Verluste mit Apple, Gewinne mit Tabak und Waffen
Die Leiden des Grossaktionärs Thomas Jordan

Derzeit ist Apple die grösste Position im Tresor der Nationalbank. Diese bescherte jüngst happige Verluste. Neben Apple sind im Depot der Nationalbank auch Aktien von Tabak- und Waffenfirmen für über zwei Milliarden Franken.
Publiziert: 06.01.2019 um 18:52 Uhr
Harry Büsser
Harry BüsserRedaktor Sonntagsblick

Der iPhone-Konzern ist ein Gigant. Wenn Apple fällt, tut das weh. Noch vor kurzem war das Unternehmen rund 1000 Milliarden Franken schwer, jetzt sind es 300 Milliarden weniger. Auswirkungen sind bis in die Schweiz zu spüren. Hiesige Apple-Aktionäre verloren in den letzten Monaten Mil­liarden. Dazu gehört auch die Schweizerische Nationalbank (SNB). Sie hat wegen Apple seit Oktober rund 1,3 Milliarden Franken eingebüsst.

Unter den Grossaktionären des kalifornischen Kolosses finden sich auch andere Schweizer Investoren. Die meisten Apple-Aktien hält die UBS: rund 35 Millionen. Dieses Paket ist seit Oktober rund 2,8 Milliarden Franken leichter.

Folgen für Pensionskasse oder Fonds

Um die UBS muss man sich deswegen nicht sorgen – schon eher um die eigene Pensionskasse oder die eigenen UBS-Fonds. Denn die Grossbank hält diese Aktien nicht für sich, sondern für Kunden, die in UBS-Fonds investieren. Das wiederum sind Pensionskassen und Private – also Sie, lieber Leserinnen und Leser.

Thomas Jordan ist Präsident der Apple-Grossaktionärin SNB.
Foto: Thomas Meier
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Gleiches gilt für die acht Millionen Apple-Aktien der Credit Suisse, die vier  Millionen der Privatbank Pictet, die 1,6  Millionen bei der Zürcher Kantonalbank und mindestens teilweise auch für die 0,85  Millionen Apple-Titel bei der Zurich Insurance.

Die Nationalbank hält ­derzeit noch 15,8  Millionen Apple-Aktien und ist damit zweitgrösste Schweizer Ap­ple-Aktionärin. Es wären sogar noch mehr, hätte die SNB nicht im dritten Quartal 2018 eine Million Apple-Aktien verkauft. Zum Glück! Damals gab es noch etwa 190 Dollar pro Apple Aktie. Jetzt wären es nur noch 148 Dollar (siehe Grafik).

Apple Aktien bescherten der Nationalbank zuletzt happige Verluste.
Foto: Blick Grafik

Erstmals hat die SNB im Jahr 2013 in Apple-Aktien investiert. Damals kaufte sie eine Million Aktien für schätzungsweise 60  Dollar das Stück. Seit damals ist der Wert der Aktien stark gestiegen, damit auch der Börsenwert von Ap­ple. Dies wiederum führte dazu, dass die SNB immer mehr Apple-Aktien zukaufte.

Je grösser ein Unternehmen, des mehr Aktien kauft die SNB

Denn die grundsätzliche Aktienkaufstrategie der SNB ist simpel: Je höher der Börsenwert einer Firma, desto mehr Aktien dieser Firma kauft sie. Damit stieg Apple zur grössten Aktienposition im Tresor der SNB auf. Deren Wert beläuft sich heute auf rund 2,5 Milliarden Dollar.

Danach folgen die Börsengrössen Microsoft (2,4 Mil­liarden Dollar), Amazon (zwei Milliarden Dollar), Johnson & Johnson (1,2 Milliarden Dollar) sowie Facebook (eine Milliarde Dollar).

Die Anlagestrategie der Schweizerischen Nationalbank ist zwar simpel, führt aber dazu, dass sie auch in fragwürdige Firmen viel Geld investiert.

Damit sind allerdings weder Apple noch Facebook oder Amazon gemeint. Sondern Tabakkonzerne und Waffenproduzenten (siehe Box).

Waffen und Tabak im Tresor der Nationalbank

Mindestens zwei Milliarden Franken hat die Schweizerische Nationalbank in Tabak- und Waffenkonzerne investiert. Davon entfallen rund 700 Millionen Franken auf die Tabakkonzerne Altria und Philip Morris.

Eine halbe Milliarde Franken hat die SNB in Boeing investiert, den zweitgrössten Waffenhersteller der Welt (und Herstellerin der F/A-18-Jets). Mit Raytheon findet sich im Tresor gar ein ehemaliger Hersteller von Streubomben. Diese Waffenart ist besonders verpönt, vor allem wegen der langzeitigen Bedrohung der Zivilbevölkerung durch die unkontrollierte Verteilung von Blindgängern; zwischen fünf und 30 Prozent explodieren nicht sofort. Die Bomben des US-Waffenherstellers werden gemäss verschiedenen Berichten im ­Jemen auch gegen Zivilisten eingesetzt. Rund 170 Millionen Franken hat die SNB in Aktien dieses Unternehmens investiert.

Bei Honeywell sind es gar 
300 Millionen Franken. Das US-Unternehmen findet sich auf der Liste der Atomwaffenproduzenten. Mit Northrop Grumman findet sich noch ein weiterer grosser US-Waffenproduzent im Depot unserer Währungshüter. 170 Millionen Franken hat die SNB dort ­investiert.

Diese Engagements der Nationalbank gefällt vielen in der Schweiz gar nicht. Über 100'000 Schweizer haben das mit ihrer Unterschrift bezeugt: So ist im Sommer 2018 die Kriegsmaterial-Initiative zustande gekommen. Wir werden also darüber abstimmen, ob die SNB weiter in Waffenproduzenten investieren darf.  

Mindestens zwei Milliarden Franken hat die Schweizerische Nationalbank in Tabak- und Waffenkonzerne investiert. Davon entfallen rund 700 Millionen Franken auf die Tabakkonzerne Altria und Philip Morris.

Eine halbe Milliarde Franken hat die SNB in Boeing investiert, den zweitgrössten Waffenhersteller der Welt (und Herstellerin der F/A-18-Jets). Mit Raytheon findet sich im Tresor gar ein ehemaliger Hersteller von Streubomben. Diese Waffenart ist besonders verpönt, vor allem wegen der langzeitigen Bedrohung der Zivilbevölkerung durch die unkontrollierte Verteilung von Blindgängern; zwischen fünf und 30 Prozent explodieren nicht sofort. Die Bomben des US-Waffenherstellers werden gemäss verschiedenen Berichten im ­Jemen auch gegen Zivilisten eingesetzt. Rund 170 Millionen Franken hat die SNB in Aktien dieses Unternehmens investiert.

Bei Honeywell sind es gar 
300 Millionen Franken. Das US-Unternehmen findet sich auf der Liste der Atomwaffenproduzenten. Mit Northrop Grumman findet sich noch ein weiterer grosser US-Waffenproduzent im Depot unserer Währungshüter. 170 Millionen Franken hat die SNB dort ­investiert.

Diese Engagements der Nationalbank gefällt vielen in der Schweiz gar nicht. Über 100'000 Schweizer haben das mit ihrer Unterschrift bezeugt: So ist im Sommer 2018 die Kriegsmaterial-Initiative zustande gekommen. Wir werden also darüber abstimmen, ob die SNB weiter in Waffenproduzenten investieren darf.  

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