Thurgauer Arzt hat kühnen Plan
So kommt die Schweiz in acht Tagen aus dem Lockdown

In acht Tagen aus dem Lockdown! Das ist der kühne Plan des Thurgauer Arztes Thomas Krech, der BLICK vorliegt. Damit geht er weiter als die angekündigte Schnelltest-Offensive des Bundes.
Publiziert: 05.03.2021 um 16:52 Uhr
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Aktualisiert: 09.04.2021 um 16:46 Uhr
Nicola Imfeld

Thomas Krech (67) hat genug von den lästigen Corona-Massnahmen. Der Arzt und Unternehmer aus dem Kanton Thurgau hat ein brisantes Diskussionspapier entworfen, das in der Schweiz und jetzt auch in Bundesbern für Aufregung sorgt. Der kühne Plan: In acht Tagen aus dem Lockdown. Der Vorschlag geht deutlich weiter als die angekündigte Schnelltestoffensive des Bundes.

Krech ist ein E-Mediziner. Er betreibt in Frauenfeld die Misanto AG, einen Anbieter für Telemedizin. Mit seiner Firma führt er bereits einen bemerkenswerten Teil der Corona-Tests im Kanton Thurgau durch. Jetzt will Krech mehr, wie die «NZZ» und der Schweizer Gewerbeverband am Freitag berichten. In einem Papier, das BLICK vorliegt, skizziert der Arzt seine Idee.

Tag 0
Versand von 10 Millionen Antigen-Schnelltests. Jeder Schweizer Haushalt und die Menschen im nahen Grenzgebiet sollen ein Päckli erhalten. Und alles soll ganz einfach funktionieren. Krech setzt auf einen Test, bei dem die Entnahme nur im vorderen Bereich der Nase stattfindet. Innert Minuten erhält man das Resultat. Das Problem: In der Schweiz sind solche Schnelltests für die eigenen vier Wänden noch nicht zugelassen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) arbeitet aber daran.

Der Thurgauer Arzt Thomas Krech hat einen kühnen Corona-Plan.
Foto: PD
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Tag 1
Jetzt gehts so richtig los. Die Menschen führen den Test daheim durch. Alle Einwohner sind dazu aufgerufen, das Testresultat online in einer zentralen Datenbank zu erfassen. Wer positiv ist, muss sich sofort isolieren. Auch die Mitbewohner müssten in Quarantäne. Krech rechnet mit 50'000 positiven Befunden.

Tag 2
Jeder der am ersten Tag positiv war, muss jetzt noch den sicheren PCR-Test machen, um das Resultat zu bestätigen. Das Röhrchen für den Spucktest wurde bereits nach Hause geschickt. So soll vermieden werden, dass man unnötig in der Isolation sitzt.

Tag 3
Wer beim PCR-Test erneut Corona-positiv war, muss zehn Tage lang in der Isolation bleiben. Kresch rechnet mit etwa 40'000 Personen.

Tag 4
Erneuter Versand von 10 Millionen Antigen-Schnelltests.

Tag 5
Das Spiel beginnt von vorne. Mit dem zweiten Selbsttest sollen nun wirklich alle Corona-Fälle erkannt werden. Denn am ersten Tag dürfte es einige Infizierte gegeben haben, die noch nicht genug Viren im Körper hatten.

Tag 6
Jetzt wird wieder kontrolliert. Jeder der am fünften Tag positiv war, muss den sicheren PCR-Test machen, um das Resultat zu bestätigen.

Tag 7
Wer auch beim PCR-Test positiv ist, muss isoliert bleiben. Krech rechnet mit ungefähr 8000 Menschen.

Tag 8
Fertig Lockdown! Sollten genügend Haushalte mitgemacht haben, wurde nun ein grosser Teil aller Infizierten erkannt und isoliert. Krech erwartet, dass die Fallzahlen in der Folge schlagartig sinken würden. Bedeutet: Bund und Kantone können die Einschränkungen des sozialen und wirtschaftlichen Lebens aufheben.

Tag 9
Nach dem Kraftakt der letzten Tage geht es darum, die Schweiz in der Folge möglichst virenfrei zu halten. Krech schlägt vor, dass an den Grenzübergängen weiterhin alle Einreisenden einen Schnelltest machen müssen. Weiter soll es Massentests geben, aber nicht mehr flächendeckend. Und: An der Maskentragpflicht soll festgehalten werden.

Post und Roche wären bereit

Aber ist das alles umsetzbar? Krech betont im Gespräch mit BLICK, dass die Schweizer Firmen bereit seien. So habe ihm der Basler Pharmakonzern Roche bestätigt, dass man die benötigten 20 Millionen Antigen-Schnelltests auf Lager hat. Und die Post sicherte dem Arzt zu, dass sie als Logistikunternehmen die Verteilung in alle Haushalte organisieren könnte. Krech würde eine Vorbereitung etwa zwei Wochen dauern. Die Kosten schätzt er auf einmalig 400 Millionen Franken, danach auf täglich etwa 10 Millionen für die Tests an den Grenzen.

Sein Plan wurde im Bundesrat diskutiert

Der Mega-Plan des Thurgauers wird in Bern heiss diskutiert. An der Bundesratssitzung war das Papier ein Thema. Doch Gesundheitsminister Alain Berset (48) entschied sich für eine weniger kühne Variante und lancierte die am Freitag angekündigte Schnelltest-Offensive des Bundesrats. «Schade, ich bin überzeugt von meiner Idee», sagt Krech zu BLICK. «Aber ich bin froh, dass immerhin etwas passiert.»

Er gibt nicht auf, will weiter Druck auf die Politik ausüben. Denn Krech glaubt fest daran, dass man nur mit viel Testen dem Virus mittelfristig Heer werden kann. «Wir könnten Corona innert acht Tagen unter Kontrolle bringen», hält er fest.

Ob die Strategie im Falle einer Umsetzung aufgehen würde, hängt aber von der Motivation von Herr und Frau Schweizer ab. Denn nur wenn genügend Haushalte mitmachen, könnten die Ansteckungszahlen markant zurückgehen. Krech hat auch dafür eine Antwort parat: Mit einer Informationsoffensive des Bundes soll es klappen. Auch Schulen und Firmen sollen einbezogen werden. «Das kann klappen», gibt er sich selbstbewusst.

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