Trotz Importverbot
Russisches Gold wandert weiterhin in die Schweiz – und das gleich tonnenweise!

Gold gilt als Problem-Rohstoff. Kinder schürfen es in Kleinstminen unter Gefährdung ihres Lebens. Autoritäre Regimes halten sich dank Goldverkäufen an der Macht. Auch für Russland ist Gold zu Zeiten des Ukraine-Kriegs ein wichtiger Exportschlager.
Publiziert: 22.11.2022 um 10:20 Uhr
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Aktualisiert: 22.11.2022 um 14:17 Uhr
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Sarah FrattaroliStv. Wirtschaftschefin

Die Schweiz hat den Import russischen Goldes Anfang August verboten. Dennoch wird weiterhin fröhlich russisches Gold in die Schweiz importiert – und das ganz legal. Im August etwa, nach Einführung des Importverbots, waren es 5,7 Tonnen im Wert von mehr als 312 Millionen Franken.

Das Schweizer Importverbot ist löchrig: Es gilt nur für Gold, das nach dem 4. August aus Russland ausgeführt wurde. Wenn das Gold zwar aus Russland stammt, aber seit längerem in einem Londoner Tresor lag, fliesst es weiterhin problemlos in die Schweiz.

Wer hinter den Importen von russischem Gold der letzten Monate steckt, ist unklar. Die grossen Raffinerien waren es laut eigenen Beteuerungen nicht. «Eine Stunde nach der Meldung über den Kriegsausbruch am 24. Februar haben wir sämtliche Geschäfte mit russischen Firmen und Banken abgebrochen», sagt etwa Robin Kolvenbach (37), Co-CEO der Tessiner Goldraffinerie Argor-Heraeus. Die anderen grossen Schweizer Goldraffinerien handelten gleich: Russisches Gold ist ein zu heisses Eisen geworden.

Wladimir Putin füllt seine Kriegskasse auch mit Geld aus dem Goldexport. (Archivbild)
Foto: imago images/ZUMA Wire
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Goldwäsche in Dubai

Infrage kommen private Investoren, die ihre russischen Goldbarren aus Drittländern in die Schweiz verschieben. So oder so ist die Zollstatistik irreführend: Als Ursprungsland wird jenes Land angegeben, wo das Gold hergestellt oder wo die letzte wesentliche Verarbeitung durchgeführt wurde. Will heissen: Wenn Goldbarren umgeschmolzen werden, erhalten sie eine neue Ursprungsbezeichnung.

So kommt es auch, dass jeden Monat tonnenweise Gold aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) in die Schweiz importiert wird – obwohl es dort keine einzige Goldmine gibt. Dubai muss sich denn auch seit Jahren immer wieder Kritik anhören, weil dort Gold aus problematischen Quellen gewaschen wird.

Bislang ging es dabei vor allem um Gold aus afrikanischen Staaten. Mit dem Kriegsausbruch in der Ukraine allerdings sucht auch Russland nach neuen Abnehmern. 300 Tonnen Gold hat das Land letztes Jahr produziert, es ist nach China und Australien der drittgrösste Goldförderer der Welt. Es ist unwahrscheinlich, dass die russische Goldproduktion seit Kriegsausbruch abgenommen hat, schliesslich zahlt der Export direkt auf Putins Kriegskasse ein.

Nazi- und Apartheid-Gold

Aufgrund des zweifelhaften Rufs von Dubai als Goldwäscherei-Standort nehmen drei der vier grossen Schweizer Goldraffinerien seit Jahren kein Gold von dort mehr entgegen. Einzig die Tessiner Raffinerie Valcambi kauft noch Dubai-Gold.

Ob direkt mit Herkunftsstempel «Russland» oder indirekt via Dubai: Dass die Schweiz weiterhin russisches Gold importiert, sorgte im Sommer gar international für Schlagzeilen. Das liegt auch an der unrühmlichen Vergangenheit: Schweizer Banken und Goldraffinerien schlugen schon Gold für das Nazi-Regime, die Apartheid-Herrscher in Südafrika oder die Machthaber der Sowjetunion um – und hielten diese Regimes damit am Leben, so Kritiker. Die Vergangenheit wirkt nach – allen Beteuerungen, bei Putins Gold die Finger nicht im Spiel zu haben, zum Trotz.

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