Tourismus als Wirtschaftstreiber
250'000 Schweizer reisten 2017 nach Kroatien

Als Reiseland ist Kroatien dick im Geschäft. Auch Schweizer fahren und fliegen gerne an die Adria-Strände. Weniger gut läuft es für den Rest der Wirtschaft.
Publiziert: 15.07.2018 um 15:46 Uhr
|
Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:05 Uhr
Julia Fritsche

Klaudija Racic, Chefin des Zürcher Reisebüros Croaticum kommt ins Schwärmen: «Nationalparks und Unesco-Weltkulturerbestädte direkt am Meer, vorgelagerte Inseln mit einsamen Stränden oder Partydestinationen vom Feinsten», all das biete Kroatien.

Kein Wunder, hat Kroatien in den vergangenen Jahren einen Tourismusboom erlebt. 2017 haben 18,5 Millionen Touristen (+13 Prozent gegenüber Vorjahr) das Land an der Adria besucht.

Top-Destinationen waren die Städte Zagreb, Dubrovnik und Split. Bei den Inseln standen Krk, Pag und Losinj hoch im Kurs. Auch Schweizer fahren gerne nach Kroatien. 2017 waren es 250'000. Die Übernachtungen stiegen um 15 Prozent auf eine Million, so die Kroatische Zentrale für Tourismus.

Beliebt bei Touristen: Der Strand von Makarska in Kroatien.
Foto: Getty Images
1/2

3000 Franken pro Reise

Auch bei Croaticum wachse das Geschäft seit 2005 von Jahr zu Jahr, teils sogar zweistellig, so Klaudija Racic. Ihre Kunden buchten besonders gerne Ferien, die Erholung und Ausflüge kombinierten. Beliebt seien die Regionen Zadar/Sibenik, Split, Dubrovnik und auch die Inseln im Meer davor. «Immer mehr auch im Kommen ist das Hinterland», so Racic. 

Durchschnittlich lassen sich Schweizer ihren Besuch rund 3000 Franken kosten, weiss die Tourismuszentrale. Laut den Experten gehen sie besonders gerne in Vier- und Fünf-Sterne-Hotels. Aber es gibt auch jene, die gerne zelten.

Für Ferien an der Adria spricht die einfache Anreise. Unter anderen verbinden Swiss und Easyjet Zürich, Basel, Genf und Bern in rund eineinhalb Stunden mit Zagreb, Pula, Dubrovnik, Split und Zadar. Auch per Zug und Bus ist Kroatien nur eine Nachtreise entfernt. Laut dem Kroatienprofi Croaticum gibt es auch sehr viele Selbstfahrer, die dann mit dem eigenen Auto das Land erkunden.

Tourismus stützt die Wirtschaft

Sieben Franken für eine Portion Cevapcici, zwei Franken für eine Cola und unter sechs Franken für einen Sonnenschirm am Strand, das sind Richtwerte für Ausgaben vor Ort. «Kroatien ist definitiv keine Billigdestination», hält Racic fest. In den letzten Jahren seien die Preise eher gestiegen. Trotzdem stimme das Preis-Leistungs-Verhältnis, denn es sei auch viel in Infrastruktur und Service investiert worden.

Für die kroatische Wirtschaft ist der Tourismus ein wichtiger Faktor. Direkt trug der Wirtschaftszweig 2017 fast elf Prozent zum Einkommen des Landes bei, so die Zahlen des Branchenforums World Travel and Tourism Council. Dehnt man den Begriff Tourismus etwas aus, dann war es sogar ein Viertel. Die Branche beschäftigt bis zu 320'000 Personen. 

Stabiler Handel mit der Schweiz

Dem Tourismus und der erstarkten Binnennachfrage ist der wirtschaftliche Aufschwung in den letzten Jahren zu verdanken. Das Bruttoinlandprodukt stieg 2017 um 2,8 Prozent. Die Exportindustrie konnte vom EU-Beitritt profitieren, 2017 gab es einen neuen Rekord. Ausgeführt werden vor allem Pharmaprodukte, raffinierte Erdölerzeugnisse, Lebensmittelprodukte und Maschinen. Der Handel mit der Schweiz blieb zuletzt stabil. Die beiden Länder tauschten 2017 Waren im Wert von 422 Millionen Franken. 

Trotz positiver Entwicklung hat das Land weiter mit grossen Herausforderungen zu kämpfen. Dazu gehören die hohe Verschuldung, mangelnde Wettbewerbsfähigkeit und eine hohe Arbeitslosenquote (12 Prozent). Zudem wandern noch immer viele Junge aus.

Für Schlagzeilen bis in die Schweiz sorgten die Probleme des grössten Unternehmens Agrokor. Anfang Monat wurde bekannt, dass unter anderem die russische Sberbank das überschuldete Unternehmen übernimmt.

Kroatien ist zwar EU-Mitglied, offizielle Währung ist aber weiter die Kuna. Im Frühling hat die Regierung bekannt gegeben, dass der Euro in fünf bis sieben Jahren eingeführt werden soll. Allerdings ist das Thema politisch höchst umstritten. So müssen Touristen bis auf weiteres Kuna wechseln.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.