Trotz steigender Altersarmut
Zehntausende Rentner verzichten auf Ergänzungsleistungen

Viele ärmere alte Menschen holen sich keine Hilfe vom Staat – obwohl sie Anrecht auf Ergänzungsleistungen hätten, schreibt der «Beobachter».
Publiziert: 26.11.2022 um 13:04 Uhr
Andrea Haefely («Beobachter»)

Ein Fünftel der Schweizer Bevölkerung über 65 Jahren ist von Armut betroffen oder gefährdet. Zu diesem Schluss kommt der aktuelle Altersmonitor der Stiftung Pro Senectute.

Die prekäre Lebenssituation der Seniorinnen und Senioren käme unter anderem daher, dass diese keine Ergänzungsleistungen (EL) beantragt haben, sagt Peter Burri von Pro Senectute. «Wir gehen von einer Dunkelziffer von mehreren Zehntausend Personen aus, die keine Ergänzungsleistungen erhalten, obwohl sie dazu berechtigt wären.» Es dürfte sich weitgehend um Ältere handeln, die nicht in einem Altersheim leben. Denn bei Alters- und Pflegeheimbewohnern kann man davon ausgehen, dass im Zweifelsfall EL beantragt werden.

Frauen doppelt so häufig betroffen

Als arm gelten der Studie zufolge 46'000 ältere Menschen – also 3,1 Prozent der Schweizer Bevölkerung über 65. Die Grenze liegt bei einem Vermögen unter 30'000 Franken und einem Monatseinkommen von 2279 Franken, was dem Existenzminimum entspricht. Zudem besitzen diese Personen kein Wohneigentum, sie leben also in einer Mietwohnung.

Die Altersarmut in der Schweiz nimmt zu. Im Foto eine ältere Frau im Ausverkauf in Luzern. (Symbolbild)
Foto: Keystone
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Frauen sind von Altersarmut fast doppelt so stark betroffen wie Männer. Das liegt an der geschlechtsspezifischen Rollenverteilung: Der Mann ging arbeiten und vermehrte sein Altersguthaben, während die Frau über weite Strecken ihres Lebens zu Hause blieb, was zu entsprechenden Lücken in ihrer Altersvorsorge führte. Weitere Risikofaktoren sind: eine niedrige Schulbildung, nicht verheiratet oder Ausländerin zu sein.

Besonders häufig leben armutsbetroffene Rentnerinnen und Rentner ohne EL auf dem Land. Das dürfte auch soziokulturelle Gründe haben. «In kleinen, ländlichen Gemeinden kennt man sich und schämt sich dafür, eine finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand zu empfangen», schreiben die Verfasserinnen der Studie dazu.

Beobachter
Artikel aus dem «Beobachter»

Dieser Artikel wurde aus dem Magazin «Beobachter» übernommen. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.beobachter.ch.

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