Umfrage zeigt
Digitalisierung macht Schweizern in der Pandemie Hoffnung

Die Schweizer stehen der Digitalsierung zunehmend positiv gegenüber, wie eine neue Umfrage zeigt. Das dürfte auch mit der aktuellen Corona-Krise zusammenhängen.
Publiziert: 30.10.2020 um 12:15 Uhr
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Aktualisiert: 01.11.2020 um 17:49 Uhr

Die Digitalisierung ist in den letzten Monaten durch die aktuelle Corona-Krise zügig vorangeschritten. Eine Befragung der internationalen Strategieberatung Oliver Wyman unter 1500 Personen habe gezeigt, dass die meisten Bürgerinnen und Bürger der Schweiz Internet und Technologie positiv gegenüberstehen, wie das Unternehmen mitteilt.

Obwohl die Schattenseiten der Digitalisierung in Bezug auf Arbeitsplätze, Datenschutz und Gesundheit auch in diesem Jahr wieder zur Diskussion gestanden hätten, seien die damit verbundenen Hoffnungen für die meisten Bevölkerungsgruppen generell gestiegen, während die Ängste abgenommen hätten.

Mehr Jobs dank mehr Homeoffice

So gehen dieses Jahr 60 Prozent der in der Schweiz wohnhaften Personen davon aus, dass Internet und Technologie neue Jobs schaffen wird. Im Jahr zuvor lag dieser Wert noch bei 58 Prozent. Während die Zustimmungsrate bei den Arbeitstätigen stabil geblieben ist (2020: 58%; 2019: 59%), ist diese bei Erwerbslosen (2020: 65%; 2019: 41%) sowie Schülern und Studenten (2020: 71%; 2019: 65%) gestiegen.

Ängste, aber auch Hoffnung: Schweizer sehen die Digitalisierung zunehmend positiv.
Foto: Keystone

«Diese Unterschiede lassen sich auch darauf zurückführen, dass die Digitalisierung mittel- bis langfristig Arbeitsplätze und -bedingungen schaffen wird, welche eine stärkere Verbreitung von Homeoffice und flexiblere Arbeitsformen begünstigen», sagt Nordal Cavadini, Partner bei Oliver Wyman.

Einschätzung für Verkehr und Logistik am pessimistischsten

Auch innerhalb einzelner Industriezweige gibt es markante Unterschiede: Im Gross- und Einzelhandel sind die positiven Einschätzungen zu den Jobaussichten deutlich gestiegen (von 2019: 38% auf 2020: 59%), während sie in den Bereichen Verkehr und Logistik von 54 auf 43 Prozent gesunken, und damit im Branchenvergleich am niedrigsten sind.

Gemäss Cavadini ist dies mitunter «ein Indikator dafür, wie stark die aktuelle Krise die Mitarbeitenden der Verkehrs- und Logistikbranche, also beispielsweise von Fluggesellschaften, verunsichert». Auf der anderen Seite sehe man beim Handel Chancen, die sich aufgrund von Entwicklungen bei Internet und Technologie trotz Pandemie eröffnen: der Online-Boom zahlt beispielsweise darauf ein.

Digitaltage widmen sich Ängsten und Hoffnungen

Weiterhin zuversichtlich sind Mitarbeitende der Informations- und Kommunikationsindustrie, von denen 71 Prozent davon ausgehen, dass zukünftig neue Jobs für sie geschaffen werden. Der Anteil der Bevölkerung, der sich von der Technologie zurückgelassen sieht, beträgt 21 Prozent und ist damit im Vergleich zum Vorjahr über die Gesamtbevölkerung hinweg betrachtet kaum (20 Prozent), bei den Arbeitstätigen aber leicht gestiegen (von 21 auf 24 Prozent).

«Bei den Schweizer Digitaltagen stehen genau diese Ängste und Hoffnungen bezüglich des digitalen Wandels im Mittelpunkt. Vom 1. bis 3. November haben Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, ihre Wünsche für die digitale Zukunft einzubringen. Die Besucher erwarten mehr als 400 kostenlose Online- und Offline-Angebote, die den Dialog fördern, Zukunftskompetenzen stärken und zur Inspiration einladen», sagt Diana Engetschwiler, Gesamtprojektleiterin der Schweizer Digitaltage.

