«Es kann zu Diesel-Engpässen kommen»
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Ölexpertin Cornelia Meyer:«Es kann zu Diesel-Engpässen kommen»

Trotz neuem Embargo
Aufatmen an der Zapfsäule – Diesel wird nicht teurer

Seit Sonntag darf Russland keinen Diesel und keine anderen verarbeiteten Rohölprodukte mehr nach Europa und in die USA liefern. Das hat die Preise im Vorfeld verteuert, im Moment droht kein weiterer Preisanstieg
Publiziert: 06.02.2023 um 01:09 Uhr
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Aktualisiert: 06.02.2023 um 11:38 Uhr
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Seit Sonntag gilt das schärfste Ölembargo gegen Russland. Ab sofort dürfen auch keine raffinierten Produkte mehr in die EU, die USA – oder eben auch in die Schweiz eingeführt werden. Für die renommierte Ölexpertin Cornelia Meyer ist deshalb klar: «Dieses Produktembargo hat nun grössere Konsequenzen vor allem für Europa. Nach dem Ölembargo lieferte Russland das Öl nach China oder Indien, Europa konnte seinen Rohölbedarf durch andere Quellen decken. Das wird nun wesentlich komplizierter.»

Das habe damit zu tun, dass Europa gerade beim Diesel viel stärker von Russland abhängig sei. Auch die Erschliessung anderer Lieferanten werde jetzt schwieriger, so Meyer. «Das hat unter anderem mit der Grösse der Dieseltanker zu tun, die eine geringere Kapazität haben als die grossen Rohölschiffe.»

Lange Lieferfristen

Ziel des Embargos ist es, die Kriegskasse von Kreml-Herrscher Wladimir Putin (70) endlich etwas zu leeren. Denn diese ist dank der bisherigen Öl- und Rohstoffexporte immer noch prall gefüllt. Das könnte sich nun ändern: «Das Produktembargo trifft auch Russland, denn die Verschiffung von Diesel nach Europa dauert rund sechs Tage, der Transport nach China und Indien dagegen bis zu 40 Tage.»

Seit Sonntag gilt das Embargo gegen russische Mineralölprodukte.
Foto: Bloomberg via Getty Images
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Es dauert also wesentlich länger, bis der Rubel rollt und wegen der kleineren Schiffe erst noch in geringerem Ausmass. In Europa drohen temporäre Engpässe: «Selbst wenn nun Indien in die Bresche springt und russisches Öl zu Diesel raffiniert und dann wieder nach Europa exportiert, dauert es länger, bis der Nachschub in Europa ist», glaubt Meyer.

Kein Preisanstieg

Was bedeutet das nun für den Dieselfahrer, der morgen an der Zapfsäule in der Schweiz sein Auto volltanken will. Nichts Schlimmes, sagt Ramon Werner (53), Geschäftsführer des Treib- und Brennstoffhändlers Oel-Pool, der unter anderem die Ruedi-Rüssel-Tankstellen betreibt: «Mich würde es sehr wundern, wenn es nochmals zu einem Preisanstieg käme – im Gegenteil. In den letzten Tagen hat sich die Lage sogar etwas entspannt.»

Eine kurze Verschnaufpause, denn in den letzten Wochen hatte sich der Dieselpreis immer mehr von den Preisen für Benzin bleifrei entfernt. «Das hat immer noch mit dem Nachholbedarf nach Corona zu tun», sagt Werner. «Zudem haben viele Unternehmen Diesel für ihre Notstromaggregate gekauft.» Doch nun seien die Lager gut gefüllt, der Kunde werde vom verschärften Embargo an der Zapfsäule vorerst nichts merken.

Das könnte sich aber schnell ändern: «Eine Prognose ist schwierig, da die Unsicherheit im Markt durch den Krieg in der Ukraine stark zugenommen hat», sagt Werner.

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