken an Oligarchen-Vermögen gesperrt sein.

Die EU-Kommission schlug zudem vor, das Umgehen von Sanktionen EU-weit als Straftat zu definieren. Damit könnten russische Oligarchen leichter enteignet werden, wenn sie EU-Sanktionen unterlaufen. Angesichts der Zerstörung, die russische Truppen tagtäglich in der Ukraine anrichten, werden auch Rufe lauter, beschlagnahmte Oligarchen-Vermögen für den Wiederaufbau zu verwenden. (SDA)

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