Pandemie hat Vorteile digitaler Medien gezeigt

Steigende Hoffnungen für digitale Innovationen in der Gesundheitsbranche
Die Hoffnungen auf bessere Technologien für Krankheitsdiagnosen und Heilung haben im Vergleich zum Vorjahr geschlechts- und altersunabhängig zugenommen und betragen 59 Prozent (2019: 54%). Insbesondere jüngere Generationen stimmen häufiger zu (78%), dass Internet und Technologie die Krankheitsdiagnose und Heilung verbessern, als noch 2019 (53% Zustimmung).

Für Kolja Dutkowski, Principal im Bereich Digital bei Oliver Wyman, ist dies wenig überraschend: «Durch die aktuelle Pandemie haben viele Personen die Vorteile digitaler Medien kennengelernt. Durch Fernkonsultationen über Videotelefonie konnte beispielsweise das Risiko verringert werden, beim Arztbesuch angesteckt zu werden. Zudem haben wohl viele Personen spätestens mit der Einführung der SwissCovid App erkannt, dass neue Technologien wichtige Massnahmen zur Eindämmung des Virus – beispielsweise das Contact Tracing – deutlich vereinfachen».

Zunehmende Bereitschaft, persönliche Daten weiterzugeben

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Bereitschaft, Daten an Dritte weiterzugeben, ebenfalls leicht gestiegen (von 2019: 33 auf 2020: 37 Prozent). Das Vertrauen, dem Gesundheitssektor persönliche Daten bereitzustellen, erreicht die höchste Zustimmung, Online-Händler und Technologiefirmen die niedrigste Zustimmung.

Aufgrund der aktuellen Pandemie stieg in der Schweiz dieses Jahr erneut das Vertrauen in Internet und Technologie. Die Digitalisierung ermöglicht es vielen Branchen, in der aktuellen Situation verhältnismässig besser aufgestellt zu sein. Das Fazit von Cavadini:«Für Unternehmen, öffentliche Institutionen und NGOs sollte es deshalb das Ziel sein, möglichst rasch digitale Prozesse, Lösungen und Services, die sich in der Krise bewährt haben, zu übernehmen.»

Das sind die Digitaltage

Wie soll die digitale Zukunft der Schweiz aussehen? Um dieses Thema drehen sich die Schweizer Digitaltage. Vom 1. bis 3. November kann man sich zu den unterschiedlichsten Auswirkungen der Digitalisierung austauschen, informieren und inspirieren lassen.

Über 400 Veranstaltungen finden online und im ganzen Land verteilt statt. Und das alles gratis. In den sogenannten Learning Labs kann man in 45 Minuten eine neue digitale Fähigkeit erwerben. Es gibt die Möglichkeit sich direkt einzubringen und über die Digitalisierung mitzudiskutieren. Hochkarätige Redner, darunter drei Bundesräte, nehmen an Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Interviews teil. Für Unterhaltung sorgen ausserdem Shows und Start-up-Battles.

Die Themen sind sehr vielfältig und reichen von E-Learning bis hin zum digitalen Gesundheitswesen. Man kann sich beispielsweise informieren über Bekämpfung von Fake News, Cybersicherheit in der Arbeitswelt, Innovationen im Klimawandel oder Smart Citys. Es spielt keine Rolle, wie gut man sich in der digitalen Welt auskennt. Es gibt Anlässe sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene. Aline Leutwiler

Wie soll die digitale Zukunft der Schweiz aussehen? Um dieses Thema drehen sich die Schweizer Digitaltage. Vom 1. bis 3. November kann man sich zu den unterschiedlichsten Auswirkungen der Digitalisierung austauschen, informieren und inspirieren lassen.

Über 400 Veranstaltungen finden online und im ganzen Land verteilt statt. Und das alles gratis. In den sogenannten Learning Labs kann man in 45 Minuten eine neue digitale Fähigkeit erwerben. Es gibt die Möglichkeit sich direkt einzubringen und über die Digitalisierung mitzudiskutieren. Hochkarätige Redner, darunter drei Bundesräte, nehmen an Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Interviews teil. Für Unterhaltung sorgen ausserdem Shows und Start-up-Battles.

Die Themen sind sehr vielfältig und reichen von E-Learning bis hin zum digitalen Gesundheitswesen. Man kann sich beispielsweise informieren über Bekämpfung von Fake News, Cybersicherheit in der Arbeitswelt, Innovationen im Klimawandel oder Smart Citys. Es spielt keine Rolle, wie gut man sich in der digitalen Welt auskennt. Es gibt Anlässe sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene. Aline Leutwiler

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