Verlustreiche Migros-Tochter Tegut
War das Deutschland-Abenteuer der Migros ein Fehler?

Die Migros Zürich will bei der Supermarkt-Tochter Tegut in Deutschland ein Debakel abwenden. Nach ein paar Mini-Gewinnen verbrennt Tegut wieder Geld. Kann die erneute Trendwende gelingen?
Publiziert: 28.04.2024 um 19:31 Uhr
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Aktualisiert: 28.04.2024 um 19:38 Uhr

Bei der Genossenschaft Migros Zürich (GMZ) versucht man mit allen Mitteln ein Fiasko verhindern. Die GMZ hat 2013 die deutsche Supermarktkette Tegut – damals ein Sanierungsfall – gekauft. 

Seither gleicht die Entwicklung bei Tegut einer kleinen Achterbahnfahrt. Auch die mediale Berichterstattung wechselt Hop zu Flop. Vor zwei Jahren vermeldete die «Luzerner Zeitung», wie es für die Migros bei den Deutschen rund läuft. Nun schreibt die «NZZ am Sonntag», dass die Auslandsexpansion der Migros als Millionengrab erneut zu scheitern droht. 

Die GMZ ist mit dem Fiasko rund um die Fitnesskette Aciso in Deutschland schwer vorbelastet. Sie trennte sich von dem Geschäft 2021. Dabei musste man einen Verlust von über 100 Millionen Euro hinnehmen, räumte der scheidende GMZ-Chef Jörg Blunschi (62) im Januar in der «Handelszeitung» ein. Blunschi stand bereits vor über zehn Jahren beim Kauf der von Tegut und Aciso an der Spitze der GMZ. Müsste die GMZ auch bei Tegut zurückrudern, stünde der nächste dicke Tolggen in seinem Leistungsheft. 

Archivbild einer Tegut-Filiale in Stuttgart.
Foto: Jessica Keller
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Zwischenzeitlich mit kleinem Gewinn

Noch wehrt er sich vehement gegen die Stimmen, dass der Kauf von Tegut ein Fehler gewesen ist. Zwischen 2018 und 2022 habe man Gewinne von rund 40 Millionen Euro eingestrichen. Auf die Geschäftsjahre verteilt und in Relation zu den Umsätzen, die in dieser Zeit von gut einer Milliarde Euro auf 1,25 Milliarden gewachsen sind, ist dieser Gewinn jedoch ein Hauch von Nichts. Und in den Jahren zuvor mussten mehrere Verluste geschluckt werden.

Gewinne und Verluste werden von Tegut oder Migros zwar nicht kommuniziert. Doch die Sanierung von Tegut und Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe ins Filialnetz haben für rote Zahlen gesorgt. Die «NZZ am Sonntag» schreibt, dass die Migros mit Tegut bis anhin 50 Millionen Franken verbrannt hat. Und das ohne Kaufpreis, der damals auf 250 bis 300 Millionen Franken geschätzt wurde. 

Erneut rote Zahlen

Nach dem Umsatz-Boost zu Beginn der Corona-Pandemie hat die Teuerung der Supermarktkette erneut ein Bein gestellt. Die Konsumenten schauen beim Einkauf mehr aufs Geld. Der Umsatz von Tegut wäre in den letzten Jahren rückläufig gewesen, hätte die Migros-Tochter nicht laufend neue Filialen eröffnet oder dazugekauft. 2023 kamen durch die Übernahme der Basic-Märkte 19 weitere Filialen dazu. Nun sind es über 340 Filialen – etwa 60 mehr als vor vier Jahren und das bei gleichem Umsatz.

Wenig überraschend schrieb Tegut im letzten Jahr wieder rote Zahlen. Damit bleibt weiterhin offen, ob sich die GMZ bei der harten Konkurrenz in Deutschland bestehen kann. 

Auf nationaler Ebene will die Migros deutlich abspecken und sucht Käufer für die Reisetochter Hotelplan, Melectronics oder SportX. (smt)


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