Unfreiwilliges Roaming
Handy wählt sich ins ausländische Netz

Ausländische Handy-Netze sind so stark, dass sie die hiesigen überstrahlen. Statt ins Schweizer Netz wählt sich das Handy ins Ausland ein. Und das kann teuer werden.
Publiziert: 29.06.2020 um 12:11 Uhr
Franziska Scheven

Sogar weit ab von der Grenze entfernt kann es auf dem Handy auf einmal heissen: «Willkommen in Frankreich» oder «Willkommen in Deutschland».

Der Grund: Ausländische Mobilfunkantennen strahlen dermassen stark, dass sie weit in die Schweiz hineinreichen – bis zu 20 Kilometer. Demnach reichen die Strahlen teilweise bis ins Mittelland. Das berichtet die «Luzerner Zeitung».

Laut der Zeitung berichten Betreiber von Bergwirtschaften und Ausflügler im Kanton Solothurn davon, dass ihr Handy sich unfreiwillig in das ausländische Netz einwählt. Und das kann teuer werden: Der Kunde zahlt im ausländischen Netz Roaming-Gebühren.

Wer Auslands-Surfen, -Telefonie und -Texten nicht im Abo inklusive hat, riskiert unfreiwillig höhere Kosten.
Foto: Franziska Scheven
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Ausländischer Handyempfang mitten in der Schweiz

«In Höhenlagen können ausländische Netze mehrere Kilometer weit in die Schweiz einstrahlen», bestätigt ein Sprecher des Bundesamtes für Kommunikation (Bakom) gegenüber der Zeitung.

Auch Wanderer auf der ersten Jurakette im Naturpark Thal berichten von dem Problem. Luftlinienmässig sind es fast 25 Kilometer bis zur französischen Grenze. Betroffen sind auch Handynutzer im Baselbiet und im Thurgau.

«Während wir über 5G-Antennen und Strahlengrenzwerte diskutieren, strahlen ausländische Netze weit in die Schweiz hinein», sagt der Bündner CVP-Nationalrat Martin Candinas (39) aus Surselva gegenüber der Zeitung. In seiner Heimat wählt sich das Handy regelmässig in das italienische Netz ein.

Ausländische Antennen sind stärker eingestellt

Das Problem: Im Ausland dürfen die Antennen teilweise stärker eingestellt werden. In der Schweiz herrschen strengere Richtlinien. Das Handy entscheidet sich dann immer für das stärkere Netz, um den Nutzer den best möglichen Empfang zu garantieren. Ist das ausländische Netz also stabiler, obwohl man sich nicht im entsprechenden Land befindet, wechselt das Natel.

«Diese unbefriedigende Situation beruht primär auf den international festgelegten zulässigen Pegeln für Mobilfunk entlang der Grenzen», erklärt eine Swisscom-Sprecherin gegenüber der Zeitung.

Teurere Gebühren

Das Netz-Chaos an der Grenze und darüber hinaus führt nicht selten auch zu Frequenzstörungen. Man sei «im regelmässigen Austausch mit den ausländischen Anbietern, um innerhalb des gesetzlichen Rahmens die Einschränkungen für die Kunden zu minimieren», so die Sprecherin weiter.

Das Problem hat nicht nur Auswirkungen auf den Empfang. Auch die Kosten könnten explodieren.

Wer kein Abo hat, dass unlimitiertes Handynutzen im Ausland inkludiert, könnte auf einmal mit einer höheren Rechnung dastehen. Das Surfen, Texten und Telefonieren ist im Ausland dann teurer. Die schnelle Lösung: Das Handy so einstellen, dass es vor einem Wechsel ins ausländische Netz anfragen muss.

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