Thuner Wirt wollte Pub an Private vermieten
Öffnung zweimal bewilligt – und wieder verboten

Restaurants versuchen, die Massnahmen auszutricksen: Sie «vermieten» ihre Räume an Privatpersonen. Das McArthurs Pub in Thun BE erhielt gleich zweimal eine Bewilligung dafür. «Doch immer wieder folgte eine behördliche Kehrtwende», klagt der Wirt an.
Publiziert: 12.04.2021 um 18:26 Uhr
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Aktualisiert: 16.04.2021 um 17:00 Uhr
Nicola Imfeld

Das Zürcher Steakhouse Smith and de Luma sorgte letzten Freitag für mächtig Wirbel. Der Wirt öffnete seine In-Beiz am Abend zuvor und vermietete die Räume an Gäste für ein «Private Dining»-Erlebnis. Als die Behörden wenige Stunden später Wind von der Aktion bekamen, verging dem Restaurant-Betreiber plötzlich der Appetit. Das Lokal machte wieder dicht, die Stadtpolizei Zürich ermittelte (Blick berichtete).

Blick weiss: Das Smith and de Luma ist keine Ausnahme. Hinter dem cleveren Trick mit der Restaurant-Vermietung steckt der Dachverband Gastrosuisse. Dieser hat Ende März in seinem Newsletter die Wirte über die Möglichkeit informiert, Räumlichkeiten an Privatpersonen zu vermieten. «Nach Rücksprache mit dem BAG», hält Gastrosuisse gegenüber Blick fest.

Auch Tony McArthur (41) wollte seine Bars auf Empfehlung von Gastrosuisse wieder öffnen. Der Schotte betreibt in Thun BE und Lenzburg AG die gleichnamigen Pubs. «Als ich davon gelesen habe, nahm ich sofort den Telefonhörer in die Hand», sagt er. Sein Plan: Die Bars an Privatpersonen vermieten, die durch ein Catering verpflegt würden.

Tony McArthur, Inhaber der McArthurs Pubs in Thun und Lenzburg, ärgert sich über die Behörden.
Foto: Zvg
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Ein Hin und Her mit den Behörden

In Lenzburg blocken die Behörden schnell ab. In Thun aber läuft alles nach Plan. Die Gewerbepolizei bestätigt McArthur kurz vor Ostern am Telefon, dass er sein Lokal für Veranstaltungen vermieten dürfe. Der Wirt verkündet über die Feiertage die frohe Botschaft in den sozialen Netzwerken. Es entsteht ein Run – die Thuner freuen sich auf Burger und Bier im legendären McArthurs Pub. «Wir waren schnell ausgebucht», erzählt der Inhaber.

Doch nach Ostern melden sich die Behörden. Beamte sind auf die Werbung in den sozialen Medien aufmerksam geworden. Die Thuner Gewerbepolizei weist den Wirt in einem E-Mail zurecht. Vom Telefongespräch will man nichts mehr wissen. McArthur interveniert, sagt, er hätte alles vorrangig abgeklärt.

Stunden später schaltet sich die Gesundheitsdirektion des Kantons Bern ein. In einem E-Mail, das Blick vorliegt, erteilt die Behörde McArthur am 7. April doch wieder die Zusage: «Wir bestätigen Ihnen hiermit, dass Sie Ihre Räumlichkeiten an Familien- oder Freundesgruppen von bis zu 10 Personen (drinnen) respektive 15 Personen (draussen) vermieten dürfen.»

«Behörden haben immer noch keinen Plan»

«Ich habe mich zwar sehr gefreut», sagt Tony McArthur. «Aber gleichzeitig habe ich mich auch gefragt, wieso es im Kanton Bern möglich sein soll und im Kanton Aargau nicht.»

Doch auch in Thun sollte es kein Happy End geben. Zwei Tage nach der (neuerlichen) Zusage kontaktiert ihn die Gesundheitsdirektion des Kantons Bern erneut. Es folgt die zweite Kehrtwende der Behörden: «Leider hat sich in der Zwischenzeit nach Rücksprache mit dem Bund ergeben, dass das Catering doch nicht zulässig ist.»

Ein Schlag ins Gesicht für McArthur. «Ich verstehe die Corona-Massnahmen. Dieses Virus müssen wir alle ernst nehmen», sagt er zu Blick. «Aber dieses ewige Hin und Her ist für mich unverständlich. Jetzt stecken wir seit über 13 Monaten in dieser Pandemie. Und die Behörden haben immer noch keinen Plan», regt sich McArthur auf.

«BAG hat Bestimmungen geändert»

Auch bei Gastrosuisse hat man kein Verständnis. Das BAG habe die Bestimmungen am 8. April erneut geändert und die Vermietungen von Restaurants so praktisch verunmöglicht. «Laufende Anpassungen der Regeln sind sowohl für unsere Gäste wie auch unsere Mitglieder anspruchsvoll und verunmöglichen eine Planung», schreibt der Verband auf Blick-Anfrage.

Tony McArthur bleibt nichts anderes übrig, als die Wiedereröffnung abzublasen. Den Gästen zahlt er das Geld umgehend zurück. «Es ist einfach peinlich. Da machen wir eine riesige Ankündigung, und dann müssen wir doch alle enttäuschen.»

Schlauer als die Polizei erlaubt
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Schlauer als Polizei erlaubt:Diese Zürcher In-Beiz bewirtete Gäste trotz Massnahmen


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